In Grächen VS erleben sie gerade eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zuerst die Angst vor der Pleite: Die Touristische Unternehmung Grächen (TUG), die die Bergbahnen und das Skigebiet in Grächen betreibt, musste Anfang Februar beim Bezirksgericht Visp eine provisorische Nachlassstundung einreichen. Ein Defizit in der Höhe von 4,6 Millionen Franken bis im nächsten Jahr drohte. Die Zukunft im malerischen Bergdörfchen zu dieser Zeit? Höchst ungewiss.
Ende April dann die Rettung: Der Neuenburger Investor Christian Mars und dessen französisch-schweizerische Investorengruppe Compagnie des Montagnes Suisses unterzeichnete mit der TUG und der Gemeinde Grächen eine Absichtserklärung. Die kommende Skisaison? Damit wohl gerettet. Mars' strategischer Plan sieht vor, die Saison- und Jahreskarten zu vereinheitlichen. Zudem soll es künftig dynamische Preise für Tageskarten geben.
So weit, so gut. Verschnaufpause gefällig? Kriegen sie in Grächen nicht.
Ostern gestrichen
Die TUG hat im Auftrag des Verwaltungsrats kürzlich in einer internen Mail die Aktionäre über die Saisonzeiten 2024/2025 informiert, wie der «Walliser Bote» am Donnerstag berichtet. Und die Info hat es in sich: Dem Skigebiet Grächen wird die Saison 2024/2025 gekürzt – um drei Wochen! Eine Sparmassnahme.
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Statt wie bislang immer nach Ostern stellen die Bergbahnen bereits 21 Tage früher den Betrieb ein. Demnach beginnt der Winterbetrieb am 14. Dezember 2024 und dauert bis zum 30. März 2025. «Das ist bereits die dritte Änderung», ärgert sich Olivier Andenmatten, Präsident des Walliser Hotelier-Vereins, gegenüber Blick.
Andenmatten ist auch Inhaber des Aktiv Hotel & Spa Hannigalp in Grächen. «Zuerst hiess es, die Saison endet wie üblich am 21. April 2025. Später wurde die Saison um zwei Wochen auf den 6. April gekürzt. Und nun soll bereits Ende März Schluss sein. Wie soll man da planen?», fragt er sich.
Hotel bleibt trotzdem offen – Zermatt als Ausweichort
Der Hotelier hat zwar ein gewisses Verständnis für die Investorengruppe, die eine schwierige Ausgangslage in seinem Grächen vorgefunden hat. Aber: «Natürlich bin ich verärgert. Die Verträge mit den ausländischen Reiseveranstaltern für Ostern 2025 sind längst gemacht.» Ausrufen bringe nichts, sagt er. «Jetzt muss ich Lösungen finden.»
Andenmatten will sein Hotel nicht früher schliessen. «Dann würde ich die belgischen Touristen, die traditionell über Ostern zu uns kommen, vergraulen.» In der Not wird er erfinderisch: «Wir werden das Hotel im April auf Sparflamme weiter betreiben. Den Skitouristen biete ich einen kostenlosen Transport nach Zermatt an.» Im Gegensatz zu Grächen können sie am Matterhorn garantiert noch Skifahren. Nur: Im Nobelort Zermatt ist das Tagesticket rund 40 Franken teurer als im heimeligen Bergdörfchen, dessen Skigebiet bei vielen Familien beliebt ist.
Diese Zusatzkosten übernimmt Andenmatten für seine Gäste zwar nicht, aber: «Wir müssen unsere Kosten aufgrund des frühzeitigen Saisonendes selber tragen. Den Shuttle-Service nach Zermatt nehme ich auf meine Rechnung.» Ein Kompromiss, den Andenmatten eingehen kann. Selbst wenn er im nächsten April nun ein Minusgeschäft macht. «Es ist eine Investition für die kommenden Jahre, wenn die Investoren die Bergbahnen hoffentlich wieder bis Ostern geöffnet lassen.» Für 2026 siehts besser aus: Ostern ist dann bereits Anfang und nicht erst Ende April.