«Ich muss das Land verlassen, obwohl ich hier studiert habe»
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Nach 16 Jahren in der Schweiz:«Ich muss gehen, obwohl ich hier studiert habe»

Ausschaffung sorgt für Empörung
«Es trifft immer die Falschen» – «Niemand steht über Gesetz»

Eine in der Schweiz lebende Ecuadorianerin mit Schweizer Stiefvater und Doktortitel steht kurz vor der Ausweisung. Ihr Fall verdeutlicht die Herausforderungen der Schweizer Migrationspolitik und entfacht eine hitzige Debatte über Integration, Recht und Gerechtigkeit.
Publiziert: 10.10.2025 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2025 um 11:55 Uhr
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Gabriela Purtschert (36) lebt seit 16 Jahren in der Schweiz und hat einen Doktortitel in Mikrobiologie. Jetzt zwingt sie das Migrationsamt zur Rückkehr nach Ecuador.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Gabriela Purtschert droht Abschiebung trotz 15 Jahren in der Schweiz
  • Leser kritisieren Entscheidung und fordern Überdenken der Migrationspolitik
  • 36-jährige Akademikerin muss Schweiz bis 14. Oktober verlassen
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Gabriela Purtschert (36) steht vor der Abschiebung, obwohl sie seit 15 Jahren in der Schweiz lebt, an der Universität Zürich studiert hat und ihr Leben tief mit dem Land verwurzelt ist. Sie spricht «Schwyyzerdütsch», hat ihren Partner beim Fondue am Zürichsee kennengelernt und wurde von ihrem Schweizer Stiefvater adoptiert. Das Migrationsamt des Kantons Zürich verlangt dennoch, dass sie die Schweiz bis zum 14. Oktober verlässt mit der Begründung, sie habe keine «enge oder nachweislich vertiefte Integration» gezeigt.

Für Purtschert ist das kaum nachvollziehbar: «Andere können kaum Deutsch – aber ich muss gehen!» Aufgewachsen ist sie in Ecuador bei ihrer Mutter und ihrem Schweizer Stiefvater, der sie später adoptierte. Weil die Adoption erst nach ihrem 18. Geburtstag abgeschlossen wurde, erhielt sie keinen Schweizer Pass: ein bürokratisches Detail, das ihr nun zum Verhängnis wird.

Community äussert scharfe Kritik

In der Kommentarspalte sorgt der Fall für viel Aufregung. Leser Marco Fischer schreibt: «Ich wähle SVP und stehe klar für die Ausschaffung von Kriminellen und Integrationsverweigerern. Aber dieser Fall geht gar nicht: Frau Purtschert ist integriert, hat studiert, spricht Schweizerdeutsch und bringt der Gesellschaft etwas bei. Solche Menschen sollte man behalten, nicht vertreiben, erst recht, wenn sie einen Elternteil aus der Schweiz haben!»

Ähnlich äussert sich Leser Beat Studer, der die Behörden scharf kritisiert. Seiner Ansicht nach läuft bei der Ausländerpolitik einiges falsch: «Es scheint, es werden immer die Falschen rausgeschmissen. Diejenigen, die nicht arbeiten und von uns mit Steuergeldern unterstützt werden müssen, dürfen bleiben. Diejenigen, die sich daneben benehmen, auch. Es ist halt einfacher, anständige Personen rauszuschmeissen!»

Auch Martin Rippstein zeigt sich fassungslos darüber, dass jemand wie Gabriela Purtschert die Schweiz verlassen soll. «Eine Frau, die hier studiert, geforscht und sich vollständig integriert hat! Sie steht für Bildung, Engagement und Leistung: Genau das, worauf unser Land eigentlich baut. Statt solche Menschen zu halten, verlieren wir sie, während andere ohne Sprachkenntnisse und Integrationswillen problemlos bleiben dürfen. Das ist keine faire oder kluge Migrationspolitik, sondern ein Armutszeugnis für ein Land, das von Wissen und Einsatz lebt!»

«Niemand steht über dem Gesetz»

Der Tenor in der Diskussion ist klar: Gabriela Purtschert erhält viel Unterstützung und Solidarität. Dennoch gibt es auch Stimmen, die das Thema differenzierter sehen. So schreibt Leserin Monika Kaufmann: «Im Prinzip gebe ich ihr recht. Aber, arbeitet sie momentan? Nur weil sie hier studiert und einen Doktortitel hat, ist sie nicht automatisch ein Mehrwert für die Schweiz. Freunde und Sprache sind ein Teil der Integration, arbeiten und Steuern zahlen sind für die Allgemeinheit aber elementar.»

Ähnlich sieht es Nutzer Patrik Baumann: «Integration bemisst sich nicht nur an persönlichen Leistungen oder dem Willen, sondern auch an rechtlichen Voraussetzungen.» Wenn das Migrationsamt zu dem Schluss komme, dass keine ausreichend vertiefte Integration vorliege, müsse man dies respektieren. «Niemand steht über dem Gesetz, und gerade in einem funktionierenden Rechtsstaat wie der Schweiz sollte man den Entscheidungen der zuständigen Stellen vertrauen. Nur so kann langfristig eine geregelte und gerechte Migrationspolitik gewährleistet werden.»

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