Frauen, Alte, Kranke, ja nicht einmal vor Kindern machte die Hamas halt. 199 israelische Geiseln sollen von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden sein. Wo genau sie sich befinden oder wie es ihnen geht, ist nicht bekannt.
Einer, der bereits in der Vergangenheit mit der Hamas verhandelt hatte, ist der Aktivist Gershon Baskin (67). 2011 half er massgeblich bei der Freilassung eines israelischen Soldaten mit, der von der Hamas als Geisel genommen wurde.
233 Gefangene gegen 199 Geiseln
Im Tausch gegen den Soldaten hat Israel damals über tausend Kämpfer freigelassen, der Soldat kam physisch unverletzt davon. Doch der jetzige Krieg habe eine andere Dimension. «Meines Wissens bietet Israel der Hamas 43 weibliche Gefangene und 190 Minderjährige, die entweder im Gefängnis oder in Administrativhaft sitzen – und mehr wird Israel nicht anbieten», so Baskin in einem Interview mit dem «Spiegel».
Das sei ein Deal, den die israelische Notstandsregierung akzeptieren könnte. Laut des Aktivisten würde es dann einen Waffenstillstand von 24 bis 48 Stunden geben. Während dieser Zeit könnten die Gefangenen ausgetauscht und Hilfsgüter wie Wasser, Essen und Medikamente nach Gaza gefahren werden.
«Die Hamas wird vernichtet werden»
Noch ist allerdings nicht klar, ob und wann ein solcher Deal zustande kommen könnte. Schliesslich hat die Hamas beim Austausch im Jahr 2011 einen Gefangenen gegen mehr als 1000 Palästinenser getauscht. Nun wären es 199 gegen 233.
Ein deutlich schlechterer Deal, doch für den Experten kein Hindernis: «Vor einer Woche hätte die Hamas einen solchen Deal sicher noch abgelehnt. Aber ich glaube, sie fangen an zu verstehen, in welcher Lage sie sich befinden. Sie sind am Ende. Die Hamas wird vernichtet werden.»
«Die Bewacher werden nicht überleben»
Leicht werden die Verhandlungen dennoch kaum, denn nicht nur die Hamas hat Geiseln gefangen genommen. «Einige nahm der Islamische Dschihad mit, auch Zivilisten haben Geiseln genommen.» Zudem müsse es schnell gehen, denn «sobald die Offensive beginnt, sind Verhandlungen nicht mehr möglich».
Israel werde es zwar auch dann noch versuchen, doch die Hamas wird sich nicht auf einen Austausch einlassen: «Manche Geiseln werden gerettet werden. Manche werden sterben. Das Einzige, was sicher ist: Die Bewacher der Geiseln werden nicht überleben», ist Baskin überzeugt. (jl)