In Indien sind an einem Tag noch nie so viele Menschen in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben. 3689 Todesfälle wurden nach Daten des Gesundheitsministeriums vom Sonntag registriert.
Erst am Samstag hatte Indien mit seinen über 1,3 Milliarden Einwohnern als erstes Land weltweit an einem Tag mehr als 400'000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus erfasst. Damit erreichte das Land am neunten Tag in Folge einen Höchstwert.
Gesundheitssystem am Anschlag
Seit Tagen bricht Indien immer wieder eigene, bittere Rekorde. Seit Beginn der Pandemie steckten sich dort mehr als 19 Millionen Menschen an. Mit fast 212 000 Toten liegt Indien damit hinter den USA, Brasilien und Mexiko auf dem vierten Platz weltweit.
Mitverantwortlich für die dramatische Lage ist vermutlich die neue Coronavirus-Mutante B.1.617, auch bekannt als «indische Variante» und eine sogenannte Doppelmutante. Das Gesundheitssystem ist überfordert, Krankenhäuser und Krematorien sind überfüllt, es mangelt an medizinischem Sauerstoff, Medikamenten und Impfdosen.
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Hilfe aus Deutschland
Mehrere Länder, darunter Deutschland, die USA, Grossbritannien und Japan, haben Indien Unterstützung zugesagt. Am Samstagabend erreichte eine Maschine der deutschen Luftwaffe die Hauptstadt Neu Delhi mit 120 Beatmungsgeräten sowie 13 Sanitätssoldatinnen und Sanitätssoldaten.
Den Krankenhäusern in Indien geht wegen der steigenden Zahl an Corona-Patienten der medizinische Sauerstoff aus. Die Soldatinnen und Soldaten sollen eine mobile Sauerstoffgewinnungsanlage der Bundeswehr in Indien aufbauen, Personal des örtlichen Roten Kreuzes einweisen und dazu 14 Tage im Land bleiben, sagte ein Luftwaffensprecher. Die grosse Sauerstoffgewinnungsanlage soll am Mittwoch und Donnerstag mit zwei Transportflugzeugen geliefert werden.
Russland liefert Impfstoff
Im Kampf gegen die rasante Ausbreitung des Coronavirus in Indien hat zudem Russland seinen Impfstoff Sputnik V geliefert. Die erste Charge traf am Samstag in der Stadt Hyderabad ein. Angaben zur Menge wurden nicht gemacht. Russland hatte bereits Beatmungsgeräte, Anlagen zur Erzeugung von Sauerstoff und Medikamente nach Indien geflogen.
Während die Pandemie-Lage eskaliert, will Indien seit gestern allen Erwachsenen ein Anrecht auf eine Impfung geben. Bisher war dies nur Menschen über 45 Jahren oder mit Vorerkrankungen möglich.
Allerdings leidet die indische Impfkampagne unter Impfstoff-Knappheit, Problemen bei der Verteilung sowie Vorbehalten in der Bevölkerung. Bisher wurden von den 1,3 Milliarden Einwohnern 150 Millionen einmal geimpft, das sind rund 11,5 Prozent. (ct/sda)