Neu rechnet die Expertengruppe des Bundes im laufenden Jahr 2022 nur noch mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 2,1 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. Vor drei Monaten hatte die Prognose noch auf +2,8 Prozent gelautet. Für 2023 wird nun ein BIP-Wachstum von 0,8 statt 1,6 Prozent vorausgesagt.
Begründet werden die tieferen Prognosen hauptsächlich mit der sich abkühlenden Weltwirtschaft. Die Expertengruppe habe ihre Erwartungen für die Weltnachfrage deutlich gesenkt, so die Mitteilung. Insbesondere dürften sich der Euroraum, die USA und China schwächer entwickeln als noch in der letzten Vorhersage erwartet. Dies werde sich zunehmend bremsend auf die konjunktursensitiven Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft auswirken.
Eine Stütze bleibt vorderhand der Konsum, wie es im Communiqué weiter heisst. Denn die Teuerung in der Schweiz bewege sich weiterhin auf einem verhältnismässig moderaten Niveau und der Arbeitsmarkt sei in einer guten Verfassung.
Inflation bleibt hartnäckig
Gleichwohl hat die Expertengruppe die Prognose für die Inflation deutlich angehoben. Die Jahresteuerung 2022 wird nun bei 3,0 statt 2,5 Prozent gesehen, jene im Jahr 2023 bei 2,3 statt 1,4 Prozent. Es sei mit dämpfenden Effekten auf die Binnennachfrage zu rechnen, wird betont.
Auch für den Arbeitsmarkt geht die Expertengruppe von einer moderaten Verschlechterung aus. Sie erwartet für 2022 nun eine Arbeitslosenquote von 2,2 Prozent (bisher: 2,1 Prozent) und für 2023 von 2,3 Prozent (bisher: 2,0 Prozent). Ab dem vierten Quartal sei mit einer allmählich steigender Arbeitslosigkeit zu rechnen, so die Seco-Experten.
Energiemangellage könnte zu Rezession führen
Und es könnte alles viel schlimmer kommen. Für ihre Prognose geht die Expertengruppe nämlich davon aus, dass in Europa eine ausgeprägte Energiemangellage mit breitflächigen Produktionsausfällen ausbleibt.
Sollte es allerdings zu einer solchen Mangellage kommen, würde die Schweizer Wirtschaft «empfindlich getroffen», so das Communiqué. Es wäre dann mit einem hohen Preisdruck bei gleichzeitig rückläufiger Wirtschaftsentwicklung zu rechnen. Und das Risiko eines solchen Energiemangels in Europa sei angesichts der stark zurückgegangenen Gaslieferungen aus Russland und der eingeschränkten Verfügbarkeit französischer Atomkraftwerke gestiegen. (SDA/koh)