Zu Gast bei Domaine Cornulus
Walliser Spitzenweingut lässt Weine in historischem Tunnel reifen

Was entsteht, wenn zwei Cousins aus dem Wallis mit nichts als Leidenschaft und einem Garagenkeller beginnen? Ein Weingut, das heute zu den besten der Schweiz gehört – mit Reben aus dem Jahr 1947 und einem Barrique-Keller tief im Berg.
Publiziert: 10.07.2025 um 13:59 Uhr
|
Aktualisiert: 10.07.2025 um 19:02 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/10
In diesem alten Stollen schlummern die Weinjuwelen der Domaine Cornulus.
Foto: Nicolas Greinacher

Darum gehts

  • Domaine Cornulus: Zwei Cousins gründeten 1986 ein erfolgreiches Weinbauprojekt im Wallis
  • Terroir ist entscheidend für grosse Weine, Barrique-Keller in altem Bergbautunnel
  • Cornulus bewirtschaftet 17 Hektar Rebfläche mit durchschnittlich 60 Jahre alten Reben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_628.JPG
Nicolas GreinacherRedaktor Wein

In den sonnenverwöhnten Hängen oberhalb von Sitten liegt das Herz der Domaine Cornulus, das Ergebnis einer mutigen Idee zweier Cousins. Stéphane Reynard und Dany Varone gründeten 1986 in einer einfachen Garage ihr eigenes Projekt und starteten mit gepachteten Reben. «Wir hatten fast nichts, aber viel Leidenschaft», erinnert sich Reynard. Drei Jahre später tauften sie ihr Herzensprojekt Section Cornulus.

Inzwischen bewirtschaftet Cornulus rund 17 Hektar Rebfläche, verteilt auf über 250 Parzellen. Die ältesten Rebstöcke stammen aus dem Jahr 1947. «Im Durchschnitt sind sie etwa 60 Jahre alt. Wir kümmern uns um sie wie um Kinder», sagt Reynard. Während er sich um die Arbeit im Rebberg kümmert, konzentriert sich Varone auf den Ausbau im Keller. Ihre Aufgaben sind klar verteilt, nach mehreren Jahrzehnten der Zusammenarbeit funktioniert die Abstimmung reibungslos.

Ohne Terroir keine grossen Weine

In den 1980er-Jahren erlebte der Walliser Weinbau einen grundlegenden Wandel. «Früher war Weisswein allgegenwärtig, Rotwein dagegen eine Rarität. Mein Vater war einer der wenigen, die ihn tranken», erzählt Reynard. Mit dem Aufkommen von Sorten wie Pinot noir und Gamay änderten sich Geschmack und Anspruch. Cornulus reagierte früh und sicherte sich herausragende Lagen wie den Clos de Mangold, den Clos des Corbassières und später den Clos des Monzuettes.

Für die beiden Winzer ist klar: Ohne Terroir keine grossen Weine. Diesen Grundsatz verfolgen sie konsequent. Selbst der Barrique-Keller erzählt davon. Er befindet sich in einem über 100 Jahre alten Bergbautunnel, den die Domaine langfristig mieten konnte. «So ein Bauwerk kann man leider nicht kaufen», meint Varone. Die Bedingungen darin seien ideal: konstant kühl, vollkommen natürlich und energiesparend.

Edle Tropfen im Glas

Auch die Weine sprechen eine klare Sprache. Der Cornalin Monzuettes 2023 duftet intensiv nach dunklen Beeren und überzeugt mit feiner Barriquenote und präsenten Gerbstoffen. Besonders beeindruckend ist der Clos des Corbassières Pinot noir Vieilles Vignes Coeur du Clos vom selben Jahrgang. Er stammt von uralten Reben, reifte 18 Monate in neuen 500-Liter-Fässern und zeigt Tiefe, Eleganz und eine betörende Aromatik.

Bei den Weissweinen zeigt Cornulus seine ganze Stärke. Ob Petite Arvine, Humagne blanche, Marsanne, Païen oder Johannisberg – alle behalten trotz Konzentration eine animierende Frische. Diese Balance sorgt für Leichtigkeit und einen ansprechenden Trinkfluss. 

Die Kronen für die besten degustierten Weine des heutigen Tages gehen an den 2023er Syrah Antica sowie den allerersten Petite Arvine Pure Gypse (2024). Der Syrah verwendet Trauben von Kalkschieferböden und präsentiert sich sowohl hochkomplex als auch extrem langanhaltend sowie mit sicherem Lagerpotenzial. Der Pure Gypse, von welchem es gerade einmal 2500 Flaschen gibt, ist hocharomatisch, konzentriert und endet mit einer straff kreidigen Note.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?