Wie die «Schweiz des Nahen Ostens» leidet
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Nach Katastrophe:Die Schweiz schickt Hilfe in den Libanon

Wirtschaft vor dem Kollaps
Wie die «Schweiz des Nahen Ostens» leidet

Einst ein Garant für Stabilität, steht der Libanon nun kurz vor dem Zusammenbruch. Seit Jahren fällt das Land langsam auseinander. Das merken auch Firmen und Unternehmen in der Schweiz.
Publiziert: 05.08.2020 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2020 um 18:17 Uhr
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Die Explosion im Hafen von Beirut: Eine Katastrophe in der Hauptstadt Libanons.
Foto: AFP
Marc Iseli

Einst war der Libanon die «Schweiz des Nahen Ostens»: reich, politisch stabil, wirtschaftlich erfolgreich, hügelig. Dann ging es steil bergab. Mittlerweile galoppiert eine Hyperinflation. Die Währung ist abgestürzt, die Wirtschaft eingebrochen.

Nach der gewaltigen Explosion im Hafen von Beirut ist die Situation noch schlimmer. Zur wirtschaftlichen Katastrophe kommt eine humanitäre Notlage. Das «Tor zum Orient», wie das Land auch genannt wird, steht kurz vor dem Kollaps.

Zu den wichtigsten Schweizer Arbeitgebern im Land gehört der Lebensmittelgigant Nestlé. Zwei Fabriken betreibt der Konzern vor Ort. «Wir sind tief betroffen über die Auswirkungen der verheerenden Explosion in Beirut», sagt ein Sprecher auf Anfrage von BLICK. «Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Hinterbliebenen, den Verletzten und der ganzen Bevölkerung Libanons.»

Nestlé mit Regierung in Kontakt

Die Nestlé-Mitarbeiter seien in Sicherheit, der Betrieb könne aufrechterhalten werden, heisst es weiter. «Nestlé klärt derzeit mit der libanesischen Regierung ab, wie wir die Menschen in Beirut und in der Umgebung in dieser schwierigen Situation am besten unterstützen können.»

Die Katastrophe hat auch Folgen für andere Unternehmen aus der Schweiz. Der Libanon war einst ein wichtiger Absatzmarkt in der Region. Das Exportvolumen lag im Rekordjahr 2014 bei fast 500 Millionen Franken. Die Krise hat aber bereits Spuren hinterlassen. 2019 summierten sich die Exporte nur noch auf 340 Millionen. Das macht ein Minus von 160 Millionen Franken in fünf Jahren.

Besonders die Uhren- und Schmuckindustrie hat den Negativtrend zu spüren bekommen. Sie ist neben Pharma und Chemie der mit Abstand wichtigste Zweig in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Die Elite in Beirut deckt sich gerne mit Schweizer Schick ein.

Den Kugeln ausweichen

Im letzten Jahr summierten sich die Exporte nur noch auf knapp über 90 Millionen Franken. Im Rekordjahr 2014 war der Wert mehr als doppelt so hoch.

Es ist nicht der erste Niedergang des stolzen Landes. Bürgerkriege haben den Libanon in den 80er-Jahren zu einem Schutthaufen gemacht. Der heutige CEO des Genfer Riechstoff-Unternehmens Firmenich hat das seinerzeit hautnah miterlebt.

«Wir mussten bei Kerzenlicht lernen und auf dem Weg zur Universität den Kugeln ausweichen», sagte Gilbert Ghostine (60) unlängst in einem Interview.

Die Familie Hayek und der Libanon

Wurzeln im Libanon hat auch die Familie Hayek. «Mister Swatch» Nicolas Hayek senior (1928-2010) ist in Beirut aufgewachsen und hat das Land 1949 der Liebe wegen verlassen.

Immerhin das war ein Segen für die hiesige Industrie. Hayek, ganz dem Stereotypen des geschäftigen Libanesen entsprechend, bewies bereits früh einen guten Riecher für gute Geschäfte.

Er, der in eine wohlhabende Familie geboren wurde und sich in ein Au-Pair-Mädchen aus der Schweiz verliebte, liess zunächst das Geschäft des Schwiegervaters aufleben. Dann startete er in einem klitzekleinen Zimmerchen in Zürich in die Eigenständigkeit. Schliesslich avancierte er zum Retter der Uhrenindustrie.

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