Afghanischer Dolmetscher wurde ausgelacht und geschlagen
Griechenland soll Frontex-Mitarbeiter abgeschoben haben

Eine Verwechslung sorgt in Griechenland für Aufsehen. Ein Grenzschutz-Mitarbeiter wurde für einen Migranten gehalten, geschlagen und abgeschoben. Dabei haben die Griechen bislang behauptet, dass sie nicht gewaltsam gegen Migranten vorgehen.
Publiziert: 02.12.2021 um 12:30 Uhr
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Griechische Grenzbeamte sprühen Tränengas gegen Migranten, um sie zurückzudrängen.
Foto: keystone-sda.ch

Menschenrechtsaktivisten und das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) werfen Griechenland seit längerem vor, illegal und gewaltsam gegen Migranten vorzugehen. Die Regierung in Athen wies die Anschuldigungen bisher zurück. Nun könnte eine fatale Verwechslung beweisen: Die Griechen haben gelogen. Sie gehen sehr wohl gewaltsam gegen Migranten vor.

Griechische Grenzschützer sollen einen Dolmetscher der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex für einen Asylsuchenden gehalten, ihn geschlagen und illegal in die Türkei abgeschoben haben. Die griechische Behörde für Bürgerrechte kündigte am Mittwoch eine Untersuchung des Falls an, nachdem sie einen entsprechenden Bericht von Frontex erhalten habe. Die EU-Kommission teilte mit, dass sie ebenfalls Ermittlungen beantragt habe.

Ausgelacht und geschlagen

Der Dolmetscher stammt aus Afghanistan, lebt aber seit mehreren Jahren in Italien. In einem am Mittwoch veröffentlichten Artikel der «New York Times» gab er an, dass griechische Grenzbeamte ihn im September zusammen mit etwa 100 Migranten festgenommen hätten. Er und viele der anderen seien dann geschlagen worden, sie hätten sich ausziehen und Geld, Handys und Ausweispapier aushändigen müssen.

Als er versucht habe, zu erklären, dass er für Frontex arbeite, sei er ausgelacht, erneut geschlagen und dann mit den anderen in die Türkei gebracht worden. Der Bericht erwähnt allerdings nicht, ob er versucht habe, sich mit einem amtlichen Dokument auszuweisen.

EU «sehr besorgt»

Die griechische Behörde für Bürgerrechte sprach von einer «angeblich illegalen Rückführung eines Frontex-Dolmetschers mit anderen Ausländern in die Türkei in der Region Evros».

Laut «New York Times» gab EU-Innenkommissarin Ylva Johansson (57) an, sie habe von dem Fall gehört, mit dem Mann gesprochen und anschliessend die griechischen Behörden kontaktiert. Johansson zeigte sich demnach «sehr besorgt», auch weil es sich dem Vernehmen nach nicht um einen Einzelfall handle.

Der Nachrichtenagentur AFP bestätigte die EU-Kommission in Brüssel, sie habe «eine unabhängige, gründliche und schnelle Untersuchung» des Vorfalls gefordert. (AFP/gf)

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