Belästigungen und Gewalt – jetzt greift Gemeinde durch
Badi-Horror für junge Frauen im Jura

Die jurassische Gemeinde Pruntrut beschränkt den Schwimmbad-Zugang auf Schweizer Staatsangehörige, Personen mit Wohnsitz in der Schweiz oder solche mit einem Schweizer Arbeitsvertrag – weil sich Besucher aus Frankreich diesen Sommer schlecht benommen haben sollen.
Publiziert: 03.07.2025 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2025 um 11:08 Uhr
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Die jurassische Gemeinde Pruntrut beschränkt den Zugang zum Freibad.
Foto: porrentruy.ch

Darum gehts

  • Schweizer haben Vortritt in Pruntrut-Badi
  • Französische Grenzgänger und Touristen mit Hotelkarte dürfen weiterhin schwimmen
  • Über 20 Hausverbote seit Saisonbeginn, meist für französische Staatsangehörige
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

In der Gemeinde Pruntrut JU haben ab sofort Schweizerinnen und Schweizer Vortritt in der Badi. 

Die Gemeinde hat angekündigt, dass ab dem 4. Juli der Zugang zum Freibad für ausländische Staatsangehörige untersagt wird, mit einigen Ausnahmen.

Reingelassen werden nur noch Personen mit Schweizer Pass, einer Niederlassungsbewilligung oder mit einer gültigen Schweizer Arbeitsbewilligung, wie «Le Quotidien Jurassien» berichtet. Damit haben also französische Grenzgänger weiterhin Zugang zum Bad. Pruntrut, auf Französisch Porrentruy, liegt nur wenige Kilometer von der Landesgrenze entfernt.

Auch ausländische Touristen, die in einem Hotel oder Campingplatz in der Region übernachten, können mit einer ausgestellten Karte das Schwimmbad weiterhin besuchen.

Probleme machten offenbar Franzosen

Begründet wird der Entscheid mit mehreren Hausverboten, die seit Beginn der Saison ausgesprochen wurden. Diese gingen grossmehrheitlich an die Adresse französischer Staatsangehöriger.

In der Mitteilung der Gemeinde heisst es zudem, der Entscheid sei vor dem Hintergrund der «starken Hitze und der extremen Besucherzahlen der letzten Tage» zu verstehen. Die Einschränkungen dienen «einzig und allein dazu, die Sicherheit der Nutzer des Freibads in und um das Becken herum zu gewährleisten und ein friedliches, respektvolles und sicheres Klima zu bewahren».

Seit Beginn der Sommersaison seien mehr als zwanzig Personen aufgrund von unangemessenem Verhalten, Unhöflichkeit und der Nichteinhaltung der im Freibad geltenden Regeln vom Badibesuch ausgeschlossen werden. «Von allen Personen mit Zutrittsverbot stammen zwar nicht alle aus dem benachbarten Frankreich, doch die wenigen aus der Schweiz sind eine klare Minderheit», sagte Lionel Maitre, Gemeindepräsident von Boncourt JU und Verantwortlicher für den Bereich Freizeit im Gemeindeverband des Bezirks Porrentruy (SIDP), gegenüber Watson.

Vorgeworfen werde ihnen «Belästigungen gegenüber jungen Frauen, unangemessene Ausdrucksweise, Baden in Unterwäsche, und auch gewalttätiges Verhalten nach Ermahnungen», wie Maitre gegenüber Watson sagte.

Die Lage gilt als besonders angespannt, weil das Schwimmbad in Delle auf französischer Seite derzeit geschlossen ist. Eine Autofahrt über die Grenze in die Schweizer Badi dauert von dort lediglich 20 Minuten. 

Erinnerungen an Corona-Zeit

Bereits im Jahr 2020 schloss die Stadt im Jura Ausländer vom Badibesuch aus. Die Stadtregierung entschied damals, Personen mit ausländischem Wohnsitz – nicht mehr ins öffentliche Schwimmbad zu lassen. Wenn sich Einheimische und Franzosen gleichzeitig ins Freibad drängten, sei die Corona-Ansteckungsgefahr zu gross, argumentierte die Gemeinde. 

Mit dem Entscheid sorgte sie für grosses Aufsehen. Grenzgänger warfen der Stadtregierung vor, sie sei fremdenfeindlich. Christian Levrat (54), der damalige Präsident der SP Schweiz, kritisierte den Entscheid. 

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