«Es ist eine grosse Angst um die Sicherheit da»
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Familie Grob:«Es ist eine grosse Angst um die Sicherheit da»

Anwohner besorgt – in Toggenburger Weiler steigt Ausländeranteil von 0 auf 95 Prozent
«150 Asylsuchende sind einfach zu viel!»

Im Weiler Auboden im Toggenburg sorgt ein geplantes Flüchtlingsheim für Unmut. Die sechs erwachsenen Bewohner protestieren gegen die Unterbringung von 150 Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft und fühlen sich von den Behörden übergangen.
Publiziert: 17.06.2025 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2025 um 11:15 Uhr
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Der Auboden im Toggenburg: Auf der linken Strassenseite sieht man die Häuser der Grobs und Raschles. Bislang wohnen hier nicht einmal zehn Menschen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • 150 Geflüchtete sollen im Weiler Auboden untergebracht werden
  • Anwohner fühlen sich übergangen und haben Sicherheitsbedenken
  • Verantwortliche erklären sich
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Sandro ZulianReporter News

Der Auboden in der Gemeinde Neckertal SG ist der Inbegriff von Ruhe und Beschaulichkeit. Gerade einmal fünf Häuser gibt es hier, acht Menschen wohnen hier. Doch Ende Jahr könnte aus dem Weiler von einem auf den anderen Tag ein kleines Dorf werden. Das sorgt bei den Einwohnern für grosses Unbehagen. 

«Wir haben wirklich nichts gegen Geflüchtete. Aber 150 Asylsuchende? In diesem kleinen Ort? Das sind einfach zu viel!», sagt Daniel Grob (32), der zusammen mit seiner Frau Gisela (30) und den beiden Kindern im Weiler wohnt. Ein paar Meter die Strasse entlang steht das zweite Wohnhaus im Auboden. Dort lebt Daniel Grobs Bruder Stefan (29) mit seiner Partnerin Bettina Raschle (29). Diese vier Menschen machen zwei Drittel der Bevölkerung des Weilers aus.

«Einhundertfünzig!»

Um Ostern dieses Jahres wurden die insgesamt sechs erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohner des Aubodens informiert. Der Trägerverein Integrationsprojekte des Kantons St. Gallen, kurz Tisg, hatte die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse, keine 20 Meter entfernt, gekauft. Kostenpunkt: sechs Millionen Franken. Bis zuletzt gehörten die Häuser zu einem Seminar- und Veranstaltungsort, der sich nicht rechnete und bald schliessen muss.

Die neue Idee: Geflüchtete Menschen mit Bleiberecht sollen künftig in den Häusern leben. «Für uns war das in Ordnung, Flüchtlinge müssen und dürfen ja irgendwohin», sagt Daniel Grob. Doch dann: «Plötzlich hiess es, dass 150 Menschen hierherkommen sollen. Einhundertfünfzig!»

Mit 40 Personen auf der anderen Strassenseite hätten sie leben können, so Grob. 150 Menschen in drei Häusern und ein neuer Containerbau kaum 20 Meter entfernt, seien aber zu viel des Guten. «Das ist total unverhältnismässig für diese kleine Ortschaft», sagt Bettina Raschle.

Die Leute im Weiler machen sich Gedanken über überfüllte Busse, Lärm und Spannungen zwischen Bevölkerung und Bewohnern des Flüchtlingsheims. Mit einem offenen Brief sammeln sie innert zweier Tage über 750 Unterschriften. Die Forderung: Die Dimensionen des Asylheims sollen massiv reduziert werden. 

Sie fühlen sich nicht gehört

Die Familien suchen das Gespräch mit dem Tisg, sie laden sämtliche 75 Gemeindepräsidenten, die beim Tisg stimmberechtigt sind, auf den Auboden ein. Sie sollen sich selber ein Bild machen. Gekommen sei niemand. Beim Tisg wollten sie ihr Anliegen an der Hauptversammlung anbringen – abgelehnt.

Die Leute vom Auboden wenden sich an die Medien. Sie fühlen sich nicht gehört. Oder wie Daniel Grob unumwunden sagt: «Wir fühlen uns verarscht.»

«Die Forderung wurde gehört»

Auf Anfrage von Blick sagt Claudia Nef (44), die Geschäftsführerin des Tisg: «Die Forderung, die Belegungszahl von 150 auf 40 Personen zu reduzieren, wurde durchaus gehört.»

Ein entsprechender Antrag der Gemeinde Neckertal sei an der Hauptversammlung aber «deutlich abgelehnt» worden. Grund dafür seien wirtschaftliche Überlegungen gewesen. Nutze man den Platz im Auboden nicht zur Gänze aus, wären Mehrkosten von rund drei Millionen Franken die Folge.

Nef sagt: «Das Asylwesen wird von vielen Personen jetzt schon als zu teuer erachtet.» Die Kosteneffizienz sei höher gewichtet worden als Bedenken der Anwohnenden. «Auch wenn für die Anliegen der Nachbarn durchaus Verständnis geäussert wurde.»

«Opposition hätte den Entscheid nicht verändert»

Dass man die Bevölkerung – statt frühzeitig zu informieren – vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, habe seinen Grund: «Opposition der Anwohner gegen das Kaufvorhaben hätte den Entscheid nicht verändert.»

Zum Thema Sicherheit sagt die Tisg-Chefin: «Der Verein betreibt aktuell Zentren in Nesslau, Eggersriet, Thal, Ebnat-Kappel und Uzwil. Alle Betriebe laufen seit Jahren geordnet und ohne namhafte Zwischenfälle.»

So bleibt es dabei: Die ersten Geflüchteten ziehen Ende Jahr ein. Ob es den Anwohnern passt oder nicht. Klein beigeben möchten sie aber nicht. Sie haben einen Anwalt eingeschaltet.

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