Die Gebäude der Kirchen liegen meist an bester Lage mitten im Ortskern. Das macht sie für den Immobilienmarkt interessant, sagt Donato Scognamiglio (52). Der Chef der Immobilienagentur Iazi weiter: «Der Verkauf von nichtsakralen Bauten wie einem Pfarrhaus in städtischem Gebiet kann bei einer Kirchengemeinde gehörig die Kassen klingeln lassen. Dafür ist aber vor allem der hohe Bodenpreis ausschlaggebend.»
Kirchengemeinden vergolden ihren Besitz aber auch selber. So baut die evangelisch-reformierte Gesamtkirchgemeinde Bern aktuell das «Calvin-Haus» an bester Lage an der Marienstrasse in Bern um. Aus dem ehemaligen Kirchengemeindehaus werden Wohnungen, welche die Kirche künftig zu marktkonformen Bedingungen vermietet.
Denkmalschutz erschwert Umnutzung
Bei den Kirchen ist Scognamiglio zurückhaltender. «Sie sind denkmalgeschützt, und damit die gesellschaftliche Akzeptanz für eine Umnutzung da ist, bieten sich am ehesten nicht sehr einträchtige Konzepte wie beispielsweise eine Bibliothek oder ein Seniorenheim an.»
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Umnutzung ist die evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt. Sie vermietet die Pauluskirche aufgrund stark rückläufiger Mitgliederzahlen an einen Verein, der das geschichtsträchtige Gebäude als Kulturkirche betreibt. Seither finden darin Konzerte, Hochzeiten oder Firmenfeiern statt.
Auch für Zirkusaufführungen genutzt
Der Matthäuskirche in der Stadt Bern drohte vor Jahren gar der Abbruch. Die sinkende Mitgliederzahl stand einem gewaltigen Sanierungsbedarf gegenüber. Doch die Stadt hat das Gebäude im Baurecht erworben und sie in eine Tagesschule, eine Kindertagesstätte und einen Kindergarten für das florierende Quartier umgebaut.
Ein anderes Beispiel ist die Pfarrei St. Josef in der Stadt Luzern. Sie gab ihre Kirche MaiHof nicht auf, sondern erweiterte die Nutzung und füllte sie so mit zusätzlichem Leben. Raus mit den Kirchenbänken im Pfarreisaal und Pfarreizentrum: Seither wird der Saal für verschiedenste Veranstaltungen wie klassische Konzerte, Uni-Prüfungen oder eine Zirkusaufführung vermietet.
In kleinen Dörfern gestalten sich Folgenutzungen hingegen deutlich schwieriger. Dort scheitern Pfarreien immer wieder daran, Käufer für ungenutzte, sanierungsbedürftige Pfarrhäuser zu finden.