Darum gehts
- Oktoberfest-Sprengstoff-Droher tot aufgefunden, Fest evakuiert und vorübergehend geschlossen
- Familienstreit eskalierte, Verdächtiger zündete Haus an und hinterliess Sprengfallen
- 57-jähriger Mann nahm sich das Leben, trug Rucksack mit Sprengvorrichtung
Umringt von Werkzeugen steht Martin P.* (†57) neben einem roten Lieferwagen und blickt direkt in die Kamera. Es ist ein Foto, das P. auf seiner Website hochgeladen hatte, um Kunden zu zeigen, dass er ein Tausendsassa ist, was Arbeiten rund um das Haus und den Garten angeht. Er selbst bezeichnete sich als Allrounder. Ein Macher eben.
Doch jetzt ist P. tot. Er soll der Oktoberfest-Sprengstoff-Droher sein. Sein Drohbrief sorgte für die Evakuierung und Schliessung des grössten Volksfests der Welt. Ganz München war in Alarmbereitschaft.
Er schrieb einen Brief über den Erbstreit
Alles begann am frühen Mittwochmorgen, als Polizei und Feuerwehr zu einem Brand in einem Einfamilienhaus im Stadtteil Lerchenau am nördlichen Münchner Stadtrand gerufen wurden. Kein gewöhnlicher Brand. Anwohner berichteten von Schüssen und Knallgeräuschen.
Tatsächlich eskalierte in dem beschaulichen Haus offenbar ein Familienstreit. Martin P. soll mit seinen Eltern über das Erbe aneinandergeraten sein. Der 57-Jährige zündete anschliessend das Haus an und flüchtete. Die Mutter (81) von P. und seine Tochter (21) wurden schwer verletzt gefunden und ins Spital gebracht. Im Haus wurde bei einer Begehung am späten Nachmittag auch die Leiche eines Manns entdeckt. Thomas Hampel (59), Münchens Polizeipräsident, sagte am Abend, es handle sich wahrscheinlich um den als vermisst geltenden 90 Jahre alten Vater des Tatverdächtigen.
Ausserdem entdeckten die Einsatzkräfte Sprengfallen im Haus.
«Anders geht es nicht: Sicherheit geht vor»
In einem Brief, der später gefunden wurde, soll Martin P. über den Ärger um das Erbe geschrieben haben. Auch fiel darin ein Satz, der als Drohung gegen das Oktoberfest gedeutet wurde, wie «Bild» berichtet. Demnach schrieb P.: «Gehen Sie nicht auf die Wiesn. Dort gibt es noch eine bombige Überraschung.»
Die Behörden reagierten sofort. Das Oktoberfest wurde geschlossen. «Anders geht es nicht: Sicherheit geht vor», sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Täter stritt Vaterschaft für seine Tochter ab
An einer Pressekonferenz bezeichnete die Polizei P. als «unbeschriebenes Blatt». Er war den Behörden also zuvor nie aufgefallen. «Der einzige Eintrag, der sich finden lässt, ist eine Anzeige des Manns. Er hat die Vaterschaft für seine Tochter abgestritten.» Ein Gutachten habe aber ergeben, dass sie seine Tochter ist. Der Mann wiederum habe daraufhin angegeben, die Ersteller des Gutachtens wären bestochen worden. In einem Schreiben, das dem «Focus» vorliegt, heisst es: «Gegen Entgelt werden DNA-Zahlen für das gewünschte Verwandtschaftsverhältnis umgeschrieben.»
Martin P. verfügte laut Informationen der Polizei weder über waffen- noch sprengstoffrechtliche Erlaubnisse. Er nahm sich in der Nähe des Lerchenauer Sees das Leben. P. führte einen Rucksack mit sich, in dem sich eine Sprengvorrichtung befand, die zunächst entschärft werden musste.
Derweil gab Oberbürgermeister Reiter bekannt, dass das Oktoberfest ab 17.30 Uhr wieder geöffnet werden könne. Die Polizei habe Entwarnung gegeben.
* Name der Redaktion bekannt