Darum gehts
- Schweizer lieben Restaurantbesuche, aber die Zuneigung hat Risse bekommen
- Trinkgeld und Service sorgen für Unzufriedenheit bei Restaurantgästen
- 37,6 Prozent der Schweizer wollen kein Trinkgeld mehr geben
Auswärts essen gehen? Lieben wir! Aber nicht alles am Gang ins Restaurant schmeckt den Schweizerinnen und Schweizern. Die Online-Marktforscher von Marketagent haben über 3000 Personen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) befragt – darunter 1039 aus der Deutsch- und Westschweiz. Das Resultat: Die Lust am Restaurantbesuch bleibt bei uns hoch, aber die Liebe hat Risse bekommen.
Am deutlichsten zeigt sich das beim Thema Trinkgeld: Sechs von zehn Schweizern (58 Prozent) ist oft unsicher, wie viel angebracht ist. 27 Prozent geben bei schlechtem Service dennoch Trinkgeld – aus Gewohnheit, Anstand oder Verlegenheit.
Dabei passt das vielen nicht: Jeder dritte Schweizer (37,6 Prozent) will kein Trinkgeld mehr geben. Im Vergleich mit Österreich (21 Prozent) und Deutschland (29 Prozent) sind die Schweizer somit mit deutlichem Abstand am meisten gegen das Trinkgeld!
Service verschlechtert – Kritik bleibt aus
Auch beim Service wirds kritisch: 27 Prozent der Befragten finden, dass in der Schweiz der Service schlechter geworden ist. Deutschland steht leicht besser da – Österreich aber in Sachen Servicequalität noch schlechter. Doch laut Studie bleibt es bei den Schweizern meist beim heimlichen Augenrollen – nur rund zweimal pro Jahr äussern die Gäste überhaupt «freundliche Kritik» — eine klare Beschwerde erfolgt im Schnitt einmal jährlich.
Die grössten Ärgernisse in Schweizer Restaurants? Die Befragten erwähnten oft ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis (32 Prozent), lange Wartezeiten (28 Prozent) und mangelhafter Service (27 Prozent).
Hahnenwasser ja – aber nicht gegen Gebühr
Ein weiteres heikles Thema ist das Hahnenwasser! Zwei von drei Schweizern bestellen es regelmässig. Zum Vergleich: In Österreich (57 Prozent) und Deutschland (22 Prozent) ist das Leitungswasser weniger beliebt. Die Krux: Hahnenwasser kostet in Restaurants – teilweise sogar richtig viel! Im Restaurant Allmendhubel in Mürren BE beispielsweise gibts den Liter für 8 Franken! Der akzeptable Preis liegt für die Befragten im Schnitt bei 1.50 Franken.
Nicht besser sieht es bei neuen Reservierungsregeln aus. 72 Prozent lehnen ab, ihre Kreditkartendaten bei der Buchung angeben zu müssen. Auch sogenannte Time-Slots, Servicepauschalen oder Strafgebühren nerven viele. Trotzdem geben 16 Prozent zu, schon einmal eine Reservation ohne Absage verfallen gelassen zu haben – ebenso viele haben bereits in mehreren Lokalen gleichzeitig reserviert.
«Die Schweizerinnen und Schweizer schätzen gutes Essen und sind bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen – sofern Qualität und Service stimmen», sagt Roland Zeindler, Geschäftsführer von Marketagent Schweiz. «Doch die Zufriedenheit bröckelt: Neue Regeln wie kostenpflichtiges Hahnenwasser, Zusatzgebühren für Teller oder Kreditkartenpflicht bei Reservierungen stossen vielen sauer auf. Die Gastronomie ist gefordert, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen, um die Lust am Auswärtsessen nicht zu verspielen.»