Armee reagiert prompt
Israelischer Soldat stellt sich öffentlich gegen Regierung

In einem Social-Media-Thread prangert der israelische Soldat Matan Yaffe Missstände in der Regierung an. Das Militär reagiert prompt.
Publiziert: 07.11.2023 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2023 um 11:19 Uhr
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Matan Yaffe ist sauer.
Foto: Screenshot X

Seit einem Monat kämpft die israelische Armee in grossem Ausmass gegen die Hamas-Miliz. Nach dem Angriff der radikalen Gruppierung auf Israel am 7. Oktober rückt nun die israelische Armee immer weiter in den Gazastreifen vor. Das Ziel: die Auslöschung der Miliz.

Nun aber gibt es erste Stimmen von israelischen Soldaten, die den Sinn dieses Vormarschs hinterfragen. Matan Yaffe, ein Freiwilliger, der sich nach dem Angriff der Hamas zum Wehrdienst meldete, veröffentlichte am Sonntag auf der Social-Media-Plattform X seine Gedanken.

Er sei ein «stolzer israelischer Patriot», so Yaffe. Aber seine Motivation nehme mittlerweile jeden Tag mehr ab. «Leider hört der Wahnsinn der israelischen Regierung nicht auf», so der Soldat auf X. Ein Misserfolg reihe sich an den anderen, viele seien von der Regierung verursacht. «Die Kombination von all dem zerstört einfach die Motivation.»

Netanyahu namentlich erwähnt

Viele der Soldaten würden sich nach dem Sinn der gesamten Operation fragen. Das Selbstvertrauen sei gering. «Und ich kann sicher sagen: Das hat nichts mit dem Feind zu tun – es liegt an uns beziehungsweise unserer Führung», heisst es in dem Thread weiter.

Auch Premierminister Benjamin Netanyahu (74) wird in den Posts namentlich erwähnt. Der israelische Premierminister sei hauptschuldig an der Situation. «Ich sehe null Führung, null Verantwortung, null Professionalität, null Ehrlichkeit, null Moral, null Weisheit und null Mut. Null null null.», so der Soldat.

Am Ende sei klar: Wenn die israelische Armee die Hamas besiegen könne, «und ich bin nicht sicher, ob wir das überhaupt schaffen werden», sei das nicht der Führung zu verdanken. «Vielmehr gebührt der Dank dann jedem einzelnen Soldaten, der vor Ort gekämpft und sein Leben geopfert hat. Denn von oben kommt: nichts.»

Video zeigt israelische Truppen im Gazastreifen
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«Stehen vor Gaza-Stadt»:Video zeigt israelische Truppen im Gazastreifen

Konsequenzen unklar

Der Thread löste auf X eine heftige Debatte aus. Bereits wurde er über eine halbe Million angezeigt, zahlreiche Kommentare unter dem Post zeigen sich entweder solidarisch mit dem Soldaten oder kritisieren ihn für seine «illoyale Haltung gegenüber der israelischen Führung». Tatsächlich wurde die Regierung Netanyahu in den vergangenen Wochen immer wieder harsch kritisiert, weil Warnungen vor einem möglichen Angriff der Hamas ausblieben und die Geheimdienste versagten.

Gegenüber der Plattform Newsweek teilte die israelische Armee mit, der Thread «widerspricht den Erwartungen und Richtlinien des IDF». Man erwarte von allen Soldaten, egal in welchem Dienstgrad, «dass sie sowohl bei Routineeinsätzen als auch in Kriegszeiten gemäss den Werten und Richtlinien der IDF handeln».

Ob die Äusserungen von Matan Yaffe für den Soldaten Konsequenzen haben, ist unklar. Für den Kämpfer ist klar: Wie bis anhin darf es nicht weitergehen und: Netanyahu muss weg. «Wir brauchen eine neue Führung.»


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