Europäische Diplomaten haben laut Bloomberg den Kreml in dieser Woche davor gewarnt, dass die Nato bereit sei, auf weitere Luftraum-Verletzungen zu reagieren – und zwar mit «aller Härte». Dazu zähle auch der Abschuss russischer Flugzeuge, berichtet Bloomberg unter Berufung auf mit dem Austausch vertraute Beamte.
Britische, französische und deutsche Diplomaten hätten bei einem Treffen in Moskau ihre Besorgnis über das Eindringen dreier Kampfflugzeuge in den estnischen Luftraum geäussert, heisst es weiter. Bei dem Gespräch sei man zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine gezieltes taktisches Manöver im Auftrag russischer Kommandeure gehandelt habe.
Laut Bericht bezeichnete ein russischer Diplomat die Luftraum-Verletzung als Reaktion auf die ukrainischen Angriffe auf die Krim. Diese wären ohne die Unterstützung der Nato nicht möglich gewesen, heisst es. Gerade deshalb sehe sich Moskau bereits in einer Konfrontation mit europäischen Ländern.
Grünes Licht für Flugzeug-Abschuss
Zuvor hatte Nato-Generalsekretär Mark Rutte bereits grünes Licht für den Abschuss russischer Drohnen und Flugzeuge gegeben, wenn diese in den Nato-Luftraum eindringen. Rutte fügte im Interview mit dem Nachrichtensender Fox News einschränkend hinzu: «Wenn es so notwendig ist.» Und weiter: «Ich stimme hier vollkommen mit Präsident Trump überein.»
Rutte stellte sich damit hinter eine Äusserung von US-Präsident Donald Trump. Trump hatte die Nato-Staaten am Rande der Uno-Generalversammlung aufgefordert, russische Flugzeuge abzuschiessen, falls diese Nato-Luftraum verletzen.
Unklar ist, ob die USA einen solchen Abschuss unterstützen würden. Trump sagte laut Nachrichtenagentur Reuters lediglich, das hänge von den Umständen ab.
Mehrere Drohnen-Vorfälle in Dänemark
Zuvor hatte Dänemark in der Nacht auf Donnerstag erneut Drohnen unbekannter Herkunft gemeldet. Die Regierung sprach von einem «hybriden Angriff». Erst zwei Tage zuvor waren am Flughafen von Kopenhagen mehrere grosse Drohnen gesichtet worden. Sie flogen demnach stundenlang über dem Flughafen.
Nato-Chef Rutte sprach von einer «sehr ernsten» Situation. Nach einem Telefonat mit Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte er, dass Dänemark und die übrigen Verbündeten «gemeinsam daran arbeiteten, wie wir die Sicherheit unserer kritischen Infrastruktur gewährleisten können».
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow (75) konterte Ruttes Worte am Donnerstag und sagte bei einem Treffen der G20-Aussenminister, dass die Nato und die Europäische Union Russland «einen echten Krieg erklärt» hätten und sich direkt an diesem beteiligen würden. Moskau hatte jede Verwicklung in die Drohnen-Vorfälle in Dänemark sofort zurückgewiesen. «Es ist offensichtlich, dass es sich bei den gemeldeten Störungen an dänischen Flughäfen um eine inszenierte Provokation handelt», erklärte die russische Botschaft in Kopenhagen.
Auch in Polen, Estland, Rumänien und Norwegen waren Vorfälle gemeldet worden. In Estland drangen ausserdem russische Kampfjets in den Luftraum ein.