Wer sich umhört, wohin es in die Ferien geht, wird eines feststellen: Marokko steht plötzlich überall auf der Liste. Die Arbeitskollegin reist im Sommer an den marokkanischen Strand. Blick-Leser Christoph Schaer (57) war im Februar dort unterwegs. Weltenbürger Schaer, der die Hälfte der Zeit in Argentinien lebt, ist nicht der typische Tourist. Er bereiste das nordafrikanische Land im Januar, gemeinsam mit seiner Frau Clara Cardinal (54) und den Kindern Joséphine (21), Pauline (19) und Jacques (17). Sie entschieden sich für einen Mix aus Städtetrip und Wüstentour. «Die Schnittstelle zwischen Ost und West ist sehr interessant. In Marokko werden Traditionen geschützt und doch ist man offen auf Neues», sagt der ursprüngliche Langenthaler zu Blick.
Spätestens seitdem Marokko gemeinsam mit Spanien und Portugal eine eigene Fussball-Weltmeisterschaft organisieren will, mauserte sich das nordafrikanische Land vom Geheimtipp zur Trend-Destination. Dieses Jahr ist das Land auf besten Weg, einen neuen Tourismus-Rekord aufzustellen. «Wir stellen ein starkes Interesse von Schweizer Kundinnen in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 fest», teilt Easyjet auf Anfrage mit. Auch Edelweiss beobachtet zunehmendes Interesse.
Verbindungen ausgebaut
Die Fluggesellschaften rechnen mit einem längerfristigen Trend. Edelweiss fliegt neu via Marrakesch an die Küstenstadt Agadir. «Wir werden ab Februar 2024 unser Angebot entsprechend weiter ausbauen, dies geschieht unter anderem neu mit Direktflügen nach Agadir», sagt eine Edelweiss-Sprecherin zu Blick. Easyjet hat die Strecke Basel und Genf nach Agadir bereits aufgenommen und die Kapazität nach Marrakesch erhöht.
Doch Marokko zieht nicht nur Abenteurer an. Auch bei den Reiseveranstaltern erfreut sich das Land zunehmender Beliebtheit. «Im Vergleich zu 2019 verzeichnen wir bei der Anzahl der TUI Gäste einen zweistelligen Zuwachs», so die TUI Medienstelle. Kuoni vermeldet stabile Nachfrage, bei Hotelplan hat das Interesse zugenommen. «Wir gehen davon aus, dass dieser Trend in den nächsten Jahren anhalten wird», sagt die Hotelplan-Mediensprecherin.
Was Blick-Leser erlebt haben
Doch was zieht plötzlich so viele Menschen ins Land am Mittelmeer? Markus (77) und Rita Pfenninger (69) aus Schaffhausen sind mit dem Wohnmobil sieben Wochen Marokko gereist, um dem Winter in der Schweiz zu entfliehen und Heizkosten zu sparen. «Wir brauchten nur rund 300 Franken pro Woche, am teuersten war der Diesel und die Überfahrt von Genua nach Tanger», erzählt Markus Pfenninger Blick. Der Schaffhauser, der vor vierzig Jahren schon einmal im Land der Atlas-Löwen reiste, war sehr erstaunt über die Entwicklung des Landes: «Heutzutage ist die Infrastruktur viel besser.»
Für Vogts hingegen war das freundliche Volk entscheidend. Blick-Leser Markus Vogt (83) verschenkte einem Marokkaner sogar seine Lieblingsturnschuhe. Der Weinfeldner und seine Frau Marianna (67) waren mit einer Freundin diesen Februar sechs Wochen mit dem Wohnmobil in Marokko. «Die Zeltplätze waren erstaunlich, wir konnten per App die verschiedenen Campingplätze finden und problemlos ansteuern», erzählt Vogt. Für ihn ist klar: «Bevor ich neunzig werde, gehen wir nochmals.»