Das sagen Autofahrer zu den hohen Benzinpreisen
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«Dürfte noch höher sein»:Das sagen Autofahrer zu den hohen Benzinpreisen

Schock an der Zapfsäule!
Einmal tanken kostet 20 Franken mehr als Anfang Jahr

Dicke Luft an den Tankstellen: Automobilisten machen die Faust im Sack, erneut müssen sie für den Most tiefer in die Tasche greifen. Nicht so im Ausland: In Frankreich drohen deswegen Proteste. Erste Tanktouristen werden bereits in der Schweiz gesichtet.
Publiziert: 22.10.2021 um 00:53 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2021 um 08:49 Uhr
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Verena Binz (53) aus Illnau ZH: «Ich bin auf mein Auto angewiesen, alle zehn Tage tanke ich. Dabei zahle ich im Monat etwa 150 Franken. Ich weiss aber auch, dass Autofahren ein Luxus ist.»
Foto: Samuel Walder
Ulrich Rotzinger und Patrik Berger (Text), Samuel Walder und Stefan Bohrer (Fotos)

Schock an den Zapfsäulen: Die Preise von Benzin und Diesel explodieren, die Stimmung bei den Automobilisten ist aufgeheizt. Der Grund: Die Spritanbieter drehen zurzeit schweizweit an den Preisschrauben.

Carina Pinto (38) aus Lindau ZH stinkt der Preisaufschlag gewaltig: «Ich finde die Preise viel zu teuer.» Die Putzfrau erklärt: «Ich muss von einem Kunden zum nächsten fahren und mein Material mitnehmen. Darum kann ich nicht auf den ÖV ausweichen.»

Shell hat letzte Woche die Preise erneut um 3 Rappen pro Liter erhöht. Gleicher Preisaufschlag im Schnitt auch bei BP im Oktober. An einzelnen Tankstellen in Grenznähe muss man für die Tankfüllung sogar noch tiefer in die Tasche greifen.

Tank-Hammer an BP-Zapfsäulen in Riehen BS: Der Betreiber hat jüngst den Preis für einen Liter Bleifrei 95 von 1.79 gleich auf 1.90 Franken hochgeschraubt. Den Liter Diesel gibts für stolze 1.99 Franken. Auch in Kreuzlingen TG hat der Liter Diesel einen happigen Preis: 1.92 Franken. Noch vor wenigen Tagen waren es 1.77 Franken.

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Nachfrage nach Rohöl ist enorm

Roland Bilang (59), Chef von Avenergy Suisse, früher Erdöl-Vereinigung, erklärt den Preisschock auf Blick TV: «Die Nachfrage nach Rohöl ist enorm. Das treibt die Preise an den Zapfsäulen in die Höhe.» Weltweit, auch in der Schweiz. Der Anstieg geht über eine Normalisierung nach dem Corona-Peak hinaus. «Wir sind mit den Preisen wieder da, wo wir schon vor drei bis vier Jahren waren», sagt Bilang.

Bei Heizöl ist der Preisanstieg hierzulande noch extremer: Seit September 2020 hat sich der Preis, den Konsumenten für die Öltankfüllung berappen müssen, um über 36 Prozent verteuert. Beim Heizöl schlägt der Rohölpreis stärker durch als beim Sprit, da die Abgaben und Steuern einen geringeren Teil ausmachen.

Doch auch die hohen Zapfsäulenpreise schenken ein. Daten vom Bundesamt für Statistik zeigen: Die Konsumpreise von Benzin haben sich im oben genannten Zeitraum um über einen Fünftel verteuert.

Bilang von Avenergy spricht konkret von einem Benzinpreis-Anstieg von 1.40 auf 1.80 Franken pro Liter im laufenden Jahr. 40 Rappen pro Liter! Bei einer durchschnittlichen Tankfüllung macht das einen Preisunterschied von gut 20 Franken aus.

Kommt es noch dicker? Roland Bilang bleibt vage: «Der Rohölpreis dürfte nicht mehr sehr viel höher gehen.» Laut dem Experten bleiben die Zapfsäulenpreise über den Winter wohl auf dem hohen Niveau.

Tank-Gstürm in Frankreich und Deutschland

Andere Länder sind schlechter dran als die Schweiz. Tief in die Tasche greifen derzeit Franzosen und Deutsche. In Paris kostet der Liter BP-Benzin aktuell 1.94 Euro (2.09 Franken), der Liter Diesel 1.99 Euro (2.15 Fr.). Die Sorge vor einer neuen «Gilets jaunes»-Protestwelle ruft die französische Regierung bereits auf den Plan.

In Deutschland treibt gar die Angst vor einem Benzinpreis von 2 Euro pro Liter die Leute ins Ausland. «Tank-Sturm auf Tschechien», titelt die «Bild» in fetten Lettern. Das Benzin sei jenseits der Grenze in Tschechien bis zu 44 Cent billiger. Die Folge: «Endlos-Schlangen an der Tanke». Bis zu 40 Minuten stehen sie sich für den tschechischen Billigsprit die Reifen platt.

Tanktouristen steuern Schweiz an

Deutsche, aber vor allem französische Tanktouristen werden bereits in der Schweiz gesichtet. Einer von ihnen ist Mathias Braun (31). Blick trifft ihn an einer Coop-Tankstelle in Basel. Der Liter Benzin Bleifrei 95 kostet ihn 1.71 Franken. Im deutschen Lörrach hätte ihn der Liter umgerechnet fast 1.90 Franken gekostet.

«Ich bin beruflich oft in Zürich, darum tanke ich immer in der Schweiz – erst recht seit der Co2-Steuer.» Diese verteuert den Sprit in Deutschland um 8 Cent pro Liter. Nächstes Jahr kommt dann der nächste Schritt, noch mal 8 Cent. «Dann habt ihr hier nur noch Deutsche an den Tankstellen», sagt er und braust davon.

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