35 Stunden im Dunkeln gefangen
Passagiere der Sea Story berichten von ihrem Überlebenskampf

Passagiere des gesunkenen Luxus-Tauchboots Sea Story berichten von ihrem Überlebenskampf im Roten Meer. In völliger Dunkelheit warteten sie bis zu 36 Stunden auf ihre Rettung. Sicherheitsmängel, Fehler der Besatzung und Behörden-Versagen führten zur Katastrophe.
Publiziert: 14.01.2025 um 18:14 Uhr
1/5
Hissora Gonzalez überlebte das Bootsunglück im Roten Meer.
Foto: Hissora Gonzalez

Auf einen Blick

  • Luxus-Tauchboot Sea Story kenterte im Roten Meer, Überlebende erheben schwere Vorwürfe
  • Überlebende berichten von Sicherheitsmängeln und dramatischen Rettungsversuchen im sinkenden Schiff
  • 31 Gäste, 3 Tauchlehrer und 12 Crewmitglieder waren an Bord, einige überlebten 35 Stunden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Valentin_Köpfli_Redaktor News_Ringier_2-Bearbeitet.jpg
Valentin KöpfliRedaktor News

Am 25. November 2024 kenterte das ägyptische Luxus-Tauchboot Sea Story vor der Küste des Badeorts Marsa Alam im Roten Meer. Erst am Morgen zuvor waren 31 internationale Gäste, darunter zwei Schweizer, drei Tauchlehrer und 12 Crewmitglieder in See gestochen. Elf Personen starben oder werden noch vermisst. Überlebende erinnern sich gegenüber der BBC an die dramatischen Stunden bis zur Rettung – und erheben schwere Vorwürfe gegen Besatzung und Behörden.

Bereits am Abend des ersten Reisetags wurde das Meer immer rauer. Mitten in der Nacht führte dann ein gewaltiger Knall zur Katastrophe. Das Tauchschiff kenterte und kippte zur Seite, nicht befestigte Möbel flogen durch die Kajüten, Gänge liefen rasend schnell mit Wasser voll.

Gravierende Sicherheitsmängel

«Wir konnten nichts sehen. Ich wusste nicht, ob ich auf dem Boden, an der Decke oder an der Seite lief», erinnert sich die Spanierin Hissora Gonzalez. In letzter Sekunde konnten sich die erfahrene Taucherin und ihr Partner aus der Kabine retten.

Andere wie Sarah Martin bahnten sich in völliger Dunkelheit den Weg in die Freiheit. «Wir mussten an Türrahmen und Balken entlang klettern», berichtet die britische Ärztin. «Es war sehr rutschig. Überall lagen Speiseöl und zerbrochene Eier.» Endlich auf dem Oberdeck angekommen, sprangen die Überlebenden ins Wasser. Denn das sinkende Schiff drohte sie mit in die Tiefe zu reissen.

Gefangen im Maschinenraum

Im Roten Meer treibend fanden sie schliesslich zwei Rettungsinseln, die nach der Havarie ausgelöst worden waren. Schwimmwesten waren zwar vorhanden, doch sie funktionierten nicht ordnungsgemäss. «Die Lichter gingen nicht an. Im Nachhinein glaube ich, da waren gar keine Batterien drin», sagt Sarah Martin. Auch Notrufsignale wurden deshalb nicht abgesetzt.

Lucianna Galetta und ihr Partner Christophe Lemmens hatten nicht so viel Glück und schafften es nicht rechtzeitig aufs Oberdeck. Sie überlebten 35 Stunden in einer Luftblase im Maschinenraum, zusammen mit ihrem ägyptischen Tauchlehrer. «Wir hatten keine Verbindung nach draussen, nichts. Niemand versuchte herauszufinden, ob jemand dort drinnen noch am Leben war», berichtet Galetta.

Überlebende widersprechen offizieller Version

Erst nach beinahe anderthalb Tagen wurden sie von einem Helfer gerettet – dem Onkel des gefangenen Tauchlehrers. Galetta kritisiert, dass die ägyptische Marine bei der Seenotrettung auf Freiwillige angewiesen war: «Wir warteten 35 Stunden. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass es auf Militärbooten keine Taucher gibt.»

Ägyptische Behörden machten zunächst eine vier Meter hohe Riesenwelle für die Havarie verantwortlich. Doch Überlebende bezweifeln diese Version. Auch der renommierte Ozeanograph Simon Boxall hält die Riesenwellen-Theorie anhand von Wetterdaten für unmöglich, denn die Wellen waren nur rund anderthalb Meter hoch. Eine Kombination aus Fehlern der Besatzung und Mängeln am Boot ist laut dem Experten die wahrscheinlichste Ursache für das Unglück, sagt er zur BBC.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?