Darum gehts
- Geplante Asylunterkunft im Auboden sorgt für Kontroverse und politische Reaktionen
- SVP-Nationalrat Mike Egger reicht Interpellation zur Asylsituation ein
- 150 Geflüchtete sollen neben nur acht Anwohnern untergebracht werden
Die Blick-Story über die geplante Asylunterkunft im spärlich bewohnten Auboden im sanktgallischen Toggenburg schlägt hohe Wellen. Wellen, die bis ins Bundeshaus reichen. Es geht um die Bewohnerinnen und Bewohner des Aubodens, einem Weiler in der Gemeinde Neckertal SG. Mit Kindern leben dort in zwei Häusern nur gerade acht Menschen. Auf Ende Jahr ziehen auf der anderen Strassenseite, keine 20 Meter entfernt, 150 Geflüchtete mit Bleiberecht ein. «Wir haben wirklich nichts gegen Geflüchtete. Aber 150 Asylsuchende? In diesem kleinen Ort? Das sind einfach zu viel!», sagt Daniel Grob (32), der zusammen mit seiner Frau Gisela (30) und den beiden Kindern im Weiler wohnt.
Die Anwohner versuchten, sich zu wehren. Sie forderten eine Begrenzung der Anzahl Geflüchteten auf 40.
Aber keine Chance. Der Trägerverein Integrationsprojekte des Kantons St. Gallen, kurz Tisg, hatte die Häuser gekauft, daran gab es nichts zu rütteln. Auf Anfrage von Blick sagte Tisg-Chefin Claudia Nef (44): «Das Asylwesen wird von vielen Personen jetzt schon als zu teuer erachtet.» Die Kosteneffizienz sei höher gewichtet worden als Bedenken der Anwohnenden. Es kommen 150. Punkt.
SVP-Egger will dem Bundesrat Beine machen
Kaum war der Artikel am Dienstagvormittag publiziert, meldet sich Mike Egger (32), SVP-Nationalrat aus dem St. Galler Rheintal, zu Wort. Er werde noch am selben Tag eine Interpellation einreichen, sagte er. Der Titel: «Dramatische Herausforderungen in kleinen Gemeinden bei der Unterbringung von Asylsuchenden».
Im Gespräch mit Blick erklärt Egger: «Ich erhoffe mir von dieser Interpellation, dass Herr Bundesrat Jans jetzt wirklich aufwacht und einsieht, dass man handeln muss.» Er moniert, dass der Bund zu wenig tut: «Man kann die Gemeinden und Kantone nicht alleine lassen. Es braucht die Schützenhilfe des Bundes.» Die Geflüchteten, die bereits da sind, müssten besser auf die Gemeinden und die Kantone verteilt werden.
«Man weiss nicht mehr wohin mit den Leuten»
Der Fall Auboden zeigt gemäss Egger auf drastische Art und Weise: «Man weiss offensichtlich nicht mehr wohin mit den vielen Asylbewerbern. Alleine 2024 sprechen wir von knapp 30'000 Personen.» Der Kanton und auch die Tisg im Kanton St. Gallen könnten sich nicht mehr anders helfen, als «eine aus meiner Sicht sehr teure Immobilie an einer sehr guten Lage zu kaufen. Aktuell ist es ein Seminar- und Veranstaltungsort». Ein falsches Signal, so Egger. Auf der anderen Seite würden die Bewohnerinnen und Bewohner des Aubodens «alleine gelassen und von den Verantwortlichen nicht einmal angehört».
Egger übt auch grundsätzliche Kritik: «Das Kernproblem ist, dass es zu einfach ist, in der Schweiz ein Asylgesuch zu stellen. Es ist überhaupt zu einfach, einzureisen. Man muss jetzt verschärfen, durchgreifen und abgewiesene Asylbewerber konsequent ausschaffen.»
«Gemeinden müssen die Zeche zahlen»
Hinter der parlamentarischen Anfrage, die Egger eingereicht hat, stehen gemäss seiner Aussage sämtliche SVP-Nationalräte aus dem Kanton St. Gallen. Die erste Frage lautet: «Gibt der Bund Vorgaben an die Kantone, bzw. die Gemeinden, um sicherzustellen, dass die Grösse der lokalen Bevölkerung im Verhältnis zur Anzahl der Asylsuchenden angemessen berücksichtigt wird?»
Der Schuldige im Bundeshaus ist für Egger derweil schnell gefunden: Justizminister Beat Jans (60) von der SP. «Die in Auboden geplante Unterbringung zeigt, dass die Asylpolitik des Bundesrates gescheitert ist und die Gemeinden nun die Zeche dafür zahlen müssen», schreibt Egger.
Er erwartet bis zur nächsten Session im Herbst eine Antwort. «Gibt es in naher Zukunft keine politische Lösung für die aktuellen Herausforderungen, prüfen wir seitens der St. Galler SVP-Nationalräte, Bundesrat Jans zu einem persönlichen Gespräch einzuladen.»