Die Wohnkrise dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Das Problem: Es gibt – in ganz Europa und auch in der Schweiz – einen Mangel an bezahlbaren Wohnungen und Häusern. Das Fazit einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF), aus der «Aargauer Zeitung» zitiert, fällt ernüchternd aus: «Die Erschwinglichkeit von Wohnraum hat sich weiter angespannt.»
Das Problem: Mit den steigenden Zinsen gingen auch die Finanzierungskosten für Wohneigentum durch die Decke. Für die meisten ist der Traum vom Eigenheim geplatzt. Die Folge: Die Eigenheimträumer verschwinden nicht vom Mietwohnungsmarkt, sondern verschärfen den Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen.
Corona-Hype korrigiert
Dazu kommt, dass die Immobilienpreise trotz gestiegener Zinsen nicht gesunken sind. Wenn überhaupt, so der IWF, wurden die Übertreibungen während der Coronazeit etwas nach unten korrigiert. Während der Pandemie wollten viele Menschen plötzlich raus aus den Städten und ins eigene Haus ziehen, auch um den Menschenansammlungen in den Städten zu entfliehen. Oder um den gestiegenen Platzbedarf im Homeoffice zu decken.
In vielen europäischen Ländern sind die Immobilienpreise bestenfalls auf das – damals schon hohe – Vor-Coronaniveau gesunken. In der Schweiz geschah nicht einmal das. Die Preise stiegen weiter an und verharren auf Höchstständen. Das ist zwar attraktiv für Investoren, wie das Beratungsunternehmen EY schreibt. Gemäss einer Umfrage rechnen 55 Prozent der Immobilieninvestoren auch für 2024 mit gleichbleibenden Preisen. Trotzdem: Mehr gebaut wird deswegen nicht. Der Bauboom der letzten Jahre ist abgeflacht, auch weil mit der Teuerung die Baukosten stark angestiegen sind.
Verkäufer warten ab
Das bedeutet: Es kommen keine erschwinglichen Angebote für Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser auf den Markt. Weil die Preise in der Schweiz – trotz Zinserhöhungen – stabil bleiben, sind viele Verkäufer nicht zu preislichen Konzessionen bereit. Sie warten lieber länger auf ein gutes Angebot, als ihre Immobilie aus Angst vor einem weiteren Preiszerfall zu verscherbeln. An dieser Haltung würde sich erst etwas ändern, sollten die Preise auf breiter Front ins Rutschen geraten.
Davon ist aber nicht auszugehen. Und auch die Zinskosten werden nicht mehr weiter sinken. Also auch von dieser Seite wird der Traum vom Eigenheim nicht weiter befeuert. Gemäss dem Vergleichsportal Moneyland ist der markante Zinsrückgang bei den Festhypotheken vorerst gestoppt.
Die möglichen Zinssenkungen der Nationalbank sind bereits eingepreist, weiter runter dürfte der Preis für Festhypotheken im Moment nicht mehr gehen. Aktuell liegt der Zinssatz für eine zweijährige Hypothek bei 2,25 Prozent, für eine fünfjährige bei 2,21 Prozent und für eine zehnjährige bei 2,34 Prozent. Daran wird sich so schnell nichts ändern, wie zwei aktuelle Erhebungen zeigen.