Ökonomen geben Entwarnung
Warum wir uns in der Schweiz nicht vor der Inflation fürchten müssen

Die ganze Welt kämpft mit der Inflation. Die ganze? Nein, die Schweiz ist auch bei der Teuerung einmal mehr eine Ausnahme.
Publiziert: 15.10.2021 um 10:03 Uhr
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Adriel Jost (36), Ökonom und Chef des Beratungsunternehmens WPuls: «Global ist die Inflationsgefahr so hoch wie schon lange nicht mehr.»
Foto: zVg
Christian Kolbe

Eine hartnäckige Teuerung hat die Weltwirtschaft fest im Griff. «Global ist die Inflationsgefahr so hoch wie schon lange nicht mehr», sagt Adriel Jost (36), Ökonom und Chef des Beratungsunternehmens WPuls. Der Hauptgrund: steigende Preise für Öl und Gas.

Fast alle Länder leiden darunter, es gibt nur wenige Ausnahmen. Dazu gehören China – und die Schweiz. China, weil dort der Staat die Wirtschaft kontrolliert und die Preise künstlich tief hält. Die Schweiz, weil wir eine der härtesten Währungen der Welt haben. «Der Schweizer Franken ist nach wie vor stark», sagt Jan-Egbert Sturm (52), Leiter der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. «Das hilft der Schweiz. Denn der starke Franken kann die Preissteigerungen bei Importgütern abfedern.»

Ein Prozent Inflation in der Schweiz

In den USA liegt die Inflation deutlich über fünf Prozent, die Deutschen stöhnen seit Wochen über eine Teuerung von über vier Prozent. «In Deutschland wurde die Mehrwertsteuer wieder um drei Prozent angehoben, nachdem sie wegen der Pandemie gesenkt worden war», erklärt Sturm. Diesen Einmaleffekt spüren die Deutschen nun schmerzlich in ihrem Portemonnaie.

In der Schweiz hingegen rechnet die Nationalbank damit, dass die Inflation gegen Ende Jahr bei knapp einem Prozent liegen könnte. Das hat auch damit zu tun, dass steigende Preise an den Zapfsäulen in Ländern wie Deutschland oder den USA allein aufgrund der Distanzen deutlich mehr ins Gewicht fallen. «Die Kosten für den Personenverkehr haben in der Schweiz einen viel kleineren Anteil an den Konsumausgaben», so Jost.

Gefahr steigende Zinsen

Immerhin: Die steigenden Energiepreise machen auch in der Schweiz den Löwenanteil an der aktuellen Teuerung aus. Nur kommt die von einem viel tieferen Niveau als in anderen Ländern, war letztes Jahr sogar negativ.

Ganz den internationalen Tendenzen kann sich die Schweiz doch nicht entziehen. «Die globale Inflation bedroht die Schweiz zwar höchstens indirekt», sagt Sturm. «Käme es deswegen aber zu einer weltwirtschaftlichen Abkühlung, dann spürten wir das auch hierzulande.» Denn das beste Rezept gegen Inflation sind steigende Zinsen. Nur könnten die den Aufschwung nach Corona wieder abwürgen.

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