Während Bidens Besuch heulen die Sirenen
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Präsidenten bleiben cool:Während Bidens Kiew-Besuch heulen die Sirenen

Analyse von Samuel Schumacher zum Biden-Besuch
Für Russen die grösstmögliche Provokation

Der Besuch des US-Präsidenten in der Ukraine ist so gefährlich wie mutig. Die nukleare Gefahr steigt – genau wie die Hoffnung, dass jetzt die entscheidende Wende in diesem Krieg endlich kommt.
Publiziert: 20.02.2023 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2023 um 16:46 Uhr
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Joe Biden ist überraschend zu einem Besuch in Kiew eingetroffen.
Foto: AFP
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Joe Biden (80) in Kiew: Aus Sicht der Russen ist das die grösstmögliche Provokation, ein gewaltiger Mittelfinger an die Adresse des Kreml. Der US-Präsident, das Feindbild Nummer 1, zeigt sich am helllichten Tag mitten in der ukrainischen Hauptstadt, die Wladimir Putin (70) als russisches Territorium erachtet. Damit macht Biden klar, dass er die Russen und ihre krude Weltsicht weder fürchtet noch respektiert.

Die Raketensirenen in Kiew heulen. Und die nukleare Alarm-Stufe steht global auf Rot. Die USA, die zweitgrösste Atommacht der Welt, stellt sich selbstbewusst vor die Tore der extrem aggressiv auftretenden grössten Nuklearmacht der Welt und zeigt damit: Eure leeren Drohungen schrecken uns nicht ab!

Im Gegenteil: Mit im Gepäck hatte Biden bei seinem Besuch ein neues militärisches Hilfspaket für die Ukraine. Die USA liefern Panzerabwehrwaffen, Haubitzen und Raketen im Wert von 500 Millionen Dollar. Ein äusserst willkommenes Gastgeschenk für Selenski, dessen Truppen im ostukrainischen Donbass gerade versuchen, die nächste russische Grossoffensive abzuwehren.

So nah am nuklearen Abgrund wie zuletzt 1962

Moskau wird sich durch den historischen Besuch des mächtigsten Menschen der Welt in Kiew zutiefst brüskiert fühlen. Dass Washington Moskau wenige Stunden vor Bidens Ankunft in Kiew über die Reise vorinformiert hatte, wird daran nichts ändern.

Die Kreml-Propagandisten haben fürs Erste kühl reagiert und tun so, als müsse Amerika dankbar sein, dass Russland «Mr. President» während des Besuchs nicht direkt attackiert habe. Hinter den Kulissen aber dürfte Moskau schäumen. Wenn es je einen Moment gab, an dem die Welt wieder ähnlich nah an den nuklearen Abgrund geriet wie während der Kubakrise 1962, dann ist dieser Moment genau jetzt.

Lohnt sich der riskante Stunt von Washington? Oder gefährdet Biden mit seiner bis zuletzt geheimgehaltenen Reise unnötig das, was von der globalen Stabilität noch übrig geblieben ist?

Klar ist: Bidens Besuch bei Wolodimir Selenski (45) ist das deutlichste Zeichen, das je an die Adresse des Kremls gesendet worden ist. Noch nie zuvor in der amerikanischen Geschichte hat ein amtierender US-Präsident ein fremdes Kriegsland besucht, indem die US-Streitkräfte nicht selbst aktiv waren. Die USA stünden «unerschüttlich» hinter der Ukraine, sagte Biden. Putin habe sich zünftig geirrt, als er dachte, er könne den Westen auseinander treiben.

Bidens unmissverständliche Botschaft an Putin

Als der republikanische US-Präsident Abraham Lincoln (1809–1865) mitten im amerikanischen Bürgerkrieg im November 1863 auf die Schlachtfelder von Gettysburg, Pennsylvania reiste, sagte er: «Der grosse Krieg, in den wir verstrickt sind, ist eine Probe dafür, ob diese Nation oder irgendeine Nation dergestalt gezeugt und dergestalt gewidmet lange dauern kann.»

Genau darum geht es auch bei Bidens Ukraine-Besuch im Februar 2023: Sind wir bereit, hinzustehen für das, was uns ausmacht? Sind wir bereit, für das zu kämpfen, was uns wichtig ist? Biden ist es. Heute Mittag dürfte das auch Putin kapiert haben.

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