Sie waren fröhliche und wissbegierige Mädchen. Bis sie Anfang 2014 von der Islamistengruppe Boko Haram aus einer christlichen Schule in Chibok verschleppt wurden. Alleine in dieser nordnigerianischen Stadt entführten die Terroristen damals über 270 Mädchen. Insgesamt befinden sich mehrere hundert junge Frauen in den Klauen der Islamisten.
Nach zwei Jahren hat Boko Haram dem Nachrichtensender CNN ein Video übergeben. Darin sind 15 der entführten Mädchen zu sehen. Sie sind – bis auf die Gesichter – verhüllt. In ihrem Antlitz widerspiegelt sich Angst und Apathie. «Uns geht es gut», behaupten sie vor der Kamera. Ihr Ausdruck zeigt, dass sie zu dieser Aussage gezwungen wurden.
Was haben sie wohl in den zwei Jahren seit der Entführung alles durchmachen müssen? Gehirnwäsche, Umerziehung zu Musliminnen, Sex-Sklaverei: Von alldem erzählen jene jungen Frauen, denen die Flucht gelungen war.
Jedes Mädchen nennt auf dem Video seinen Namen und das Datum, an dem der Film gedreht wurde: Es ist der 25. Dezember 2015. Weihnachten!
Mütter, denen der Film vorgelegt wird, erkennen ihre Tochter wieder. CNN zeigt, wie sie in Tränen ausbrechen. Auch eine Schülerin, die fliehen konnte, erkennt ihre Kameradinnen. «Jetzt habe ich wieder neue Albträume», sagt sie.
Boko Haram hatte die nigerianische Regierung im Januar kontaktiert, um über einen Austausch der Geiseln gegen Gefangene zu verhandeln. Die Regierung forderte darauf ein Lebenszeichen der Mädchen. Sie hält das Video für glaubwürdig.
Immerhin: Das Video gibt Hoffnung. Es zeigt, dass Mädchen noch leben. Wie es allerdings den andern rund 200 geht, die noch vermisst werden und die auf dem Video nicht zu sehen sind, weiss niemand. Ausser die Teufel von Boko Haram. (gf)