Das gabs in diesem Jahrhundert noch nie: Die US-Notenbank Fed erhöht den Leitzins gleich um 0,5 Prozentpunkte. Mit dem Zinshammer sagen die Währungshüter der Inflation definitiv den Kampf an. Normalerweise erhöht das Fed den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt, so wie sie es im 21. Jahrhundert bereits 26-mal getan hat – zuletzt im März dieses Jahres.
Nun sendet Fed-Chef Jerome Powell (69) mit dem doppelten Zinsschritt ein klares Signal an die Märkte: Wir nehmen die Teuerung nun wirklich ernst. Diese liegt in den USA inzwischen bei 8,5 Prozent. Das Problem für Powell: Er kann die Inflation nicht direkt bekämpfen, denn die Preise gehen vor allem wegen der enorm gestiegenen Energiekosten durch die Decke.
Darauf hat der Notenbanker aber keinen Einfluss. Er kann mit den höheren Zinsen nur die Wirtschaft abbremsen und dadurch den Appetit auf Öl, Gas und andere Energieträger zügeln. Ausserdem kosten Kredite nun mehr, auch das dämpft die Konjunktur.
Europa muss nachziehen
«Das Wirtschaftswachstum wird sich spürbar abkühlen. Das muss aber nicht zwingend in eine Rezession führen», beruhigt Caroline Hilb (44), Anlagechefin der St. Galler Kantonalbank. Dieser Zinsschritt dürfte bei weitem nicht der letzte sein. «Wir glauben, dass das Fed zügig die Zinsen weiter erhöhen wird. Innert Jahresfrist auf 2,75 bis 3 Prozent», so Hilb.
Es muss schnell gehen, damit sich der Volcker-Schock von 1979 nicht wiederholt. Damals wartete die Notenbank zu lange, erhöhte die Zinsen schlagartig auf 20 Prozent und riss die Weltwirtschaft in den Abgrund.
Bei diesem Tempo ist klar: Die Europäer müssen nachziehen. Die Europäische Zentralbank dürfte im September an der Zinsschraube drehen, die Schweizerische Nationalbank dann im Dezember.