Bei diesen Gesetzen im US-Bundesstaat Iowa kann man nur den Kopf schütteln. Für viele war es unfassbar, dass die Staatsanwaltschaft von Des Moines eine 15-jährige Sexsklavin wegen Mordes den Prozess machen wollte – weil diese ihren Peiniger getötet hatte. Jetzt muss die inzwischen 17-jährige Pieper Lewis der Familie von Zachary B.* (†37), der sie vergewaltigt und an andere Männer zum Sex verkauft hatte, 150'000 Dollar Entschädigung zahlen!
Weil sie von ihrer Stiefmutter schwer misshandelt wurde, riss Lewis – die unbedingt in der Presse namentlich genannt werden will, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen – von zu Hause aus. Auf der Flucht geriet das Teenie-Girl an B. Selbst die Staatsanwaltschaft gab zu, dass der Mann das Mädchen gegen deren Willen mit zu sich nach Hause genommen, sie mit dem Messer bedroht und immer wieder vergewaltigt hatte. Dann zwang er das Mädchen, gegen Geld Sex mit anderen Männern zu haben.
Mit Küchenmesser im Schlaf erstochen
Im Juni 2020 nahm das Opfer sein Schicksal selbst in die Hand und stach eines Nachts – als B. eingeschlafen war – mit einem Küchenmesser auf ihn ein und tötete den Mann. Für die Staatsanwaltschaft war es Mord, weil der Vergewaltiger «geschlafen und keine unmittelbare Gefahr» für Lewis dargestellt habe. Es hagelte schwere Kritik aus ganz Amerika und von Verbänden für die Opfer von Kinder-Sexsklaverei. Die Staatsanwaltschaft knickte ein und bot einen Deal an. Lewis musste sich wegen Totschlags für schuldig bekennen, im Gegenzug für eine 20-jährige Gefängnisstrafe auf Bewährung.
Polk County-Staatsanwalt Erik Howe beschwerte sich danach, dass sich Lewis öffentlich als Opfer darstellen würde – obwohl «wegen ihr jetzt zwei kleine Kinder keinen Vater mehr haben». Auch der Richter David Porter schien nur wenig Sympathie für den Teenager zu haben. Er kündigte an, dass sich das Mädchen an «scharfe Auflagen» halten müsse, weil sie sonst sich auf die vollen 20 Jahre Knast einstellen sollte. Des Weiteren verhängte er 150'000 Dollar Entschädigung, die Lewis an die Hinterbliebenen ihres Vergewaltigers zahlen muss – «weil das die Gesetze in unserem Staat für Totschlag so vorschreiben».
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Abtreibungsgesetze spalten das Land
Das Thema US-Gesetze ist spätestens seit Ende Juni wieder in aller Munde. Nach einem halben Jahrhundert hatte der Supreme Court, Amerikas höchstes Gericht, das verfassungsmässige Recht auf Abtreibung, festgehalten im historischen Urteil des Falls «Roe v. Wade», beendet. Für viele Frauen brach eine Welt zusammen. In mehreren US-Staaten – darunter Texas, Missouri und Oklahoma – ist es nun nicht mehr möglich, legal abzutreiben – auch nicht nach einer Vergewaltigung oder einem Inzest-Fall! Die Kippung des landesweiten Rechts löste im Sommer in unzähligen Städten massive Proteste aus.
In Iowa – dem Bundesstaat, wo Vergewaltigungsopfer Pieper Lewis vor Gericht stand, sind Abtreibungen aktuell noch erlaubt. Wie die «New York Times» schreibt, könnte sich das aber ändern. Es werde erwartet, dass etwa die Hälfte der Bundesstaaten ein Verbot der Abtreibung oder andere Beschränkungen für den Schwangerschaftsabbruch erlassen wird. In Staaten wie Iowa oder Arizona bleibt die Abtreibung vorerst legal, während die Gerichte entscheiden, ob bestehende oder neue Verbote in Kraft treten können.
Die gute Nachricht für Lewis: Innerhalb von 24 Stunden hatten Menschen aus dem ganzen Land für sie auf der Webseite «GoFundMe» gespendet. So kamen bislang über 325'000 Dollar zusammen. Mit der übrig gebliebenen Summe will sie aufs College gehen und eine Organisation starten, die anderen jungen Opfern von Sexsklaverei hilft. (man)
* Name bekannt