Darum gehts
- Schwimmbäder begrenzen Zugang für Ausländer und Touristen
- Was will die Schweiz? Idylle oder Wachstum?
- Parteien versprechen einfache Lösungen, aber verschweigen Folgen
In Pruntrut JU dürfen Ausländer von ennet der Grenze nicht mehr ins Schwimmbad – zu viele benehmen sich unanständig. In einem Luzerner Seebad haben chinesische und andere Reisegruppen keinen Zutritt mehr – zu viele wollten rein, um Postkartenfotos zu schiessen. Und in Mendrisio TI will die Lega gleich alle Auswärtigen rauswerfen, das Schwimmbad sei überfüllt.
Dass sich der Dichtestress gerade in der Badi entzündet, ist kein Zufall.
Hier machen wir die Regeln!
Die Badi ist vielleicht der letzte Ort, an dem die Schweiz noch so wirkt, wie sie sich selbst gern sieht: Sonnencreme, Pommes frites, Geplansche – überschaubar, gemütlich, mit klaren Regeln. Hier kennt man sich. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Und genau dieses letzte Revier wird jetzt verteidigt.
Da können Kanton und Kommissionen noch so aufjaulen von wegen Diskriminierung – das Motto lautet: In unserer Badi machen wir die Regeln. Basta.
Oder anders gesagt: Wenn die Politik nichts tut, handeln wir halt selbst.
Fünfer und s Weggli? Geht nicht mehr!
Lange funktionierte das Schweizer Modell fast reibungslos: wirtschaftlich offen, politisch unabhängig, stabil bis ins Detail. Ein globaler Player, der sich elegant heraushielt. Ein Land, das Talente und Kapital anlockte – aber Konflikte draussen liess.
Doch jetzt kommen die Nebenwirkungen – mit dem Badegast. Und sie bleiben.
Noch leben wir komfortabler als viele andere. Doch die Rechnung steigt, und die Widersprüche werden lauter:
- Wollen wir weiter wachsen oder lieber weniger gedrängt leben?
- Voller Zugang zum EU-Markt oder volle Autonomie?
- Mehr Leute für die AHV oder selber länger arbeiten?
- Instagram-Touristen in der Badi oder aufs Geschäft verzichten?
Der Fünfer und das Weggli – versprochen wird es immer noch. Von allen Seiten.
Die Rechten wollen die Schweiz retten, indem sie sie abschotten. Verschweigen aber die Kosten. Linke und Grüne wollen alles öffnen – und reden die Folgen schön.
Deal oder No Deal?
Doch die Parolen tragen nicht mehr. Wer täglich im Stau steht oder keine Wohnung findet, merkt auch ohne Thinktank: Mehr Menschen bedeuten mehr Druck. Und dass ein Deal mit der EU unter Umständen besser fürs eigene Portemonnaie ist als ein ideologischer No-Deal, das finden inzwischen auch auffallend viele Bauern.
Die Widersprüche verschwinden nicht, wenn man sie totschweigt. Die Welt ist kompliziert geworden – das darf auch die Politik zugeben. Nicht alles, was uns überfordert, ist gleich eine Bedrohung. Und nicht jeder, der «Stopp» ruft, ist ein Fremdenfeind. Aber wer nur Verbotsschilder aufstellt, löst noch lange kein Problem.
Vielleicht liegt hier der Kern: Wer das Idyll bewahren will, muss bereit sein, es zu verändern.