Das war wohl ein Schock für den Blick-Leserreporter – ein Benzinpreis-Schock. Als er am frühen Sonntagmorgen in Zollikon ZH sein Auto auftanken will, glaubt er seinen Augen kaum: für sämtliche Treibstoffe an dieser Socar-Tankstelle müssen pro Liter 2 Franken oder mehr bezahlt werden.
Konkret: Der Liter Bleifrei 95 kostet 2.00 Franken, Velvet 98 2.10 Franken, Diesel 2.04 Franken. «Die Tankstelle an der Zürcher Goldküste ist mir schon früher als teuer aufgefallen», sagt der Leserreporter, der anonym bleiben möchte, zu Blick. «Das war aber ein richtiger Halloween-Horror.» Deshalb habe er es vorgezogen, seinen Tank anderswo zu füllen.
Es geht auch noch billiger
Das ist im Moment noch gut möglich, an den meisten anderen Tankstellen sind die Benzinpreise noch billiger, es gibt aber grosse Unterschiede – je nach Anbieter oder Region. Eine Faustregel: Je städtischer, desto teurer, auf dem Land ist das Benzin noch etwas günstiger.
Deshalb gilt es, genau auf die Anzeigen zu schauen. Auf dem Land ist der Liter Bleifrei 95 immer noch für weniger als 1.80 Franken zu haben, in den städtischen Gebieten nähern sich die Preise schon der Marke von 1.90 Franken an. Auch der Liter Diesel kann schon mal mehr als 1.90 Franken kosten. Spezialtreibstoffe wie V-Power 100 von Shell haben an gewissen Orten ebenfalls schon die Marke von 2 Franken geknackt.
Rekordpreise im Sommer 2008
2 Franken pro Liter Benzin – das gab es in der Schweiz erst einmal. Im Sommer 2008 kletterte der Ölpreis in schwindelerregende Höhen, kostete ein Fass Rohöl der Sorte Brent 144 Dollar, also etwa 60 Dollar mehr als heute. Im Juli 2008 kostete der Liter Sprit im Schnitt deshalb 2 Franken, das ist der bisherige Rekord. Unmittelbar danach stürzten die Preise in den Keller, die Finanzkrise erreichte mit dem Kollaps von Lehman Brothers ihren Höhepunkt.
Die Folge: Die Nachfrage nach dem Schwarzen Gold, dem Schmiermittel der Weltwirtschaft, brach ein, die Benzinpreise fielen stark. Und heute? Innert Jahresfrist hat sich der Ölpreis mehr als verdoppelt. Im Moment macht der Preisanstieg gerade mal Pause, liegt bei 84 Dollar pro Fass. Doch ob das so bleibt, ist offen.
Zudem: Der Grund für die abgebremste Preishausse ist kein erfreulicher: Die Angst vor einem erneuten Aufflackern der Corona-Pandemie rund um den Globus dämpft die Nachfrage nach Rohöl. Da wäre wohl den meisten ein paar Rappen mehr an der Zapfsäule lieber als steigende Corona-Fallzahlen. (koh)