«Ziele im nahen Ausland sind die Grenzregionen wie etwa die andere Seite des Bodensees, die Gegend südlich von Brissago oder die Region Annecy», sagt Oliver Grützner (50), Chef der TCS-Campingsparte, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. «Das würde uns ergänzen.»
Einen Antrag an den Verwaltungsrat, der jeden Neuerwerb eines Campingplatzes bewilligen müsse, habe er aber noch nicht gestellt, sagte der TCS-Campingchef. In ferne Gefilde will Grützner aber nicht vorstossen: «Wir werden keinen Campingplatz in Südspanien übernehmen.»
Auch in der Schweiz will der grösste Campingplatzbetreiber des Landes seine Position ausbauen. Auf seiner Homepage wirbt der TCS um die Übernahme von weiteren Plätzen beispielsweise für den Fall einer Nachfolgeregelung, einer Neupositionierung, einer Reorganisation oder eines Ausstiegs der bisherigen Besitzer.
TCS prüft verschiedene Übernahmen
«Monatlich haben wir mehrere Anfragen, ob wir Plätze übernehmen, kaufen oder betreiben wollen», sagt Grützner: «Wir sind offen. Wir wollen der Marktführer bleiben und uns weiterentwickeln. Vergangenes Jahr haben wir Flims übernommen, dieses Jahr La Tène am Neuenburgersee.»
Derzeit evaluiere der TCS rund 20 Projekte. Drei neue Campingplätze habe der Verwaltungsrat schon bewilligt. Die drei Plätze, die alle im Tessin liegen, werden demnächst gebaut. Der Camping Olivone solle nächstes Jahr eröffnet werden, jener im Verzascatal im 2025, sagt Grützner.
«Und in Carona bei Lugano werden wir ein Glampingdorf mit 25 bis 30 Unterkünften bei der Badeanstalt bauen. Die Eröffnung ist für 2026 geplant», sagt Grützner. Glamping ist die Abkürzung für glamouröses Camping, wo die Kunden Unterkünfte mit Dusche oder Toilette sowie Kochgelegenheit mieten können. Ein weiterer Campingplatz soll in Graubünden dazukommen, wie Grützner im Gespräch mit AWP enthüllt.
Jeder Platz muss profitabel sein
Wachsen um jeden Preis will Grützner aber nicht: «Jeder Platz muss bei uns für sich alleine profitabel sein.» Deshalb habe der TCS auch schon Übernahmeangebote von Campingplätzen abgelehnt. Auf der anderen Seite gebe der TCS auch Campingplätze auf.
In die Campingplatzszene komme Bewegung. Es gebe einen Generationenwechsel nach 50, 60 Jahren Camping, sagt Grützner.
«Der Platz in La Tène, den wir übernommen haben, wird auch komplett neu gebaut und im 2026 eröffnet», sagt Grützner. «Die Gemeinde will, dass der Platz touristischer genutzt wird. Es soll eine bessere Durchmischung geben.» Der Seezugang solle für die Allgemeinheit offen sein und der Platz autofrei werden.
Weniger Dauermieter
Derzeit sei der Platz fast komplett mit über 170 Dauermietern belegt. Neu werde die Zahl der Dauermieter um die Hälfte sinken, dafür gebe es mehr Touristenplätze, wo die Mieter dauernd wechseln. Zudem würden rund 30 Bungalows für Glamper gebaut, sagt Grützner.
Beim TCS belegen die Dauermieter 25 Prozent der Parzellen, bringen aber nur 15 Prozent des Umsatzes ein. «Mit Touristenparzellen und Glamping mache ich mehr Einnahmen als mit einem Dauermieterplatz», sagt Grützner.
Zudem müsse man die Campingplätze neu gestalten, denn die jetzigen Plätze seien in den 1960er-Jahren entworfen worden. Wenn heute die grossen Wohnmobile kämen, werde es eng.
Zudem stosse auch die Stromversorgung an die Grenzen, weil die Fahrzeuge immer luxuriöser würden. Wenn es kalt wird, starte heute jeder seine Heizung, nutze Kaffeemaschinen, wolle das iPad laden, TV schauen oder einen Kühlschrank anschliessen. Dazu kämen auch noch Tesla-Fahrer, die ihre Batterien laden wollten.
Campingplätze nach wie vor im Hoch
Im vergangenen Jahr habe der TCS rund 900'000 Übernachtungen auf seinen Campingplätzen verbucht. Das sind zwar 11 Prozent weniger als im absoluten Rekordjahr 2021, als erstmals die Millionengrenze geknackt wurde. Aber 2022 ist immer noch das zweitbeste Jahr der Geschichte, mit einem Plus von 43 Prozent gegenüber 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.
Der Umsatz erreichte im vergangenen Jahr 35 Millionen Franken. Das sei ungefähr gleich viel wie im Rekordjahr 2021. Welchen Sprung das Camping in den vergangenen Jahren gemacht hat, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. «Vor 12 Jahren hatten wir mit mehr Campingplätzen 15 Millionen Franken Umsatz bei 400'000 Übernachtungen», sagt Grützner. (SDA/smt)