Not-Krematorien stehen mitten auf der Strasse
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Corona-Tote in Indien:Not-Krematorien stehen mitten auf der Strasse

13 Millionen Fälle am Tag?
Indien versinkt in der Corona-Hölle

Die Lage ist ausser Kontrolle: Nirgends wütet die Pandemie so heftig wie auf dem indischen Subkontinent. Hoffnung ist nicht in Sicht.
Publiziert: 02.05.2021 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2021 um 12:33 Uhr
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In Indien läuft die Corona-Pandemie völlig aus dem Ruder. Offiziell meldet das Land mehrere Hunderttausend Neuansteckungen pro Tag.
Foto: imago
Valentin Rubin

Ein neuer Höhepunkt der weltweiten Pandemie ist erreicht: Vergangene Woche wurden täglich fast eine Million Neuinfektionen gemeldet – so viele wie nie. Fast die Hälfte allein aus Indien. Ein Ende des Horrors ist nicht in Sicht: Die Zahlen auf dem Subkontinent steigen und steigen.

Experten sind sicher: Es ist nur die Spitze des Eisbergs. An manchen Hotspots sind fast 40 Prozent der Tests positiv, niemand weiss, wie viele Ansteckungen gar nicht erst bekannt werden. Epidemiologen der Universität Washington haben errechnet, dass nur 3 Prozent aller Fälle entdeckt werden könnten. Was bedeuten würde, dass in Wirklichkeit 13 Millionen Inder infiziert werden. Täglich.

Unzählige Spitäler nehmen keine neuen Patienten mehr an. Es fehlt an Sauerstoff, an Krankenwagen, an Medikamenten, an Impfstoff und Masken. Ärzte müssen Patienten untätig sterben lassen. Indien meldet täglich gut 3500 Tote. Wahrscheinlich sind es viele, viele mehr.

Als Todesursache wird häufig lediglich «Krankheit» angegeben. Es gibt nicht genug Corona-Tests. Und viele Angehörigen wollen nicht, dass Familienmitglieder offiziell an Corona gestorben sind – aus Sorge, dass sie aufgrund der Bestattungsregeln in der Pandemie keine traditionelle Einäscherung abhalten dürfen. Auch die Kapazität vieler Krematorien ist überschritten. Auf Plätzen, in Parks und manchmal einfach Hinterhöfen werden Leichen verbrannt. In Neu-Delhi ist seit über einer Woche der Nachthimmel rot gefärbt.

Ein Grund für die Katastrophe ist eine Virusmutation, die offenbar ungebremst zirkuliert. Sie soll ansteckender sein und den ohnehin seltenen Impfschutz teilweise umgehen können. Vor allem aber hat Indiens Regierung viel zu spät reagiert, wähnte sich bereits im Herbst und Winter in falscher Sicherheit und liess im Frühjahr wieder religiöse und politische Massenveranstaltungen ohne Einschränkungen zu.

Wie das riesige Land die Infektionswelle brechen soll, kann sich derzeit niemand vorstellen. Gemäss Epidemiologen dürfte sich die Lage erst in vielen Wochen, wenn nicht Monaten, entspannen.

Etwas mehr Demut, bitte!

Indien geht die Luft aus. Corona trifft den Subkontinent mit voller Wucht. Neuansteckungskurven schiessen ungebremst in die Höhe, das ganze Land versinkt in der Hölle. Grund ist die nachlässige, mehr als zögerliche Pandemie-Politik von Premier Narendra Modi. Aber auch die besorgniserregende indische Virusmutation B.1.617, die vergangene Woche erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurde.

Viele Länder helfen, wo sie können. Die Schweiz, die USA, China, sogar Indiens Erzfeind Pakistan. Solidarität ist richtig, wichtig und dringend nötig. Nicht nur zum Wohle Indiens – zum Wohle von uns allen. Die 1,4-Milliarden-Nation ist nur eine von vielen, in denen eine unkontrollierte Pandemie zu gefährlichen Mutationen führen kann, wie sich in Grossbritannien, Brasilien und Südafrika beobachten lässt.

Zwar ist für die westliche Welt ein Ende der Pandemie in Sicht. Die Impfkadenz steigt, und mit ihr die Vorfreude auf weitere Lockerungen. Dennoch gilt heute mehr denn je: Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind. Je höher die globalen Fallzahlen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Mutationen. Unsere Impffortschritte werden daher noch lange auf unsicherem Fundament stehen.

Was derzeit in Indien geschieht, lehrt uns vor allem Demut. Mit dem Virus ist nicht zu spassen. Natürlich lässt sich über Sinn und Unsinn mancher Massnahmen streiten. Aber die emotional aufgeheizte Debatte darüber, dass wir in der Schweiz unserer Freiheit beraubt werden, ist angesichts des riesigen Leids, das die Pandemie noch immer täglich hervorruft, vor allem eines: blanker Hohn.

Valentin Rubin, Reporter

Indien geht die Luft aus. Corona trifft den Subkontinent mit voller Wucht. Neuansteckungskurven schiessen ungebremst in die Höhe, das ganze Land versinkt in der Hölle. Grund ist die nachlässige, mehr als zögerliche Pandemie-Politik von Premier Narendra Modi. Aber auch die besorgniserregende indische Virusmutation B.1.617, die vergangene Woche erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurde.

Viele Länder helfen, wo sie können. Die Schweiz, die USA, China, sogar Indiens Erzfeind Pakistan. Solidarität ist richtig, wichtig und dringend nötig. Nicht nur zum Wohle Indiens – zum Wohle von uns allen. Die 1,4-Milliarden-Nation ist nur eine von vielen, in denen eine unkontrollierte Pandemie zu gefährlichen Mutationen führen kann, wie sich in Grossbritannien, Brasilien und Südafrika beobachten lässt.

Zwar ist für die westliche Welt ein Ende der Pandemie in Sicht. Die Impfkadenz steigt, und mit ihr die Vorfreude auf weitere Lockerungen. Dennoch gilt heute mehr denn je: Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind. Je höher die globalen Fallzahlen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Mutationen. Unsere Impffortschritte werden daher noch lange auf unsicherem Fundament stehen.

Was derzeit in Indien geschieht, lehrt uns vor allem Demut. Mit dem Virus ist nicht zu spassen. Natürlich lässt sich über Sinn und Unsinn mancher Massnahmen streiten. Aber die emotional aufgeheizte Debatte darüber, dass wir in der Schweiz unserer Freiheit beraubt werden, ist angesichts des riesigen Leids, das die Pandemie noch immer täglich hervorruft, vor allem eines: blanker Hohn.

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