Verkaufschaos bei Goldvreneli
Sammler zeigt Swissmint an, Finanzdelegation plant Untersuchung

Nach dem Verkaufschaos der neuen 100-Franken-Goldvreneli reicht ein wütender Sammler Anzeige bei der Bundesanwaltschaft ein. Auch die höchste Finanzaufsicht des Bundes will die Vorfälle untersuchen.
Publiziert: 20.07.2025 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2025 um 12:03 Uhr
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Beim Verkauf der neuen Goldvreneli kam es zum Chaos.
Foto: Swissmint

Darum gehts

  • Goldvreneli-Verkauf endet im Chaos.
  • Finanzdelegation des Parlaments will Vorfall untersuchen
  • 27 Münzhändler erhielten bevorzugten Zugang zu je drei Goldvreneli
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Der Verkaufsstart des neuen Goldvreneli wurde zum Debakel. Es gab einen riesigen Ansturm auf die limitierten Vreneli – doch kurz vor Verkaufsstart kam es zu IT-Problemen. Der Webshop von Swissmint war bis am Mittag down. Als der Verkauf losging, waren die Münzen innert kürzester Zeit ausverkauft. Der Frust bei Sammlern war gross.

Nun wird die Justiz aktiv: Sammler Giovanni Sforza hat nämlich wegen des Verkaufschaos bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige eingereicht. Er konnte sich zwar ein Goldvreneli ergattern – allerdings wurde sein bezahlter und bestätigter Kauf rückwirkend storniert. Sforza wirft Swissmint Betrug und ungetreue Amtsführung vor.

Der Fall ruft auch die Finanzdelegation des Parlaments (FinDel) auf den Plan, welche die Oberaufsicht über den Finanzhaushalt des Bundes hat. FinDel-Präsident Lars Guggisberg (48, SVP) kündigt in der «SonntagsZeitung» an, das Verkaufschaos in der nächsten Sitzung zu thematisieren. Die Vorgänge seien «sehr unschön». Dass der Verkauf einer limitierten Münzauflage bereits zum zweiten Mal innert kurzer Zeit im Desaster ende, werfe ein schiefes Licht auf die eidgenössische Münzstätte Swissmint.

Bevorzugte Händler

Bereits 2022 kam es beim Verkauf von limitierten Platinmünzen zu Problemen. Die Verkaufsplattform brach damals ebenfalls zusammen, viele Sammler gingen leer aus und kauften die Münzen später auf Ricardo für ein Vielfaches des Ursprungspreises. Besonders brisant: Blick-Recherchen zeigten, dass Swissmint-Chef Ronnie Mocker beim Münzhandel mitmischte. Er kaufte eine Münze für 799 Franken und verkaufte sie wenige Tage später auf Ricardo für 2500 Franken weiter.

Diesmal sorgt ein anderer Vorgang für zusätzlichen Ärger: 27 langjährige Münzhändler haben einen bevorzugten Zugang zu den Münzen erhalten und erhielten je drei Goldvreneli. Viele verkaufen sie dann auf Ricardo weiter.

SVP-Nationalrat Roman Bürgi (56) sagt, es sei ein «absolutes No-Go, dass Swissmint einige Händler bevorzugt behandelt und ihnen vor dem offiziellen Verkauf bereits Jubiläums-Goldvreneli gegeben hat». Er verlangt ebenfalls, dass der Vorfall abgeklärt wird.

Swissmint ist dem Departement von Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) unterstellt. SP-Nationalrätin und Finanzpolitikerin Sarah Wyss (36) verlangt, dass Keller-Sutter und ihr Departement die Anschuldigungen, die im Raum stehen, untersuchen.

Swissmint weist Vorwürfe zurück

So oder so wird der Fall nun von der Justiz geprüft. Sammler Sforza äussert diverse Vorwürfe gegenüber Swissmint. Unter anderem gezielte Manipulation durch Mitarbeitende. Sie sollen beim Verkauf Drittparteien bevorzugt haben.

Swissmint bestreitet, dass der Chef oder Mitarbeitende Münzen für den Weiterverkauf erworben hätten, und weist weitere Vorwürfe von Sforza zurück. Zu seinem Verdacht, dass Mitarbeitende Drittpersonen geholfen hätten, bevorzugt an Goldvreneli zu kommen, will sich die Münzstätte nicht äussern, da man derzeit keine Kenntnis der Strafanzeige habe.

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