Zwei Franken pro Liter
Das sagt der Verbands-Chef zum Benzin-Schock

An einzelnen Tankstellen in der Schweiz, etwa in Zollikon ZH, haben die Benzinpreise die Marke von 2 Franken pro Liter bereits geknackt. Rohöl kostet aktuell 84 Dollar pro Fass. Zuletzt war Benzin so teuer als der Ölpreis 144 Dollar betrug.
Publiziert: 01.11.2021 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2021 um 18:14 Uhr
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«Ein richtiger Halloween-Horror heute Morgen!», schreibt ein Leserreporter am Sonntag an die Blick-Redaktion. Seine Socar-Tankstelle in Zollikon ZH verlangt nun 2 Franken für den Liter Benzin 95.
Foto: BLICK-Leserreporter
Ulrich Rotzinger

Zollikon ZH, Socar-Tankstelle: Auf der Anzeigetafel kosten sämtliche Treibstoffe pro Liter 2 Franken oder mehr. Leserreporter und Leserreporterinnen meldeten sich bei Blick. Jene, die auf den Sprit angewiesen sind, reagieren schockiert. Für andere könnte der Preis pro Liter ruhig 3, 4 oder gar 5 Franken betragen.

2 Franken pro Liter Benzin – das gab es in der Schweiz erst einmal! Im Sommer 2008 kletterte der Rohölpreis in schwindelerregende Höhen. Der Sprit kostete damals im Schnitt deshalb 2 Franken, das ist der bisherige Rekord. Es gab aber einen grossen Unterschied: Im Sommer 2008 kostete ein Fass Rohöl der Sorte Brent 144 Dollar. Heute sind es 84 Dollar. Wie also kommen die hohen Benzinpreise zustande?

Bei Avenergy, der früheren Erdölvereinigung, sitzen die Chefs der grössten Verkäufer von Erdölprodukten im Vorstand. Das geht von Socar über Agrola und Tamoil bis hin zur Coop Mineraloel AG. Der Verband beschäftigt sich gemäss eigenen Angaben «nur mit den grossen Linien der Preisentwicklung und weniger mit einzelnen Preisauf- und abschlägen oder regional unterschiedlichen Preisen», wie Avenergy-Präsident Daniel Hofer Blick erklärt.

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Gestiegene Produktpreise ab Raffinerie

«Wenn nun die Preise für die Endkonsumenten steigen, liegt dies sicher zu einem wesentlichen Teil an den Rohölpreisen, aber auch an gestiegenen Produktpreisen ab Raffinerie», erklärt Hofer. Denn die Schweizer Tankstellen sind für ihren Sprit auf Zulieferer angewiesen. Sie kaufen dort kein Rohöl ein, sondern fertiges Benzin, Heizöl oder Diesel. Neben dem Rohölpreis beeinflussen weitere Faktoren den Preis an der Zapfsäule. Etwa die Frachtkosten und der Wechselkurs zwischen US-Dollar und Schweizer Franken.

Die Raffinerien, wo Rohöl zu Benzin oder Heizöl wird, mussten im Corona-Lockdown ihre Kapazitäten reduzieren. Diese müssen nun, wo die Nachfrage anzieht, erst wieder hochgefahren werden. «Dies muss jetzt in einer Zeit passieren, in der die Nachfrage nach Ölprodukten stärker als gewöhnlich steigt, weil die Stromwirtschaft das knappe Erdgas teilweise mit Öl ersetzt.»

Ölprodukte steigen stärker als Rohölpreis

Laut Hofer geschieht dies vor allem in Ostasien, wohin grosse Mengen Ölprodukte und Erdgas verschoben werden. «Diese Mengen fehlen dann in Europa, was die Preise für Produkte auch hier nach oben treibt. So kann es passieren, dass die Preise für die Ölprodukte stärker steigen als diejenigen für das Rohöl.»

Aber gleich so stark? «Die Pandemie hat einige Verwerfungen der Marktkräfte zutage gefördert, die sich erst mit der Zeit wieder ausgleichen lassen», sagt Hofer.

Im Lockdown seien auch die Einheitskosten für die Raffineriebetreiber und Logistiker wie Tanklager und Tankstellen gestiegen. «Sie haben hohe Fixkosten, die sie bei rasch sinkenden Absätzen nicht sofort anpassen können», weiss Hofer. «Um dies zu kompensieren, mussten die Einheitspreise, also der Preis pro Liter oder Kubikmeter, in den Monaten seit Beginn der weltweiten Lockdowns erhöht werden. Zurzeit erholen sich die Absatzmengen zwar, wir sind aber noch nicht auf dem Niveau von 2019.»

Kennst du weitere Tankstellen in der Schweiz, bei denen die Treibstoffpreise über zwei Franken liegen? Schick uns ein Foto der Anzeigetafel mit den Preisen und schreib uns dazu, wo sich diese befindet, direkt via Blick-App (iOS / Android):

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