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Bayer stolpert über US-Tochterfirma Monsanto
Dieses Rentnerpaar kostet Pharma-Riesen 2 Mrd Franken

Ein amerikanisches Rentnerpaar bringt den deutschen Pharmakonzern Bayer in Bedrängnis: Das Paar war an Krebs erkrankt und schreibt dies der Verwendung krebserregender Unkrautvernichter von Bayer-Tochter Monsanto zu. Nun gibt das Gericht ihnen recht.
Publiziert: 14.05.2019 um 18:15 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2019 um 19:27 Uhr
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Nun muss Bayer unter dem Chef, Werner Baumann, für den Kauf von Monsanto gerade stehen. Das bedeutet erstmal: happige Strafen in Amerika bezahlen.
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Ein amerikanisches Rentnerpaar bringt Bayer in Bedrängnis: Denn eine US-Jury sprach Alva und Alberta Pilliod Schadenersatz in Höhe von umgerechnet fast 1,8 Milliarden Euro (umgerechnet 2 Milliarden Franken) zu. Das Paar war an Krebs erkrankt und schreibt dies der Verwendung glyphosathaltiger Unkrautvernichter durch die Bayer-Tochter Monsanto zu.

Es ist bereits die dritte Niederlage für Bayer und Monsanto in US-Verfahren im Zusammenhang mit dem umstrittenen Präparat. Zwar kündigte Bayer noch in der Nacht zum Dienstag Berufung gegen die Entscheidung an. Doch an der Börse ging die Talfahrt der Bayer-Aktie weiter.

Monsanto hat nicht über Gefahren informiert

Die Pilliods hatten den Monsanto-Unkrautvernichter Roundup über Jahrzehnte auf ihren Grundstücken verwendet. Bei Alva wurde 2011 ein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert, eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems.

Seine Frau bekam dieselbe Diagnose vier Jahre später. Aufgrund der Werbung des Unternehmens hätten sie den Eindruck bekommen, dass das Mittel sicher sei, beklagte sich Alberta Pilliod am Montag auf einer Pressekonferenz. Sie wünschten sich, dass Monsanto über die Gefahren des Mittels aufgeklärt hätte. «Es hat unser Leben für immer verändert. Wir können nicht mehr die Dinge machen, die wir früher konnten und das nehmen wir Monsanto wirklich übel», erklärte die 74-Jährige.

Vorerkrankungen spielten vor Gericht keine Rolle

Bayer hatte vor Gericht vergeblich darauf verwiesen, dass beide Kläger eine lange Historie von Vorerkrankungen hätten, die bekanntermassen erhebliche Risikofaktoren für eine Erkrankung am Non-Hodgkin-Lymphom seien. Es gebe keine wissenschaftlichen Beweise, dass es ohne den Einsatz von Glyphosat nicht zu der Krebserkrankung gekommen wäre, argumentierte Bayer. Doch die Jury überzeugte das nicht. Sie machte das Monsanto-Präparat für die Krebserkrankung verantwortlich.

Der grösste Teil der verhängten Milliardensumme entfiel dabei auf den sogenannten Strafschadenersatz, wofür es im deutschen Recht keine Entsprechung gibt. Ein Juror wurde in US-Medien mit dem Satz zitiert, das Urteil solle dem Konzern eine Lehre erteilen.

Dritte grosse Niederlage für Bayer

Es ist bereits die dritte derartige Niederlage für Bayer. Im ersten Prozess hatte eine Jury den Konzern vergangenen August zunächst zu 289 Millionen Dollar an Schmerzensgeld und Entschädigung verdonnert. Die Richterin reduzierte die Summe später allerdings auf rund 78 Millionen Dollar. Im Ende März verlorenen zweiten Prozess steht eine ähnlich hohe Summe im Raum.

Damals wie heute betonte Bayer, die Urteile stünden in direktem Widerspruch zu vielen Studien zur Sicherheit von Glyphosat. Und in der Tat hatte die US-Umweltbehörde EPA den Unkrautvernichter Glyphosat erst Anfang Mai weiterhin als nicht krebserregend eingestuft. Die Klagewelle in den USA fusst dagegen im Grunde auf einer Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Unkrautvernichter 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen einstufte.

«Das Schicksal von Bayer liegt jetzt in der Hand des US-Richters»

Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sieht Bayer nach der Verhängung der Milliardenstrafe in einer gefährlichem Lage. «Das Schicksal von Bayer liegt jetzt in der Hand des US-Richters, der als nächster die Höhe der Strafe prüft», sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler der Deutschen Presse-Agentur. Das sei «erschreckend».

Tüngler betonte, das Urteil zeige auch, dass Bayer das mit der Monsanto-Übernahme verbundene Reputationsrisiko offenbar unterschätzt habe. Der Leverkusener Konzern sei immer davon ausgegangen, dass es nur in Deutschland ein Problem mit dem Image des in der Gentechnik sehr aktiven US-Konzerns gebe.

Monsanto ist kein Amerikaner mehr

Doch seitdem Monsanto nicht mehr amerikanisch sei, sei offensichtlich auch die Stimmung in den USA gekippt. Gleichzeitig erschwere das jüngste Urteil mögliche Vergleichsverhandlungen. «Die Dimension ist so unfassbar aus allen Fugen geraten. Da ist in nächster Zeit kaum mehr Raum für eine Einigung», sagte Tüngler.

Markus Manns von der Fondsgesellschaft Union Investment betonte, das Urteil verdeutliche die «enormen Risiken des Monsanto-Deals». Bayer habe die Probleme «offenbar völlig unterschätzt».

Bayer will sachlicheres Urteil erreichen

Der Leverkusener Konzern setzt nun auf die nächsten Instanzen und die dort zuständigen Berufsrichter, nachdem die Geschworenen in den ersten Runden aus der normalen Bevölkerung kamen. Von den Berufsrichtern erhofft sich Bayer grösseres Augenmerk für die immer wieder zitierten Studien zur Sicherheit von Glyphosat und sachlichere Urteile. Die Berufungsverfahren können sich aber sehr lange hinziehen, im laufenden Jahr wird voraussichtlich keine Entscheidung mehr fallen.

Bayer hatte im Frühjahr 2016 seine Pläne zur Übernahme von Monsanto bekanntgegeben. Doch wurde die 63 Milliarden US-Dollar teuere Übernahme erst im Juni 2018 abgeschlossen. Seitdem hat sich der Wert der Bayer-Aktie fast halbiert. Bayer-Chef Werner Baumann bekam die Verärgerung der Aktionäre Ende April persönlich zu spüren. Auf der Hauptversammlung verweigerten ihm die Aktionäre die Entlastung - ein einmaliges Ereignis für einen amtierenden Chef eines Dax-Konzerns. (SDA)

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