Armeechef spricht Klartext
Das muss die Ukraine jetzt machen

Nach der gescheiterten Gegenoffensive der Ukraine versuchen die Truppen weiterhin, die russischen Soldaten am Vorrücken zu stoppen. Doch die zwei Jahre Krieg haben Spuren hinterlassen. Die Armee müsse umdenken, erklärt Ukraine-Oberbefehlshaber Waleri Saluschni.
Publiziert: 02.02.2024 um 18:34 Uhr
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Ukraine-Oberbefehlshaber Waleri Saluschni spricht Klartext.
Foto: president.gov.ua
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Johannes HilligRedaktor News

Die Ukraine wehrt sich seit fast zwei Jahren gegen Putins Truppen – nicht zuletzt wegen Ukraine-Oberbefehlshaber Waleri Saluschni (50). Er spielte eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Verteidigung der Hauptstadt Kiew und der Rückeroberung von Gebieten in der Ost- und Südukraine.

Der General spricht in einem Essay für CNN Klartext zum Krieg und sagt deutlich, was die Ukraine braucht, um weiter gegen Wladimir Putins (71) Truppen anzukommen. Und er gesteht auch Fehler ein, die gemacht wurden. 

Unterstützung bricht weg

Der Ukraine gehen die Mittel aus. Munition, Waffen, Raketen. All das hatte der Westen versprochen und auch geliefert. Doch es braucht noch mehr – und zwar von allem. Noch immer kämpfen seine Einheiten erbittert gegen die russische Armee.

Nur bleibt die Unterstützung, die es noch zu Kriegsbeginn gab, langsam aus. «Wir müssen mit einer verringerten militärischen Unterstützung durch entscheidende Verbündete fertig werden, die mit ihren eigenen politischen Spannungen zu kämpfen haben», so General Saluschni. Zudem würden die Sanktionen gegenüber Russland so gut wie keine Wirkung zeigen. Zumindest nicht auf dem Schlachtfeld. Putins Truppen seien weiterhin stark.

«Das vertieft die Abhängigkeit der Ukraine»

Gleichzeitig hat Russland einen entscheidenden Vorteil: jede Menge Soldaten! Ohne unpopuläre Massnahmen seien die staatlichen Institutionen der Ukraine nicht in der Lage, diesen Nachteil auszugleichen.

Aktuell wird im ukrainischen Parlament bereits der zweite Gesetzentwurf der Regierung über verschärfte Mobilmachungsmassnahmen diskutiert. Ebenso gebe es aufgrund rechtlicher Beschränkungen Produktionsengpässe, unter anderem bei Munition in der eigenen Rüstungsindustrie. General Saluschni: «Das vertieft die Abhängigkeit der Ukraine vom Nachschub der Verbündeten.»

Die Ukraine muss dringend technisch aufrüsten

Der Krieg habe sich seit dem Zweiten Weltkrieg massiv verändert. Die Technologie sei entscheidend, besonders der Einsatz unbemannter Waffen wie Drohnen. Gerade in diesem Punkt müsse die Ukraine stärker werden. Das heisst: Aufrüsten – und zwar innerhalb der kommenden fünf Monate. Die Ausbildung der Soldaten müsse zudem an neue Möglichkeiten und die existierenden Einschränkungen an der Front angepasst werden.

Zu den aktuellen Entwicklungen entlang der gut 1000 Kilometer langen Frontlinie äussert sich Saluschni nicht. Seine Ausführungen bleiben theoretisch. Er verliert auch kein Wort über den Zwist mit Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (46). Zurzeit kursieren Gerüchte, dass dieser Saluschni entlassen will. Er könnte ihm zu kritisch, zu beliebt und zu gefährlich geworden sein.

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