Warum kommt es immer wieder zu IT-Problemen? Bundesbehörde erklärt sich
Swissmint spricht trotz Vreneli-Chaos von «grossem Erfolg»

Über 200'000 Münzfans versuchten am Dienstag gleichzeitig, sich eines der 2500 neuen Goldvreneli zu sichern. Die Folge: Die Swissmint-Seite hielt dem Andrang nicht stand – zum Ärger vieler Kunden. Gleiches passierte schon 2022. Nun nimmt die Münzprägestätte Stellung.
Publiziert: 02.07.2025 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2025 um 13:02 Uhr
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3500 Franken kostet das neue Goldvreneli regulär.
Foto: Swissmint

Darum gehts

  • Goldvreneli-Verkauf endet im Chaos. Swissmint entschuldigt sich für IT-Probleme
  • Münzhändler kritisieren Swissmint für unpraktikable Verkaufsmethoden und geringe Auflage
  • Über 200'000 Personen versuchten gleichzeitig, eines der 2500 Goldvreneli zu erwerben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Der Ärger ist bei vielen Münzfreunden noch immer gross: Der Verkauf der streng limitierten Goldvreneli am Dienstag endete im Chaos. Über Stunden war die Website der zuständigen Münzprägestätte Swissmint überlastet und deshalb nicht erreichbar. Als die Seite dann einigermassen funktionierte, waren die 2500 Exemplare sofort weg.

Zurückgeblieben sind enttäuschte Interessierte, die leer ausgegangen sind. «Fünf Stunden habe ich versucht, ein Goldvreneli zu kaufen. Jetzt ist es ausverkauft. Was für ein Frust», sagte Jrene Henggeler zu Blick. Leser Thom J. sprach gar von «einer Schweinerei». Denn sie alle mussten mitansehen, wie die neuen 100-Franken-Vreneli rasch auf Plattformen wie Ricardo gelandet sind. Und dort zum Vielfachen des Ursprungspreises von 3500 Franken angeboten werden.

«Wir bedauern die Unannehmlichkeiten»

Bei Swissmint ist man trotzdem zufrieden – und spricht von einem Erfolg. «Das Interesse an der Münze war riesig, und sie war innert kurzer Zeit ausverkauft», teilt die dem Eidgenössischen Finanzdepartement unterstellte Behörde mit 17 Mitarbeitenden auf Anfrage von Blick mit. Die IT-Probleme hätten den «grossen Erfolg aber getrübt». Darum gibt es eine Entschuldigung: «Swissmint bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten sehr und dankt allen Interessierten für ihre Geduld.»

Die Münzprägestätte habe sich auf einen grossen Ansturm vorbereitet. «Leider haben diese Vorkehrungen nicht ausgereicht», heisst es weiter. Zeitweise haben laut Swissmint über 200'000 Personen gleichzeitig versucht, sich eines der 2500 Goldvreneli zu sichern. Die Behörde verspricht: «Wir werden die IT-Probleme nun genau analysieren und die notwendigen Lehren daraus ziehen. Wir überprüfen, ob für künftige Verkäufe von Swissmint-Münzen ein anderes Verfahren geeigneter ist.»

Leser Christoph H.* hat diesbezüglich bereits ein Losverfahren ins Spiel gebracht. Das wäre ein «faireres Vorgehen.» Zum Verkauf am Dienstag betont Swissmint noch: «Alle Münzsammler hatten die gleiche Chance, an die Münze zu kommen, wie andere Personen auch. Es brauchte viel Glück, um eine Münze zu ergattern.»

Swissmint-Chef machte Geschäft mit Sondermünze

Es ist nicht das erste Mal, dass Swissmint bei einem Münzverkauf mit IT-Problemen zu kämpfen hatte. Im Januar 2022 brachte die Münzprägestätte die Sondermünze «Platinum» heraus – mit einer limitierten Auflage von 999 Stück. Auch damals brach der Server des Webshops beim Verkaufsstart zusammen. Danach folgte das gleiche Spiel wie nun beim 100-Franken-Goldvreneli: Die Platinum-Münze war schnell ausverkauft, in der Folge explodierte der Preis auf Onlineplattformen innert Stunden.

Hier wird das neue Goldvreneli hergestellt
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Gestalterin Chiara Principe:Hier wird das neue Goldvreneli geprägt

Was zusätzliche Brisanz ins damalige Chaos brachte: Swissmint-Chef Ronnie Mocker höchstpersönlich hatte sich eine der Platin-Münzen gesichert – und anschliessend auf Ricardo zu einem Gewinn von 1700 Franken weiterverkauft. «Ich sehe im Rückblick, dass dies kein gutes Signal gesendet hat und unklug war», sagte Mocker 2023 zu Blick. Er habe aber keinerlei privilegierten Zugang gehabt und auch nicht gegen das Gesetz verstossen.

Swissmint für Münzhändler «nicht mehr praktikabel»

Dass bei Swissmint ein Durcheinander herrscht, ist in der Branche der Münzhändler kein Geheimnis. «Das Chaos war absehbar. Für diese grosse Nachfrage war die Auflage viel zu klein. So macht man die Kunden einfach nur hässig», sagt Pascal Kummer, CEO des Münzen- und Raritätenshops in Bern, zu Blick. Sein Betrieb kaufe seit rund zehn Jahren keine Münzen mehr bei der Swissmint – zu aufwendig, zu frustrierend. «Für uns Händler ist die Swissmint schlicht nicht mehr praktikabel.» Vereinzelt, etwa auf ausdrücklichen Kundenwunsch und zur Begutachtung an Messen, werde zwar noch ein Münzset gekauft – im Allgemeinen halte man sich aber bewusst fern. Entsprechend hat er am Dienstag gar nicht versucht, ein Goldvreneli zu kaufen.

Was Kummer aber irritiert: Die Münzprägestätte hatte am Dienstagabend laut ihm über 400 negative Bewertungen auf Google – inzwischen sind es nur noch rund 280 Rezensionen. «Wie ist das möglich? Als privater Unternehmer weiss ich, wie mühsam es ist, selbst klar beleidigende oder offensichtlich falsche Google-Bewertungen entfernen zu lassen.» Deshalb fragt er sich, ob der US-Konzern Swissmint als Bundesbehörde womöglich bevorzugt behandle.

Swissmint verneint auf Anfrage, Google-Bewertungen löschen haben zu lassen. Jene Rezensionen, die aktuell aufgeschaltet sind, werfen kein gutes Licht auf die Münzprägestätte. Durchschnittlich hat sie bloss 1,7 von 5 Sternen. Das vernichtende Urteil des neusten Eintrags: «Marketing top, Rest Flop.»

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