Auf einen Blick
- Baerbock spricht über feministische Aussenpolitik und persönliche Erfahrungen mit Sexismus
- Baerbock erinnert sich an einen einschneidenden Vorfall sexueller Belästigung im Schulbus
- 60 Prozent aller Frauen in Deutschland haben sexuelle Belästigung erlebt
Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (44) spricht im Podcast mit der früheren Topmodel-Gewinnerin Stefanie Giesinger (28) über feministische Aussenpolitik, grundlegende Menschenrechte und wie weltweit mit Frauen umgegangen werde.
Dabei sprach die 44-Jährige auch über Sexismus und sexuelle Belästigung und über ganz persönliche Erlebnisse. Sie erzählt, dass ihr erst während der #MeToo-Debatte klar geworden sei, wie oft sie selber sexuell belästigt wurde. «Es sind Sachen, die man über die Jahre verdrängt», sagt Baerbock und erinnert sich an einen besonders einschneidenden Vorfall aus ihrer Schulzeit.
Belästigung im Schulbus
«Ein älterer Herr legte im Schulbus seine Hand auf mein Bein», erzählt sie. «Ich habe fünf Stationen gebraucht, bis ich mich getraut habe, mich wegzusetzen», schildert Baerbock das Geschehene. Sie habe gedacht: «Wenn ich jetzt was sage, dann schauen mich alle an!» Sie sei zwar immer weiter von dem Mann weggerutscht, habe sich aber «Aus Angst, was passiert» und auch «aus Scham», lange nicht getraut, etwas zu sagen oder zu machen. «Ich habe das wirklich noch bildlich vor Augen, obwohl ich das eigentlich total vergessen hatte», so die zweifache Mutter.
Wie Baerbock in dem Gespräch weiter erzählt, sei diese Belästigung im Bus nur einer von vielen Vorfällen gewesen. Rückblickend frage sie sich: «Krass, wie oft ist dir das eigentlich passiert?». Ein Schicksal, das sie mit vielen Frauen und Mädchen teilt. Laut einer Studie haben 60 Prozent aller Frauen in Deutschland im Laufe ihres Lebens mindestens eine Form von sexueller Belästigung erlebt.
Gleiche Muster seit Jahrzehnten
Sie sei zwar nicht nur in die Politik gegangen, um explizit für Frauenrechte zu kämpfen, aber es gebe immer diese Muster, wie: «Stell dich nicht so an», die sich seit, wie man an ihrem Beispiel sehe, dreissig Jahren nicht verändert hätten, und da müsse sich einfach etwas ändern.
Sie bezieht sich auch auf die Ereignisse aus Frankreich, und den Fall von Gisèle Pelicot (72), die über Jahre von ihrem Mann betäubt und vergewaltigt worden war und anderen Männer zur Vergewaltigung überlassen wurde. Sie sagte während des Prozesses: «Die Scham musst die Seite wechseln». Auch Baerbock zitiert Pelicot mit diesem Satz und fordert, dass offen über diese Themen gesprochen werden müsse.