Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat gestern wie erwartet eine Zinspause eingelegt. Nach zehn aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen der Zentralbank seit März 2022 wurde der Leitzins in der Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent belassen. Am heutigen Donnerstag hat nun die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinsentscheid gefällt: Sie hebt den Leitzins zum achten Mal in Folge an, auf neu 4 Prozent.
Warum legt die Fed eine Zinspause ein?
Weil sich die drei wichtigsten von der Regierung veröffentlichten Inflationsindikatoren – Index der Konsumentenpreise, Index der Produzentenpreise und Index der persönlichen Konsumausgaben – seit dem Inflationshöhepunkt im Sommer 2022 deutlich abgekühlt haben. Darüber hinaus will sich die Fed Zeit geben, um die Auswirkungen der kumulierten Zinserhöhungen sauber zu analysieren. Die Erhöhung der Leitsätze kommt immer erst mit einer Verzögerung von sechs bis neun Monaten im Wirtschaftsleben an.
Warum hat die EZB keine Zinspause eingelegt?
Die Inflationsrate ging im Mai überraschend stark zurück. Die Kerninflationsrate (diese schliesst Lebensmittel und Energiekosten aus) lag mit 5,3 Prozent so tief wie seit vier Monaten nicht mehr. Trotzdem ist die Inflation in der Eurozone immer noch viel zu hoch. Sie liegt rund dreimal höher als die angestrebte Inflationsrate von zwei Prozent.
Wie geht es bei der EZB weiter?
Analysten und Anlegerinnen gehen übereinstimmend von einer weiteren, vorläufig wohl letzten Anhebung im Juli aus. Danach wird mit einer Zinspause gerechnet, aber nicht notwendigerweise mit einem Ende der Zinserhöhungen.
Was macht die SNB nächste Woche?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) achtet bei Zinsentscheiden auf die Parameter Inflation, Konjunktur, Wechselkurse und globale wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen. Zu Letzterem gehören auch die Zinsentscheide der anderen Notenbanken.
Die Konsumentenpreise in der Schweiz sind im Mai nochmals um 0,3 Prozent gestiegen. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat betrug die Teuerung 2,2 Prozent. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat zwar ein «deutlich unterdurchschnittliches Wachstum der Schweizer Wirtschaft» von 1,1 Prozent für das aktuelle Jahr prognostiziert. Die Energiepreise sind auch weiter rückläufig, doch der Teuerungsdruck bleibe hoch. Mit einer Teuerung von 2,2 Prozent ist die Inflation im internationalen Vergleich zwar moderat, übertrifft die Vorgabe der SNB aber immer noch.
Folglich erwartet der Markt, dass die SNB am 22. Juni den Leitzins nochmals um 0,25 Prozentpunkte erhöht, auf dann 1,75 Prozent. Bleibt es danach dabei? Fraglich. Die SNB will sicher nicht zu stark an der Zinsschraube drehen, weil das die Konjunktur zu stark dämpfen könnte.
Hat der Zinsentscheid Konsequenzen für die Hausfinanzierung?
Der SNB-Letzinsentscheid von kommender Woche dürfte in erster Linie für die Saron-Hypothekarnehmer direkte Konsequenzen haben, da der Saron-Satz die Zinsbewegung 1:1 mitmacht. Nach der SNB-Zinserhöhung, wenn sie dann kommt, dürften je nach Zinsschritt Saron-Hypotheken teurer werden als festverzinsliche Hypotheken.