Aus Angst vor der Ukraine
Putins Truppen bauen ihre Verteidigung rasant aus

Nachdem sich Putins Truppen aus bereits eroberten Gebieten zurückziehen mussten, bauen die Russen ihre Verteidigungslinie zu einer Festung aus – und zwar in einem irren Tempo, wie neueste Satellitenbilder beweisen.
Publiziert: 15.12.2022 um 15:58 Uhr
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Die Russen bauen in Windeseile ihre Verteidigung aus, wie dieses Satellitenbild aus der Region Cherson zeigt.
Foto: ISW

Sie ziehen tiefe Gräben in die Erde, errichten kleine Bunker und stellen Panzersperren auf, wegen ihres Aussehens auch Drachenzähne genannt. Die Russen verstärken ihre Verteidigungslinie mit Hochdruck.

Zum Beispiel bei Popasna. Die Stadt wurde im Mai von Putins Truppen erobert. In nur elf Tagen haben Soldaten eine regelrechte Festung gebaut. Darunter lange Schützengräben samt Schiessständen und Drachenzähnen. Das schaffen die Soldaten aber nicht allein mit Muskelkraft. Um die tiefen Furchen in die Erde zu ziehen, sind Hochgeschwindigkeits-Grabenfräsen vom Typ BTM-3 im Einsatz.

Das Ziel ist klar: Unter keinen Umständen sollen die Ukrainer hier durchkommen können. Russland hat Angst, weitere Gebiete zu verlieren. Wladimir Putins (70) Truppen mussten sich aus bereits eroberten Gebieten zurückziehen. Im Oktober konnten die Ukrainer nach eigenen Angaben mehr als 400 Quadratkilometer Gebiet in der Region Cherson zurückerobern.

«Es sind nur Löcher im Boden»

Im November folgte dann der Rückzug der Russen aus der Stadt Cherson. Mit der neuen Verteidigungsstrategie soll ein weiteres Debakel verhindert werden. Doch Militär-Experten haben da ihre Zweifel. «Es sind nur Löcher im Boden, wenn sie nicht von motivierten, disziplinierten Soldaten gehalten werden, die von Artillerie, mobilen Reserven und Logistik unterstützt werden», sagt Philip Wasielewski vom US-Thinktank Foreign Policy Research Institute zur «New York Times». Besonders deutlich sei dies beim Rückzug aus der Stadt Cherson geworden. Auch hier hatten die Russen zuvor ihre Verteidigungslinie ausgebaut, nur um dann doch flüchten zu müssen.

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Daher sehen auch russische Militär-Blogger, wie zum Beispiel der Moskauer Igor Strelkow, das Ausheben von Gräben nahe der Front kritisch. Das koste nur unnötig viele Männer das Leben und sei auch sonst nicht nachvollziehbar. Die Ukrainer haben längst bewiesen, dass sie trotz solcher Bauten vorrücken können. Zudem können solche Linien mit einer guten Artillerie unter Beschuss genommen werden – aus sicherer Entfernung.

Russen fürchten sich vor Einmarsch der Ukrainer

Nicht nur an der Front, sondern auch in Russland selbst werden die Verteidigungsanlagen weiter ausgebaut. Seit Herbst haben die russischen Behörden den Bau von Befestigungsanlagen in den Grenzregionen beschleunigt.

In seinem täglichen Bericht zur russischen Offensive in der Ukraine schätzte das britische Verteidigungsministerium, dass diese Bemühungen um Grenzverstärkung wahrscheinlich die Absicht hätten, «patriotische Gefühle» der russischen Bevölkerung anzuregen. Aber es zeige auch, dass einige russische Entscheidungsträger tatsächlich an eine «glaubwürdige Bedrohung eines Einmarsches» der ukrainischen Truppen glaubten.

Russland hat der Ukraine in den vergangenen Wochen verstärkte Angriffe auf russisches Territorium vorgeworfen. Anfang Dezember hatte Moskau Kiew beschuldigt, für Drohnenangriffe auf zwei entscheidende Militärflugplätze in Zentralrussland verantwortlich zu sein. (jmh/AFP)

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