Darum gehts
- Bundesräte schweigen zu persönlichen Energiesparmassnahmen lieber
- Beat Jans verzichtet auf Dienstwagen, nutzt öffentlichen Verkehr und Velo
- Fünf von sieben Bundesräten leben in Eigenheimen mit Potenzial für Energieeffizienz
Sie predigen Solaranlagen, Wärmepumpen oder Elektroautos. Bundesrätinnen und Bundesräte nehmen uns – und allen voran die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer – in die Pflicht: Alle müssten dazu beitragen, damit die Energiewende gelingt. Alles gut und recht, doch es stellt sich die Frage: Was tun Energieminister Albert Rösti (57, SVP) und seine Amtskolleginnen und Kollegen selbst für ihren ökologischen Fussabdruck?
Eine Antwort auf diese Frage gab es kürzlich in Österreich. In einem Interview mit dem «Standard» erzählte der konservative Bundeskanzler Christian Stocker (65), dass sich seine Elektro-Vespa für ihn zwar nicht lohne. «Ich fahre vielleicht zwanzig Kilometer im Jahr. Gerade bin ich aber dabei, eine Photovoltaikanlage mit Speicher anzuschaffen.» Stocker selbstbewusst: «Ich möchte mit erneuerbarer Energie autark werden.»
Elektrische Fahrzeugflotte
Auch alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga (65, SP) berichtete einst, dass sie auf erneuerbare Energien setze. Ihr Haus werde zwar mit Gas geheizt, sie hätten jedoch selbst Solarzellen installiert, wie sie 2022 der «SonntagsZeitung» sagte. «Damit produzieren wir einen grossen Teil des Stroms, den wir verbrauchen, selbst, respektive die Sonne macht das für uns», so Sommaruga.
Aber nun zurück zum aktuellen Bundesrat: Dieser schweigt geschlossen. Auf sieben separate Anfragen folgt eine einzige gesammelte Antwort der Bundeskanzlei: «Besten Dank für Ihre Anfrage, die Sie an alle Departemente gerichtet haben und in deren Namen wir Ihnen eine Absage erteilen müssen.»
Eine Begründung gibt es nicht. Stattdessen verweist die Bundeskanzlei auf die allgemeinen Bemühungen der Bundesverwaltung. Dazu gehört etwa, dass die Fahrzeuge mit Chauffeuren, die sogenannten Repräsentationsfahrzeuge, die allen Bundesrätinnen und Bundesräten zur Verfügung stehen, allesamt elektrisch betrieben sind.
Jans wohl der Vorreiter
Informationen dazu, wie die Regierungsmitglieder in die Ferien reisen, ihr Zuhause heizen oder was sie unternehmen, um eine Vorreiterrolle einzunehmen, gibt es nicht. Aus Medienberichten ist bekannt: Albert Rösti, Elisabeth Baume-Schneider (61, SP), Guy Parmelin (65, SVP), Ignazio Cassis (64, FDP) und Martin Pfister (61, Mitte) leben in einem privaten Haus. Sie hätten also wohl die Möglichkeit, auf Wärmepumpen, Photovoltaikanlage oder Solarpanels umzusatteln. Ob sie dies tun oder nicht, ist jedoch nicht bekannt.
Neben dem Repräsentationsfahrzeug steht jedem Mitglied zusätzlich ein persönliches Dienstfahrzeug zur Verfügung. Hier wählen die sieben Magistraten selbst, ob sie eine nachhaltige Variante wählen oder nicht. Für Verbrenner entschieden haben sich Cassis und Parmelin. Ebenso Rösti und Keller-Sutter, die jedoch keine Dienstautos nutzen, sondern ihre privaten Autos.
Baume-Schneider wählte als einzige ein Elektroauto. Über die Auto-Wahl des neuen Bundesrats Pfister ist noch nichts bekannt. Vorreiter ist jedoch Jans: Er verzichtet auf ein Dienstauto und ist stattdessen mit dem öffentlichen Verkehr oder Velo unterwegs.