9-Euro-Ticket, Strompreisbremse, Bonuszahlungen
So kämpfen unsere Nachbarländer gegen die Teuerung

Überall sehen sich die Regierungen mit dem Problem der Teuerung und der Inflation konfrontiert. Das Schweizer Parlament diskutiert heute über Massnahmen. So gehen die Nachbarländer mit dem Preisschock um.
Publiziert: 21.09.2022 um 15:32 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2022 um 15:49 Uhr
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Die Art der geplanten Hilfe und deren Finanzierung spaltet in Deutschland die Drei-Parteien-Koalition um Olaf Scholz (M.), Christian Lindner (l.) und Robert Habeck.
Foto: IMAGO/Political-Moments

Die Preise klettern allerorts weiter in die Höhe. In der Schweiz stieg die Inflationsrate im August im Vorjahresvergleich um 3,5 Prozent – für Schweizer Verhältnisse ist das viel.

Heute debattiert der Nationalrat über mögliche Massnahmen. Zur Diskussion stehen Vorschläge zur Versorgungssicherheit und zur Stärkung der Kaufkraft. In einigen Nachbarländern ist man schon weiter. Folgende Massnahmen haben die europäischen Nachbarländer ergriffen, um ihre Bevölkerung zu entlasten.

Deutschland

Drei Entlastungspakete im Wert von insgesamt 95 Millionen Euro schnürte die deutsche Regierung. Darin enthalten neben dem allseits bekannten 9-Euro-Ticket sind Energiepauschalen, eine Strombremse sowie eine Erhöhung des Sozialhilfegeldes.

«You will never walk alone», versprach Bundeskanzler Olaf Scholz (64) einst. Doch viele Unternehmen fühlen sich nicht berücksichtigt. Am lautesten unter ihnen protestieren die Bäcker, die die gestiegenen Energiepreise nicht mehr stemmen können. Die Art der geplanten Hilfe und deren Finanzierung spalten die Drei-Parteien-Koalition, denn die FDP möchte weiter auf der Schuldenbremse verharren. Unterdessen macht sich Angst vor einer Insolvenzwelle breit.

Frankreich

Bereits vor einem Jahr ergriff die Regierung Massnahmen: Sie verhängte einen Preisstopp für Gas und Strom. Das Defizit schultert der Staat. Dadurch liegt die Inflation in Frankreich zwar nur bei sechs Prozent und deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Doch die hohen Staatsausgaben zwingen die Regierung, ihre Entscheidungen zu überdenken.

Die Energiepreise sollen weiter staatlich geregelt werden. Ab Anfang 2023 möchte die Regierung allerdings bei Gas und Strom Preiserhöhungen von bis zu 15 Prozent zulassen. Wie die «Gilets Jaunes», die soziale Revolten-Bewegung der Gelbwesten, darauf reagieren werden, bleibt abzuwarten.

Italien

Schon im Januar machte die Regierung 33 Milliarden Euro locker, um die Auswirkungen der in die Höhe geschossenen Strom-, Gas- und Benzinkosten abzudämpfen. Jetzt kamen im August weitere 14 Milliarden dazu, die Unternehmen und Familien vor den steigenden Energie- und Verbraucherpreisen zu schützen. Viele weitere Massnahmen laufen jetzt allerdings im Herbst aus. So beispielsweise eine Senkung der Benzinsteuer, die seit gestern aufgehoben ist.

In einem Punkt unterscheidet sich das Land jedoch vom Rest des Kontinents: Seit 30 Jahren verzeichnet Italien einen Stillstand und sogar einen leichten Rückgang der Löhne. Im Jahr 2020 lebten beinahe sechs Millionen Menschen in «absoluter Armut». Viele Italiener sind also dringend auf Hilfe vom Staat angewiesen.

Österreich

Die österreichische Regierung ist alles andere als im Sparmodus. Beinahe jede Woche lanciert sie mit den Bundesländern neue Finanzhilfen. Bis 2026 sollen 30 Milliarden Euro in die Geldbeutel der Bürger fliessen, um die Kaufkraft stark zu behalten.

Dabei erreichen die Gelder nicht nur Geringverdienende, sondern auch Menschen mit hohem Gehalt. Der Teuerungsbonus von 250 Euro wird beispielsweise einmalig an jede Person ausgezahlt. Kinder unter 18 Jahre im gleichen Haushalt erhalten die Hälfte. (hei)

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