Das ist heute Abend passiert
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Knall in Österreich:Deshalb tritt Sebastian Kurz als Kanzler zurück

Auch als Ex-Kanzler will Österreichs gestrauchelter Strahlemann die Fäden ziehen
Schluss mit Kurz? Oder nur kurz weg?

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (35) stolperte über Textnachrichten und Zeitungsinserate. Und gab am Samstagabend schliesslich seinen Rücktritt. Aber: Die Macht innerhalb seiner Partei gibt er nicht ab. Plant der Ausnahmepolitiker schon sein Kanzler-Comeback?
Publiziert: 11.10.2021 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2021 um 08:24 Uhr
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Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündete am Samstagabend seinen Rücktritt.
Foto: keystone-sda.ch
Michael Sahli

So schnell kann es gehen. Unlängst galt Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (35, ÖVP) noch als «Wunderwuzzi» (österreichisch für Alleskönner). Als politisches Ausnahmetalent, das mit 31 Jahren zum jüngsten Regierungschef der Welt wurde. Heute ist davon nicht mehr viel übrig: Kurz verkündete am Samstagabend seinen Rücktritt, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn und einige Vertraute wegen Korruption ermittelt. Und ihn auch der Koalitionspartner, die Grünen, fallen gelassen hat. Trotzdem will Kurz an den Machthebeln seiner Partei bleiben. Hofft er auf ein Comeback?

Kurz hielt am Samstag noch seine Rücktrittsrede, als eine seiner Vertrauten schon die Rückkehr ins Kanzleramt verkündete. «Alexander Schallenberg wird zeitlich befristet die Funktion des Bundeskanzlers übernehmen», schrieb Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (42, ÖVP) auf Twitter. Und: «Ich bin sicher, dass Sebastian Kurz alle Vorwürfe entkräften und bald als Bundeskanzler ins Amt zurückkehren wird.»

Zieht Kurz weiterhin die Fäden im Hintergrund?

Kurz sprach selber auch nicht von «Rücktritt», sondern von «Platz machen». Er verkündete, ÖVP-Chef zu bleiben und die Fraktionsführung im Parlament übernehmen zu wollen: «Ich werde die Chance nutzen, die Vorwürfe, die gegen mich erhoben worden sind, zu entkräften.» Er pocht auf die Unschuldsvermutung.

Der Rücktritt erscheint so eher als eine strategische Neuausrichtung. In der neuen Funktion, so befürchtet die Opposition, ist Kurz noch immer mächtiger als alle Minister und zieht im Hintergrund die Fäden. Sein möglicher Nachfolger als Bundeskanzler, Alexander Schallenberg (52), wird von der Opposition als Marionette dargestellt.

Inserate gegen freundliche Zeitungsberichte

Fraglich ist, wie realistisch Comeback-Ambitionen wären. Denn die Vorwürfe gegen Sebastian Kurz wiegen schwer: Mit seiner Clique soll er sich 2016 und 2017 für einen Millionenbetrag freundliche Berichte in der Zeitung «Österreich» und frisierte Umfragen erkauft haben. Schlimmer noch: Das Ganze soll mit Steuergeld bezahlt worden sein. Am Mittwoch führte die Polizei Razzien im Kanzleramt und der Parteizentrale durch. Kommt es zur Anklage, drohen jahrelange Haftstrafen.

Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte massenhaft Textnachrichten, die zwischen den Beschuldigten hin- und hergingen. Und die könnten die Gruppe nicht nur juristisch belasten, sondern werfen auch ein neues und unvorteilhaftes Licht auf Kurz und seine engsten Vertrauten.

Formelle Amtsübergabe schon am Montag?

In seinen Textnachrichten sabotierte er hemmungslos auch Parteifreunde, wenn es für das eigene Weiterkommen förderlich war. Und statt gewählter Worte, die man von ihm gewohnt ist, werden da Menschen als «Arsch» abgekanzelt. Er habe die Nachrichten teils «in der Hitze des Gefechts» geschrieben und würde sie nicht mehr so formulieren, sagte Kurz bei seiner Rücktrittsrede am Samstag.

Welche Enthüllungen sich im beschlagnahmten Datenberg noch verstecken könnten, wissen nur die Beteiligten.

Möglich ist, dass Kurz sein Amt schon am Montag formell an seinen Nachfolger übergibt. Danach wird sich zeigen, ob der «Wunderwuzzi» noch mal für ein Wunder gut ist.

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