«Wir haben das Gelände auf den Kopf gestellt»
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Polizei über den Einsatz:«Wir haben das Gelände auf den Kopf gestellt»

Martin P. (†57) fackelte Elternhaus ab und legte mit «Bombige Überraschung»-Drohbrief Oktoberfest lahm
Zweite Leiche im abgebrannten Haus entdeckt

Am frühen Morgen kam es zu einem Grosseinsatz im Münchner Norden. Ein Haus stand in Vollbrand. Im Zusammenhang mit dem Vorfall musste auch das Oktoberfest geschlossen werden. Auslöser war ein Drohschreiben im Briefkasten eines Anwohners.
Publiziert: 01.10.2025 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2025 um 20:43 Uhr
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Vor den Eingängen warten Besucher, um aufs Festgelände gelassen zu werden – sie werden weggeschickt.
Foto: KEYSTONE

Darum gehts

  • Oktoberfest wegen Sprengstoffdrohung zeitweise geschlossen
  • Explosion und Brand im Norden von München
  • Zwei Tote und zwei verletzte Personen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Er setzte sein Elternhaus in Brand und drohte dem Münchner Oktoberfest ein «bombiges Erlebnis» an: In München hat ein 57 Jahre alter Mann am Mittwoch in einem eskalierten Familienstreit für viele Stunden Teile der Stadt und insbesondere das Oktoberfest lahmgelegt. Der Tatverdächtige beging Suizid. Ausserdem tötete er mutmasslich seinen Vater (†90) und verletzte seine Mutter (81) und Tochter (21). Was war geschehen?

Am frühen Morgen meldeten Anwohner in Feldmoching-Hasenbergl bereits Knallgeräusche und Flammen in einem Wohnhaus. Polizei und Feuerwehr rückten gegen 4.40 Uhr mit einem Grossaufgebot aus – die Polizei sperrte den Bereich grossräumig ab.

Sprengfallen im Haus, Sprengsatz im Rucksack

Das Haus stand bei Eintreffen der Einsatzkräfte voll in Flammen. Ausserdem brannten zwei Autos und ein Kleintransporter. Die Polizei entdeckte die 81 Jahre alte Mutter des Tatverdächtigen mit einer Schussverletzung im Arm. Seine 21-jährige Tochter musste per Leiter aus dem brennenden Haus gerettet wurden.

Der Tatverdächtige selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht. Erst mit einem Polizeihelikopter konnte er entdeckt werden. Bevor der 57-Jährige in der Nähe des Lerchenauer Sees festgenommen werden konnte, erschoss er sich laut Polizei selbst. Neben der Leiche des Mannes lag ein Rucksack, in dem sich mutmasslich Sprengsätze befanden. Die Polizei setzte Entschärfer ein.

In seinem Elternhaus befanden sich Sprengfallen. Die Einsatzkräfte konnten es zunächst nicht betreten. Der Löscheinsatz musste zudem abgebrochen werden, weil die Gefahr durch die Sprengfallen zu gross war.

Zweite Leiche entdeckt

Erst am späten Nachmittag konnten Polizei und Feuerwehr ins Haus. Dort stiessen sie im Obergeschoss auf eine zweite Leiche. Wahrscheinlich handle es sich um den als vermisst geltenden 90 Jahre alten Vater des Tatverdächtigen, sagte Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel (59) an einer Medienkonferenz am frühen Abend.

Der Tatverdächtige soll bei Nachbarn seiner Eltern einen Brief eingeworfen haben, in dem er für Besucher ein «bombiges Erlebnis auf der Wiesn» androhte. Das grösste Volksfest der Welt musste zunächst dichtgemacht werden. Die Polizei suchte das Festgelände und die Umgebung ab – unter anderem mit Hunden mit «Sprengstoff-Eignung».

Das Gelände selbst ähnelte tagsüber einer Geisterstadt. Wo sonst Zehntausende gemeinsam feiern, herrschte gähnende Leere. Erst am frühen Abend wurde das Oktoberfest wieder für Besucher geöffnet.

Streit um Vaterschaft

Hintergrund der Tat war offenbar ein Streit. Der 57-Jährige habe die Vaterschaft für seine Tochter abgestritten, wie Münchens Innenminister Joachim Herrmann (69), an der Medienkonferenz erklärte. Der Mann habe in einer Petition an den bayerischen Landtag dem Institut, das seine Vaterschaft der Tochter bestätigt habe, Bestechlichkeit vorgeworfen. Er habe sich offenbar mit der Situation nicht abfinden wollen. Dies sei der einzige Eintrag bei den Behörden zu dem Mann, so Herrmann weiter.

Der Mann leitete ein Handwerker-Betrieb, bezeichnete sich selbst als Allrounder. Er wohnte in Starnberg bei München. Herrmann sagte, es gebe keinerlei Hinweise auf eine sonstige radikale Haltung des Mannes.

«Er bestritt die Vaterschaft für seine Tochter»
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Innenminister Joachim Herrmann:«Er bestritt die Vaterschaft für seine Tochter»

Berichte über einen möglichen Zusammenhang mit der Antifa und ein Text mit dem Titel «Antifa heisst Angriff» auf der Webseite indymedia.org hatten zuvor für Verwirrung gesorgt. In dem Text hiess es: «In den frühen Morgenstunden haben wir im Münchner Norden einige Luxuskarren abgefackelt und Hausbesuche abgestattet.» Die Polizei schloss einen politischen Hintergrund später aus.

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01.10.2025, 20:44 Uhr

Ticker beendet

Und damit beenden wir diesen Ticker. Alle weiteren Entwicklungen erfährst du auf Blick.ch. Vielen Dank fürs Mitlesen!

01.10.2025, 19:00 Uhr

Die Besucher sind wieder auf die Wiesn zurückgekehrt

Nach der Wiedereröffnung des Oktoberfests sind die Besucher wieder auf die Wiesn zurückgekehrt, wie im Livestream des Volksfestes zu sehen ist. Das Wetter ist gut über der bayerischen Landeshauptstadt, die Fahrgeschäft wieder offen, die Wege dazwischen rege besucht. Von einem Massenandrang kann jedoch nach den tragischen Ereignissen nicht die Rede sein. Für einen Wochentag ist das aber auch für das grösste Volksfest der Welt nichts Besonderes.

Nach mehr als 7 Stunden durfte die Wiesn wieder Besucher empfangen.
Foto: keystone-sda.ch
Das Oktoberfest ist wieder rege besucht.
Und das Bier fliesst auch wieder.
Foto: keystone-sda.ch
01.10.2025, 17:22 Uhr

«Er hat die Vaterschaft für seine Tochter abgestritten»

«Er bestritt die Vaterschaft für seine Tochter»
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Innenminister Joachim Herrmann:«Er bestritt die Vaterschaft für seine Tochter»

Jetzt spricht der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. «Der Helikopter hat dazu geführt, dass der zu dem Zeitpunkt flüchtige Täter entdeckt wurde und die Polizei ihm sehr schnell auf den Fersen war.» In solch frühen Morgenstunden sei das nicht selbstverständlich. Hermann lobt ausdrücklich die Einsatzkräfte.

«Auch die österreichischen Kollegen haben Unterstützung angeboten», sagt er. «Es gibt überhaupt keine Hinweise auf radikale Hintergründe oder andere Organisationen und Netzwerke.»

Und weiter: «Der einzige Eintrag, der sich finden lässt, ist eine Anzeige des Mannes. Er hat die Vaterschaft für seine Tochter abgestritten.» Ein Gutachten habe aber ergeben, dass sie seine Tochter ist. Der Mann wiederum habe daraufhin abgegeben, die Ersteller des Gutachtens wären bestochen worden.

Die Behörden hätten die Bedrohung am Mittwochmorgen sofort ernst genommen, führt Herrmann aus. «Wenn jemand sein eigenes Elternhaus gesprengt hat, muss man sowas ernst nehmen.»

Wie steht es um die Wiesn? Herrmann beruhigt: «Wir können jetzt guten Gewissens sagen: Das Oktoberfest ist sauber. Wir können ohne Angst die Wiesn besuchen.»

01.10.2025, 17:14 Uhr

Täter war «unbeschriebenes Blatt»

Jetzt spricht der Polizeivizepräsident Christian Huber über den Täter. «Es handelt sich um einen 57-jährigen Deutschen mit Wohnsitz Starnberg.» Er sei ein «unbeschriebenes Blatt». Das heisst, dass er den Behörden zuvor nie aufgefallen war.

Die Tochter sei leicht und die Mutter mittelschwer verletzt, führt Huber aus. 

Aufgrund zahlreicher Sprengvorrichtung habe man das Gebiet weiträumig absperren müssen.

«Tatverdächtiger ist 57-jähriger Deutscher»
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Wohnsitz nahe München:«Tatverdächtiger ist 57-jähriger Deutscher»
01.10.2025, 17:07 Uhr

Zweite Leiche in Haus entdeckt

Die Pressekonferenz hat begonnen. Es beginnt Polizeipräsident Thomas Hampel. Er spricht gleich zu Beginn von einem «komplexen Einsatz». Augenzeugen hätten unweit des Tatorts in Lerchenau eine weglaufende Person gesehen. Diese habe auch Gegenstände geworfen. «Und es wurden Knallgeräusche wahrgenommen.» All das ereignete sich noch vor fünf Uhr am Morgen.

Als die Polizei eintraf, fand sie vor dem Haus die 81-jährige Mutter des Täter vor. Sie habe sich im Gebüsch versteckt. Die 21-jährige Tochter wurde per Leiter aus dem brennenden Haus gerettet. «Sie war bereit, zu springen», erklärt Hampel.

In dem Haus, das der Mann in Brand gesetzt hatte, sei auch eine Leiche gefunden worden. Es handele sich wohl um den Vater des Mannes. Die Leiche sei aber noch nicht identifiziert worden.

Offiziell gilt der 90-jährige Hausinhaber noch als vermisst. «Wir wissen, dass eine tote Person im Obergeschoss liegt, wovon wir jetzt ausgehen, dass es sich dabei wahrscheinlich um den 90-jährigen Vater handelt», sagte Hampel.

Am ausgebrannten Transporter sei eine Sprengvorrichtung entdeckt worden. Dieser soll dem Täter gehört haben.

«Die Waffe, mit der er sich suizidiert hat, war ein Selbstlaborat», sagt Hampel über den Täter. Er hat sich also mit einem nicht zugelassenen Sprengstoff selbst getötet.

01.10.2025, 16:45 Uhr

Wegen dieses Satzes wurde die Wiesn gesperrt

«Gehen Sie nicht auf die Wiesn. Dort gibt es noch eine bombige Überraschung.» Aufgrund dieses Satzes sperrte die Polizei das Oktoberfest. Der Satz stand in dem Abschiedsbrief des Tatverdächtigen Martin P., der für Explosionen und Schüsse in der sieben Kilometer entfernten Lerchenauer Strasse verantwortlich sein soll. Das berichtet die «Bild». Beamte fanden das Schreiben in einem Briefkasten in der Nachbarschaft.

01.10.2025, 16:30 Uhr

Polizei informiert an Pressekonferenz

Um 17 Uhr informieren die Polizei München und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann an einer Pressekonferenz über den Einsatz nahe des Lerchenauer Sees sowie den Einsatz auf dem Oktoberfest. Für die Polizei spricht Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel. Blick begleitet die Pressekonferenz hier live im Ticker.

01.10.2025, 15:35 Uhr

Wiesn öffnet heute wieder

Die Münchner Polizei gibt Entwarnung! Auf X heisst es, die Gefahrensituation habe sich nicht bestätigt. Ab 17.30 Uhr heisst es also auf der Theresienwiese wieder: «O'zapft is!»

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Auch der amtierende Bürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt, Dieter Reiter, bestätigt, dass die Wiesn ab 17.30 wieder ihre Tore öffnen wird. Die Polizei habe ihn informiert, dass die Fortsetzung des Oktoberfests «unbedenklich» sei.

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01.10.2025, 15:04 Uhr

Polizeisprecher erklärt: Absuche in einer Stunde beendet

Sven Müller, Sprecher der Polizei München, erklärt an einer Medienkonferenz das weitere Vorgehen. Die Absuche werde in rund einer Stunde beendet sein, sagt er. Was das für den Betrieb des Oktoberfests bedeutet, wisse er aber nicht. Dafür sei der Veranstalter zuständig.

Es seien unter anderem Einsatzkräfte der bayerischen Polizei und der Bundespolizei vor Ort. Ausserdem seien 30 Spürhunde im Einsatz. Aus ganz Bayern seien Hunde mit «Sprengstoff-Eignung» angefordert worden. 

Der Sprecher erklärt weiter, dass wohl noch heute eine grössere Pressekonferenz in Planung sei. Eine Uhrzeit könne er nicht nennen. Die Abklärungen dazu würden aber laufen.

01.10.2025, 15:01 Uhr

Mutmasslicher Täter ist 57-jähriger Deutscher – Verletzte sind Mutter und Tochter

Wie die bayerische Polizei berichtet, handle es sich bei dem Tatverdächtigen um einen deutschen Staatsangehörigen mit Wohnsitz in Starnberg. Der 57-Jährige habe weder über waffen- noch sprengstoffrechtliche Erlaubnisse verfügt. Vorläufigen Erkenntnissen zufolge habe sich der Tatverdächtige in der Nähe des Lerchenauer Sees suizidiert. Der Tatverdächtige führte einen Rucksack mit sich, in dem sich eine Sprengvorrichtung befinde, die zunächst entschärft werden müsse.

Weiter heisst es: Im Verlauf des Tatgeschehens wurden zwei weitere Personen verletzt. Bei diesen handelt es sich um die 81-jährige Mutter (deutsche Staatsangehörige) des Tatverdächtigen sowie die 21-jährige Tochter (deutsch-brasilianische Staatsangehörige) des Tatverdächtigen, beide mit Wohnsitz in München. Sie befinden sich zur Behandlung im Spital.

Die Spurensicherung ist weiterhin im Einsatz.
Foto: IMAGO/Bihlmayerfotografie
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