Es ist der wichtigste Klimagipfel seit Paris 2015: In Glasgow treffen sich Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus 196 Staaten zum COP26, um über den Stopp der Klimaerwärmung zu diskutieren.
Wenigstens die Worte sind klar: Uno-Generalsekretär Antonio Guterres (72) rief am Auftakt am Montag dazu auf, mehr zu tun. «Wir schaufeln unser eigenes Grab.» Als Gastgeber forderte auch der britische Premierminister Boris Johnson (57), «diese Bombe» zu entschärfen. Johnson: «COP26 kann und darf nicht das Ende der Geschichte sein.»
Was läuft in Glasgow, wie schlecht gehts dem Klima wirklich und was ist von der Konferenz zu erwarten? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist der Klimagipfel in Glasgow?
Auf Einladung der Vereinten Nationen beraten in der grössten Stadt Schottlands seit Sonntag Regierungsvertreter aus 196 Staaten, wie man die beschleunigte Erderwärmung eindämmen kann. Zum Abschluss am 12. November wird eine Erklärung erwartet.
Der Gipfel gilt als das wichtigste Uno-Klimatreffen seit Paris 2015, wo sich die Nationen auf das Ziel einigten, die globalen Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900) zu halten.
Wie schlecht geht es der Erde?
Die Erde hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau schon jetzt um etwa 1,1 Grad erwärmt, in der Schweiz sind es sogar rund 2 Grad. Weltweit führt die Erwärmung zu Hitzewellen, Stürmen, Flutkatastrophen, Hungersnöten und zum Ansteigen der Meere. Die Schweizer Gletscher haben in den vergangenen zehn Jahren zwei Prozent ihrer Masse verloren.
Was sind die Ziele von Glasgow?
Es geht um die Netto-Null-Emission bis Mitte des Jahrhunderts. Das heisst, man strebt ein Gleichgewicht zwischen der Menge an produzierten und der Atmosphäre wieder entzogenen Emissionen an. Dazu muss man bis 2030 die Treibhausgasemissionen um fast die Hälfte reduzieren.
Drei Punkte stehen im Zentrum: Die Staaten sollen ihre Ziele noch enger setzen. Zum Pariser Klimaschutzabkommen sollen detaillierte Regeln für die Zusammenarbeit der Staaten vereinbart werden. Arme Länder sollen für die Umsetzung der Ziele finanziell unterstützt werden.
Welche Länder spielen eine entscheidende Rolle?
Treiber für eine neue Klimapolitik sind die EU und die USA. China, das weiter auf Kohlekraft setzt, und Indien treten ohne aktualisierte Klimapläne zur Konferenz an.
Gleich drei Bundesräte – Bundespräsident Guy Parmelin (61), Umweltministerin Simonetta Sommaruga (61) und Finanzminister Ueli Maurer (70) – vertreten die Schweiz. Die Schweiz ist alles andere als eine Musterschülerin. Sie reist nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes mit leeren Händen nach Glasgow.
Wie reisen die Teilnehmer an?
Klar, viele kommen mit dem Flugzeug, weil es anders fast nicht möglich ist. Nur: Statt mit Linienflügen landen laut «Daily Mail» 400 Privatjets in Schottland, darunter jener von Amazon-Gründer Jeff Bezos (57), Fürst Albert II. von Monaco (63), Prinz Charles (72) und mehreren Chefs von Grossunternehmen, die sich eigentlich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben.
Was sagt Greta Thunberg (18)?
Die mit dem Zug angereiste Schwedin will mit Tausenden Aktivistinnen und Aktivisten in Glasgow für eine striktere Klimapolitik demonstrieren. Sie verteidigt radikale Protestformen. «Die Schulstreik-Bewegung wäre nie so bekannt geworden, wenn es keine Reibungen gegeben hätte, wenn einige Leute nicht sauer gewesen wären», sagte sie.
Was kann man von Glasgow erwarten?
Wohl nicht viel. Die Präsidenten der grössten Klimatreiber China und Russland reisen gar nicht an die 26. Weltklimakonferenz. Der G-20-Gipfel mit den führenden Wirtschaftsmächten konnte sich im Vorfeld von Glasgow nicht auf ein Klimaziel festlegen.
Der renommierte deutsche Klimaexperte Mojib Latif (67) erwartet laut Tagesschau.de nicht mehr als «wieder schöne Worte». Latif: «Ich habe das Gefühl, dass sich die Welt dem Kampf gegen den Klimawandel einfach verweigert.»