3000 Passagiere gestrandet
Münchner Flughafen war wegen Drohnen-Alarm gesperrt

Am Flughafen München führten Drohnensichtungen zu massiven Störungen: Rund 3000 Passagiere waren betroffen, 17 Flüge fielen aus, und hunderte Reisende mussten auf Feldbetten übernachten. Der Flugbetrieb wurde inzwischen offenbar wieder aufgenommen.
Publiziert: 03.10.2025 um 02:58 Uhr
|
Aktualisiert: 03.10.2025 um 14:59 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Rund 300 Passagiere strandeten am Münchner Flughafen.
Foto: KEYSTONE

Darum gehts

  • Drohnensichtungen führten zu Flugausfällen am Münchner Flughafen
  • Passagiere verbrachten die Nacht auf Feldbetten in Terminals
  • 17 Flüge fielen aus, 15 wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Wegen Drohnensichtungen sind am Flughafen in München zahlreiche Flüge ausgefallen – rund 3000 Passagiere waren davon betroffen. Das teilte der Flughafen-Betreiber in der Nacht zu Freitag mit. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen. Andere sollten in Hotels gebracht werden. 

Der Betrieb am Flughafen München ist inzwischen offenbar wieder aufgenommen worden. Auf der Flughafenwebsite wurden am Freitagmorgen mehrere Flüge als «gestartet» angezeigt. Auch auf der Flugortungswebsite «Flightradar24» wurden Flüge angezeigt, die vom Flughafen in München starteten.

Der Flugbetrieb war am Donnerstagabend wegen eingestellt worden, nachdem nach Angaben der Bundespolizei mehrere Menschen von einer Drohne in der Nähe des Flughafens berichtet hatten. Später habe es auch Sichtungen über dem Flughafengelände gegeben, bestätigt der Sprecher der Bundespolizei, Stefan Bayer, gegenüber «Bild». Ob es sich um eine oder mehrere Drohnen handelte, war zunächst unklar. Später berichtete die Zeitung von «mehreren und grösseren Drohnen». Die Spannweite der Drohnen hätte laut Zeugenaussagen zwischen 60 Zentimetern und einem Meter betragen.

Flüge ausgefallen oder umgeleitet

Die Deutsche Flugsicherung habe daraufhin am späten Abend die Start- und Landebahnen gesperrt, hiess es. Die Beamten der Landes- und Bundespolizei hätten das Gelände überwacht und nach Flugobjekten sowie Verdächtigen abgesucht – ohne Erfolg. Auch ein Polizeihubschrauber war demnach im Einsatz.

Insgesamt fielen nach Angaben des Betreibers am Donnerstagabend 17 Flüge aus. Ein Passagier sagte der Nachrichtenagentur DPA, dass das Flugzeug schon auf der Startbahn gewesen sei, dann aber wieder zurück zum Terminal gerollt sei. Ab etwa 22.15 Uhr waren auch Landungen nicht mehr möglich: 15 Flüge seien stattdessen nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet worden, wie der Betreiber auf der Internetseite des Flughafens schrieb.

Nach Angaben des Betreibers wurden Decken, Getränke und Snacks an die gestrandeten Passagiere verteilt. Zudem seien in den Terminals Feldbetten aufgestellt worden. Am Münchner Flughafen gilt ein Nachtflugverbot für den regulären Passagierverkehr zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens. Grundsätzlich sind nach Angaben des Betreibers nur Nachtluftpost- und Vermessungsflüge der Deutschen Flugsicherung in dieser Zeit zugelassen.

Drohnen zuerst über Innovationszentrum von Bundeswehr gesichtet

Wie die «Bild» am Freitagnachmittag schreibt, ist der Drohnenvorfall vom Donnerstag sogar noch brisanter, als bisher angenommen. Das Blatt schreibt, dass die ersten Drohnen bereits gegen 19.30 über dem Fliegerhorst in Erding gesichtet wurden. Brisant aus dem Grund, weil sich dort ein Innovationszentrum der Bundeswehr befindet. Dort werden Drohnen «der nächsten Generation» getestet. Gemäss Zeugenaussagen betrug die Spannweite der Drohnen zwischen 60 Zenitmeter und einem Meter.

Ausgerechnet zum Wiesn-Endspurt

Bis Sonntag läuft noch das Münchner Oktoberfest. Das grösste Volksfest der Welt zieht jährlich mehrere Millionen Besucherinnen und Besucher aus anderen Städten und Ländern an. Auch sie könnten durch die Einschränkungen im Flugverkehr betroffen sein. Das Oktoberfest war am Mittwoch wegen einer Bombendrohung für einen halben Tag geschlossen worden.

Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV (Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen), Ralph Beisel, sagte, der Vorfall zeige einmal mehr, wie verletzlich der Luftverkehr gegenüber illegalen Drohnenflügen sei. «Der Luftverkehr braucht klare Zuständigkeiten und eine schlagkräftige Drohnendetektion und Abwehr.» Die Entscheidung, ob eine Drohne eine Gefahr darstelle und wie sie abgewehrt werde, sei und bleibe eine hoheitliche Aufgabe von Bundes- und Landespolizei.

Drohnensichtungen nehmen zu

Erst vergangene Woche waren über Schleswig-Holstein Drohnen gesichtet worden. Die Behörden prüfen den Verdacht, wonach Drohnen über kritische Infrastruktur geflogen sind, unter anderem über ein Kraftwerk in Kiel. Die Staatsanwaltschaft Flensburg leitete in der Nacht zum Freitag ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. Wegen der teilweise im Verbund erfolgten Drohnenüberflüge liege der Anfangsverdacht einer Straftat des «sicherheitsgefährdenden Abbildens» vor.

Mehrfach hatten Drohnen in der vergangenen Woche auch den Luftverkehr in Dänemark gestört und für Verunsicherung und Chaos gesorgt.

Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört, mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden.

Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99. Allein am Flughafen Frankfurt am Main, dem grössten deutschen Drehkreuz, wurden in diesem Jahr bereits 35 Behinderungen gezählt.

Politiker fordern funktionierende Drohnenabwehr

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) sprach sich in der «Bild»-Zeitung erneut für einen schnelleren Abschuss von Drohnen auch durch die Polizei seines Bundeslandes aus. Bei Experten gilt der Abschuss dagegen in der Regel nicht als probates Mittel. Obwohl rechtlich grundsätzlich möglich, werde er kaum angewandt, weil Gefahr durch herabfallende Trümmerteile und durch mögliche explosive Last bestehe.

Auch Unions-Fraktionschef Jens Spahn (45) hatte in einem Gespräch mit der Mediengruppe Bayern den sofortigen Aufbau einer funktionierenden Drohnenabwehr verlangt. «Statt mit Kampfjets auf Drohnen zu schiessen, benötigen wir ein verzahntes und agiles technologisches Ökosystem, mit dem wir sofort reaktionsfähig sind. Wir müssen schnellstmöglich eine funktionierende Drohnenabwehr aufbauen», sagte der CDU-Politiker. Dies müsse jetzt und nicht erst in fünf Jahren geschehen.

Darum sind Drohnen für Flugzeuge so gefährlich

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (55, CSU) teilte auf der Plattform X mit: «Die Drohnensichtungen über München sind ein weiterer Weckruf: Der Wettlauf zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr wird immer härter. Wir brauchen jetzt mehr Finanzierung, Förderung und Forschung – national und auf europäischer Ebene.»

Drohnen, auch unbewaffnete, stellen eine potenzielle Gefahr für Flugzeuge, speziell während Start und Landung dar. Die US-Luftfahrbehörde FAA fand in einer Studie heraus, dass ein Zusammenstoss mit einer Drohne grössere Schäden an Flugzeugen verursacht als die Kollision mit einem gleich grossen Vogel. Vogelschlag gilt seit langer Zeit als eines der grossen Risiken in der Luftfahrt. Sowohl Vögel als auch Drohnen können in die Triebwerke geraten und diese stören, aber auch Schäden an Cockpitscheiben oder an Tragflächen verursachen, die zu erheblichen Sicherheitsrisiken, schlimmstenfalls sogar zu Abstürzen führen können.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen