Schon wieder! In Nigeria hat eine Bande eine Schule angegriffen und unter Waffengewalt 333 Buben und junge Männer verschleppt. Der Vorfall ereignete sich am Freitagabend in einer staatlichen Oberschule in der Stadt Kankara in der Region Katsina, im Norden des Landes.
Polizeisprecher Gambo Isah sagte, die Täter seien mit Töffs auf das Schulgelände gefahren, es sei ein ganzer Trupp von etwa 150 Motorradfahrern gewesen. Einige der Kidnapper sollen Zugangswege zur Schule blockiert haben, um Hilfe von aussen zu verhindern.
Auf dem Gelände des Internats hatten sich zum Zeitpunkt der Tat etwa 600 Schüler aufgehalten. Nach den Worten des Polizeichefs konnten etwa 200 Kinder und Jugendliche entkommen – inmitten von Schusswechseln mit der Polizei.
Leben gegen Geld
Ersten Ermittlungen zufolge könnte es sich um Kriminelle handeln, die Menschen entführen, um Lösegeld zu erpressen. Ähnliche Überfälle hat in der Vergangenheit aber auch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram verübt. 2014 verschleppte die Organisation in der nordostnigerianischen Stadt Chibok 276 Mädchen, die vergewaltigt, konvertiert und zwangsverheiratet wurden. Einige wurden später freigelassen, noch immer aber werden über 100 junge Frauen festgehalten.
Inzwischen hat das Militär offenbar den Ort gefunden, wo die am Freitag entführten 333 Jugendlichen versteckt gehalten werden. In einem Interview mit BBC sagte Garba Shehu, Sprecher von Staatspräsident Muhammadu Buhari (77), es gebe ein «massives Aufgebot» von Truppen, um die entführten Kinder zu befreien. Bereits hätten Schusswechsel stattgefunden.
Es droht ein Blutbad
Laut Shehu haben Soldaten das in einem Wald gelegene Versteck umzingelt, um im geeigneten Zeitpunkt zuzuschlagen. Shehu: «Die kriminellen Elemente, diese Banditen, werden vernichtet. Sie werden beseitigt.»
Doch der Einsatz ist heikel: Die Entführer sind mit Maschinenpistolen ausgerüstet – möglicherweise mit weiteren tödlichen Waffen. Es ist nicht auszuschliessen, dass eine Intervention in einem Blutbad endet!
Angst vor Angriffen an Weihnachten
Viele Eltern harren bei der Schule aus. Sie sind voller Sorge. Abubakar Lawal aus Zaria, einer rund 120 Kilometer entfernten Stadt, vermisst zwei seiner drei Söhne. «Ich bin sofort hierhergekommen und bete, dass der allmächtige Allah unser Volk rette.»
Die Zeitung «Punch» berichtete von Protestaktionen in Katsina am Sonntag, die sich auch gegen die Regierung richteten. Demonstranten hätten «Wir wollen unsere Kinder zurück» und «Wir wollen Sicherheit in Kankara» gerufen.
Der Erzbischof des Hauptstadtbistums Abuja, Ignatius Kaigama, zeigte sich mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest besorgt: «Weihnachten ist das grösste Fest in Nigeria, an dem viele Menschen ihre Familien besuchen. Ich befürchte, dass kriminelle Banden die Weihnachtszeit nutzen, um Leute zu überfallen, auszurauben und zu entführen.» (gf)