So lief der Gedenkmarsch für Marvin
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1000 Menschen in Lausanne:So lief der Gedenkmarsch für Marvin

Kracht es am Montagabend in Lausanne wieder?
Linkes Online-Portal ruft zu Demonstration auf

In Lausanne wird erneut zu einer Demonstration aufgerufen. Der Protest richtet sich gegen Rassismus und Gewalt bei der Polizei, nachdem ein schwerer Skandal aufgedeckt wurde. Auch des verstorbenen Teenagers Marvin M. soll gedacht werden.
Publiziert: 01.09.2025 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2025 um 16:42 Uhr
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Der Tod von Marvin M. beschäftigt die Stadt Lausanne weiterhin.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Demonstration in Lausanne gegen Polizeigewalt und Rassismus geplant
  • Rassismusskandal bei Polizei: Whatsapp-Gruppen mit menschenverachtenden Nachrichten entdeckt
  • Rund 10 Prozent des Polizeikorps sollen problematische Inhalte gesehen haben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin MeulReporter News

Kommt es am Montagabend erneut zu Ausschreitungen in Lausanne? Das linke Online-Portal renverse.co hat einen Aufruf gestartet, der zu einer weiteren Demonstration mobilisiert.

«Skandal in der Polizei – Schluss mit Gewalt, Rassismus und Faschismus» lautet das Motto der Kundgebung, die um 18.30 vom Quartier Prélaz in die Lausanner Innenstadt führen soll.

Skandal bei der Polizei

Für die Demonstration gibt es offenbar mehrere Hintergründe. Da ist einerseits der schwerwiegende Rassismusskandal bei der Polizei. 

Die Waadtländer Staatsanwaltschaft hat vor einigen Tagen zwei inzwischen geschlossene Whatsapp-Gruppen enttarnt, in denen aktive und ehemalige Polizisten rassistische, sexistische, antisemitische, homophobe und menschenverachtende Nachrichten austauschten – darunter Verherrlichungen des Nationalsozialismus und des Ku-Klux-Klans.

Vier weitere Suspendierungen am Montag

Rund zehn Prozent des Korps sollen die Inhalte gesehen haben, ohne diese zu melden. Vergangene Woche wurden vier Polizisten suspendiert. Am Montag gab die Polizei dann bekannt, dass vier weitere Polizisten vom Dienst suspendiert werden. Parallel läuft eine Strafuntersuchung. Weitere Suspendierungen sind nicht geplant. Die Stadt Lausanne erklärt: «Alle Personen, welche die während der Pressekonferenz ausgestrahlten Bilder gesendet haben und weiterhin für die Lausanner Polizei arbeiten, sind von diesen acht sofortigen Suspendierungsmassnahmen betroffen.»

Der Fall kam ins Rollen, nachdem ein Foto publik wurde, das einen Beamten lachend vor einem «RIP Mike»-Graffiti zeigte – ein Verweis auf den 2018 nach einem Polizeieinsatz verstorbenen Nigerianer Mike Ben Peter. Die Stadtregierung reagierte schockiert und kündigte umfassende Reformen an. Stadtpräsident Grégoire Junod sprach von «systemischer Diskriminierung». Für die Aufarbeitung wurde der ehemalige Neuenburger Polizeikommandant André Duvillard beigezogen. Ziel sei es, Transparenz zu schaffen und das beschädigte Vertrauen in die Polizei wiederherzustellen.

Wegen dieses Skandals soll am Montagabend demonstriert werden, so das Online-Portal.

Auch Marvin M. soll gedacht werden

Daneben solle auch der mutmasslichen Opfer von Polizeigewalt gedacht werden, so die Gruppe. Wie zum Beispiel Marvin M.* (†17). Der Teenager war am 24. August bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben gekommen. Am Samstag fand bereits ein Gedenkmarsch statt, gut 1000 Personen nahmen daran teil. 

Entgegen dem Wochenende zuvor blieb es diesmal friedlich. Kurz nach dem Tod von Marvin M. hatten Jugendliche zwei Nächte in Folge für Krawalle gesorgt, randaliert und sich Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. An der Demonstration vom Montagabend solle des Getöteten ebenfalls gedacht werden. 

Ob am Montagabend wieder mit Ausschreitungen zu rechnen ist, lässt sich schwer abschätzen. Die Polizei teilt auf Anfrage von Blick mit, dass sie mit 200 bis 300 Teilnehmern rechne. Die Demonstration sei bewilligt. Weitere Angaben werden aus einsatztaktischen Gründen keine gemacht. 

Allerdings lässt der Aufruf von renverse.co gewisse kämpferische Attitüden erahnen. «Wir glauben, dass die Strasse jetzt ein notwendiger Raum für Meinungsäusserung und Wut ist. Und dass es notwendig ist, Druck auf die Stadt auszuüben, damit sie in diesem Rassismusskandal etwas unternimmt», heisst es. Ganz friedlich klingt das nicht. 

Blick hält dich über die Situation in Lausanne auf dem Laufenden.

* Name bekannt 

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