Knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin (69) am Mittwoch eine Teilmobilmachung angeordnet. 300'000 russische Reservisten müssen zusätzlich an die Waffen.
Während nach seiner Ankündigung Tausende Russen auf die Strasse gingen und gegen die Zwangsmobilisierung demonstrierten, können es einige junge Russen auch kaum erwarten, in den Krieg zu ziehen. So zeigt ein von «Focus» verbreitetes Twitter-Video mehrere Putin-Anhänger, die der Teilmobilmachung positiv gegenüberstehen: «Wir werden in den Krieg ziehen und Russland verteidigen», sagt der eine, auf dessen Pullover «Russische Armee» geschrieben steht.
«Ich bin für Russland»
Sie seien für Russland und würden schon morgen in den Krieg ziehen, so der Kreml-Sympathisant weiter. Wohin es genau geht, sei für ihn nicht wichtig. «In die Ukraine, ist doch egal. Was zum Teufel spielt das für eine Rolle. Ich bin für Russland», betont der Putin-Fan erneut.
Doch auf einmal nimmt die Situation eine überraschende Wendung: Plötzlich werden die Männer von Polizisten festgehalten und abgeführt. Um sie herum steht eine Reihe weiterer Polizisten, gar ausgerüstet mit Schutzvisier. Die Situation scheint hektisch. Passanten zücken ihre Handys, um die absurden Szenen festzuhalten, wie die russischen Polizisten die Putin-Sympathisanten in Richtung eines Busses zerren.
Jetzt sprechen viele von Panik
Trotz der zahlreichen Proteste, die aufgrund von Putins Teilmobilmachung in Russland ausgebrochen sind, ziehen die Behörden des Landes mit aller Härte den Erlass durch, nun mindestens 300'000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine einzuziehen.
Viele erhielten den roten Zettel mit der Aufforderung, sich im Wehrkreiskommando einzufinden, schon am Mittwoch, kurz nach Putin Ansprache. Obwohl viele Menschen in Russland dem Krieg gegenüber bisher eher gleichgültig zugesehen und Putin Rückhalt bescheinigt haben, könnte die Stimmung nun kippen.
Nach Putins Rede stürmten viele Russen zu den Flughäfen, um etwa nach Armenien und in die Türkei zu fliegen. Schon nach Beginn der russischen Invasion im Februar hatten viele Russen das Weite und Exil im Ausland gesucht. Aber jetzt sprechen viele von Panik.
Mit den Einberufungen in die Armee will die russische Führung die Armee nach den schweren Verlusten im Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder ergänzen.
Nicht verifizierte Videos im Internet zeigten, dass die Behörden in den sibirischen Teilrepubliken Burjatien und Sacha schon am Donnerstag viele junge Männer zum Militär einzogen. Die russische Armee hat nach Experteneinschätzungen in der Ukraine auch bisher überproportional viele Angehörige nationaler Minderheiten eingesetzt. (dzc/SDA)