Um die Prämien seiner Lebensversicherung zu kassieren, tötete Ali F. Elmezayen (45) in den USA seine beiden autistischen Söhne (†13, †8). Dafür wurde er am Donnerstag zu 212 Jahren Haft verurteilt.
Zwischen 2012 und 2013 schloss der Ägypter Lebensversicherungen über 3,4 Millionen Dollar ab, berichtet die «Los Angeles Times». Immer wieder soll er bei den Unternehmen angefragt haben, ob diese bei einem Unfalltod auch tatsächlich zahlen. Die Antworten schienen ihm zu gefallen.
Frau rettete sich, das gehörte nicht zum Plan
Im April 2015 fuhr er mit seiner Frau Rabab Diab, seinem Sohn Elhassan und dessen jüngeren Bruder Abdelkarim mit seinem Honda in einem Hafen in Los Angeles über den Kai, direkt ins Wasser. Dort schwamm er durch sein bereits geöffnetes Fenster hinaus. Während seine Frau sich auf dem Nebensitz ebenfalls herauszwängen konnte und an der Oberfläche gerettet wurde, sank das Auto mit den Söhnen, hinten angegurtet, immer tiefer. Zwar waren Rettungskräfte nur zehn Minuten später beim Wrack und konnten den jüngsten Sohn lebend bergen, doch dieser starb kurz darauf im Spital, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist. Da war der ältere Sohn bereits tot.
2017 wurde Ali F. Elmezayen für das Verbrechen angeklagt, aber nicht vor Gericht gestellt. Die lokalen Behörden glaubten seine Geschichte eines Unfalls. Doch Bundesbehörden bekamen davon Kenntnis, leiteten eine Untersuchung ein und nachdem sie Elmezayen im November 2018 verhaftet hatten, erhielt er diese Woche die höchste Gefängnisstrafe, die der Staat Kalifornien kennt: 212 Jahre.
Prämien: 6000 Dollar. Jahreslohn: 30'000 Dollar
Dieser «habgierige und brutale Mörder» habe einen «bösen und teuflischen» Plan ausgeführt, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung. Der Täter sei «der ultimative Betrüger und ein notorischer Lügner». Leid tue dem Täter nur eines: Dass er aufgeflogen sei.
Während des Prozesses wurde offensichtlich, wie systematisch Elmezayen vorging. Über Jahre zahlte er jährlich rund 6000 Dollar Versicherungsgebühren, obwohl er nur 30’000 Dollar jährlich verdiente. Zudem rief er mindestens zwei der Versicherungsfirmen an, um sich abzusichern, dass seine Ansprüche nicht untersucht würden, wenn er sie mehr als zwei Jahre nach Vertragsabschluss geltend macht.
«Ruf mich nicht an, schreib mir nicht»
Mehr als 260’000 Dollar erhielt der 45-Jährige von den Versicherungen nach dem Tod seiner Söhne. Mit dem Geld kaufte er in Ägypten ein Haus und ein Boot. Am Prozess war auch Elmezayens dritter Sohn anwesend, Elhussein (20). Er war zum Tatzeitpunkt nicht bei den Eltern und beschuldigte nun seinen Vater, seine Familie «elendig und verarmt» zurückzulassen. Er habe sein Geld «mit seiner wertlosen Familie in Ägypten» verschwendet. «Meine Mutter und ich wünschen uns, unsere Brüder wären nicht für deinen finanziellen Gewinn gestorben.» Er hoffe seinem Vater sei klar, «dass ich nie mehr etwas mit dir zu tun haben möchte. Ruf mich nicht an, schreib mir nicht.»
Ali F. Elmezayen (45), der während des Prozesses kein Wort sagte und nur ins Leere blickte, hatte seine Frau 1996 in Kairo (Ägypten) als Student kennengelernt. 2000 zogen sie nach Los Angeles, 2009 liess sie sich scheiden. Trotzdem lebten sie weiterhin im selben Haus, um ihre Chancen auf einen US-Pass zu erhöhen. Dabei machte er ihr das Leben zur Hölle, wie sie während des Prozess sagte. Er habe sie «jahrelang terrorisiert, geschlagen und gewürgt».
Sie sollten Fisch kaufen
Am verhängnisvollen 9. April 2015, schlug er ihr vor, mit den zwei Söhnen in ein Restaurant zu fahren. Nach dem Mittagessen sagte er ihnen, sie würden noch kurz am Hafen von San Pedro anhalten, um Fisch zu kaufen. Sie fuhren zum Parkplatz, als Elmezayen sagte, er möchte ein Schiff genauer anschauen. Danach trat er aufs Gaspedal und schaute nicht mehr zurück.
«Im Wasser war Elmezayen dann innert Sekunden aus dem Auto», sagte seine Frau Diab. «Ich selber dachte, ich sterbe, weil ich nicht schwimmen kann.» Ein Fischer warf ihr einen Rettungsring zu «Ich konnte nur schreien: ‹Meine Kinder, meine Kinder!›». Ihr Ex-Mann sei davon geschwommen, ohne sich um irgendjemanden zu kümmern ausser sich selbst.
Nebst der Haftstrafe wurde Elmezayen dazu verurteilt, den Versicherungsfirmen 261’751 Dollar zurückzuzahlen. (vob)