Ab Montag dürfen Beizen auch in Innenräumen wieder Gäste empfangen. Das freut die Gäste. Aber vor allem auch Wirtinnen und Wirte im ganzen Land. «Endlich dürfen wir wieder richtig arbeiten!», freut sich Alexandra Oertle (36). Sie führt zusammen mit ihrem Gatten den Adler in Herisau. «Wir freuen uns riesig», sagt sie. Ohne viele Aussenplätze sei es schwierig gewesen.
Die Oertles haben es als Büezer-Beizer versucht. «Reich wurden wir damit aber nicht», sagt Oertle. Aber darum sei es gar nicht gegangen. «Hauptsache, wir konnten arbeiten und den Büezern eine warme Mahlzeit servieren.» Ihre vier Angestellten waren auf Kurzarbeit. «Die 20 bis 30 Menüs konnte ich auch allein zubereiten und servieren.» Das Ganze sei eine Herzensangelegenheit gewesen.
Nun freut sich Oertle, ihre Mitarbeitenden aus der Kurzarbeit zu holen. «Sie waren sechs Monate ohne Arbeit, das war nicht einfach.» Nun rechnet sie mit einem Nachholbedarf bei den Gästen. «Vor allem am Abend wird sicher viel los sein!», freut sich die Wirtin der traditionsreichen Beiz im Hauptort von Appenzell Ausserrhoden.
Reserviert, «bevor Berset entschieden hat»
Auch Ernst Bachmann (73), Gastro-Zürich-Verbandspräsident und Wirt des Restaurant Muggenbühl in Zürich, ist erleichtert. «Endlich dürfen wir unsere Gäste wieder in den Innenräumen empfangen», sagt er zu Blick.
Viele Stammkunden hätten schon reserviert. «Und zwar bevor Bundesrat Berset etwas entschieden hat. Am nächsten Montag haben wir die Bude schon fast voll», freut sich Bachmann. Auch er ist froh, baldmöglichst viele Angestellte aus der Kurzarbeit holen zu können.
«Ich muss zehn Kilo abspecken!»
Auch der Zürcher Gastrounternehmer Michel Péclard ist mehr als zufrieden. «Die Erleichterung ist riesig! Wir freuen uns alle, dass wir wieder normal arbeiten können. Drei Monate nichts zu machen, das war schwierig», sagt er zu Blick.
Auch finanziell sei der Entscheid des Bundesrats natürlich wichtig. «Wir durften nur draussen offen haben, und es hat fast immer geregnet. Es war für uns Wirte fast noch teurer, als wenn wir ganz hätten schliessen müssen.» Jammern mag er aber nicht. «Wir sind sehr dankbar, dass uns Bund und Kanton in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben. Das gibts auf der ganzen Welt sonst nirgends.» Am Montag rechnet er mit einem Grossansturm.
Péclard würde am liebsten schon morgen loslegen. «Wir sind parat. Die Leute haben sich so gefreut, haben sich vorbereitet. Unsere Köche haben während des Lockdowns dauernd neue Rezepte ausprobiert. Ich muss deshalb zehn Kilo abspecken», sagt Péclard und lacht.
«Ich bin überglücklich»
«Ich bin überglücklich, kann ich wieder aufmachen!», sagt Gaby Singenberger (52) zu Blick. Sie ist Geschäftsführerin des Restaurant Neu-Toggenburg in Wil SG. «Ab Montag arbeite ich wieder mit meiner Angestellten im Restaurant. In den letzten Monaten hab ich das Restaurant mit Take-away allein gemeistert.»
Die Lösung des Bundesrats, nur die Gartenwirtschaft aufzumachen, sei kein guter Entscheid gewesen. «Es war zu kalt, und der Aufwand mit Personal zu gross», sagt sie.
«Gäste haben noch zu sehr Angst»
Kritischer sieht die heute beschlossenen Öffnungen Peter Koller (72), Wirt des Bergrestaurants Gamplüt in Wildhaus SG. «Ich glaube nicht, dass die Leute nun in die Beizen sitzen. Die haben noch zu sehr Angst.»
Er ist so richtig sauer. «Dass wir die Restaurants nicht wie gewohnt aufmachen dürfen, ist reine Schikane. Wir haben jetzt viel Arbeit, um die Schutzmassnahmen zu befolgen. Ich bin mir sicher, dass sich das noch immer nicht rechnen wird», glaubt Koller.