Rund zweieinhalb Jahre nach der Entführung durch die islamistische Terrormiliz Boko Haram sind 21 Mädchen aus dem nigerianischen Ort Chibok freigekommen. Die Geiselhaft der Mädchen sei beendet, erklärte Regierungssprecher Mallam Garba Shehu am Donnerstag.
Sie seien nun in Sicherheit. An den Verhandlungen zwischen der sunnitischen Miliz und der Regierung seien auch das Internationale Rote Kreuz (IKRK) und die Schweizer Regierung beteiligt gewesen, hiess es. Die Gespräche würden fortgesetzt.
«Wir haben heute 21 der Chibok-Mädchen überstellt und der nigerianischen Regierung übergeben», bestätigte eine Sprecherin des IKRK in Genf. «Wir agierten als neutraler Vermittler, aber verhandelten nicht als solches.»
Die Schweiz vermittelte
Die Schweiz habe auf Anfrage der nigerianischen Regierung die Kontakte zwischen Regierungsvertretern und Boten von Boko Haram erleichtert, sagte ein Sprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Ziel sei die Befreiung der verschleppten Mädchen gewesen.
Das Schweizer Engagement sei humanitär begründet; der Einsatz respektiere die Grundsätze der Neutralität und der Nichteinmischung. Die Schweiz forderte weiterhin die rasche Befreiung aller entführten Mädchen.
Befreite Mädchen werden psychologisch betreut
Informationsminister Lai Mohammed wies Medienberichte über einen Tausch von Geiseln gegen Terroristen der Boko Haram zurück. Bei einer Medienkonferenz in Abuja sprach er von einem «Ort des Austauschs». Auf die Frage, ob und in welcher Höhe Geldsummen flossen, ging er nicht ein.
Ein Team von Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern sollte die Mädchen in der Hauptstadt Abuja empfangen, sagte Mohammed. Auch Präsident Muhammadu Buhari begrüsste die Freilassung der Geiseln.
Mehrere Kinder konnten fliehen
Im April 2014 waren 276 überwiegend christliche Schülerinnen aus dem Ort Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno verschleppt worden. 57 Mädchen gelang wenige Stunden später die Flucht. Mehr als 200 galten weiterhin als vermisst.
Im Mai kamen die ersten beiden von ihnen frei: Die erste, eine 19-Jährige, wurde im Sambisa-Wald im Bundesstaat Borno von einem Suchtrupp gefunden, die zweite wurde zwei Tage später entdeckt und in Sicherheit gebracht.
Die Entführung löste international Entsetzen aus. Die Kampagne zur Befreiung der Mädchen («Bring Back Our Girls») wurde unter anderem auch von US-First Lady Michelle Obama unterstützt.
«Wir vertrauen darauf, dass unsere Regierung weiterhin der Sicherheit und dem Wohlergehen der anderen Mädchen hohe Bedeutung beimisst», teilte die Leitung der Kampagne mit. Sie forderten auch die internationale Gemeinschaft zur weiteren Unterstützung auf, damit «Eltern, die Chibok-Gemeinschaft, die Nation und die Welt endlich ein für alle Mal diesem Albtraum ein Ende bereiten können».
Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Mindestens 20'000 Menschen wurden in dem Konflikt bisher getötet, 2,6 Millionen Menschen wurden durch die Gewalt in die Flucht getrieben. (SDA)