Wincasa-Ärger in Binningen BL
Wer sich gegen Mietzinserhöhung wehrt, erhält Kündigungs- und Betreibungsdrohungen

Seit 25 Jahren lebt eine Bewohnerin an der Bruderholzstrasse in Binningen BL. Jetzt droht ihr die Verwaltung – weil sie sich gegen eine Mieterhöhung wehrt.
Publiziert: 27.02.2024 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2024 um 16:09 Uhr
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Mieter an der Bruderholzstrasse in Binningen zerbrechen sich momentan den Kopf. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Mieter-Ärger in Binningen BL: Nach einer Mieterhöhung ihrer Verwaltung ficht eine Bewohnerin die Anpassung an. Die Folgen? Sie erhält wiederholt Kündigungs- und Betreibungsdrohungen. Mittlerweile bestreiten 25 Parteien die Erhöhung. Die Wincasa weist währenddessen die Schuld von sich.

Doch alles von vorne. Anfangs Juni 2023 erhält die Bewohnerin der Bruderholzstrasse in Binningen BL einen Brief ihrer Hausverwaltung Wincasa. Per 1. Oktober soll der Mietzins ihrer 4,5-Zimmerwohnung um 148 Franken steigen. CH Media liegt das Schreiben vor und berichtete darüber. Die Mieterin lässt den Aufschlag vom Mieterverband Baselland prüfen.

Dieser glaubt, dass die Mietzinserhöhung deutlich zu hoch ausfällt. Die Bewohnerin ficht daraufhin die Vertragsänderung an. Bis eine Einigung vorliegt, gilt der Status quo, und die ältere Dame müsste lediglich die alte Miete bezahlen. Stattdessen erhält sie wiederholt Betreibungs- und Kündigungsdrohungen der Verwaltung.

Angst, das Zuhause zu verlieren

Die betroffene Mieterin lebt seit 25 Jahren in ihrer Wohnung. Sie weiss, dass sie im Recht ist. Trotzdem hat sie Angst, ihr Zuhause zu verlieren. Seit neun Monaten ist sie in ständiger Anspannung.

Alleine ist sie damit schon lange nicht mehr. 25 Parteien fechten die Mietzinserhöhung an. Dabei wird schnell klar: Es geht um mehr als nur eine zu hoch angesetzte Forderung. Einer Bewohnerin zufolge tut die Wincasa «weniger als das Nötigste» für die Liegenschaft.

Weitere Mieter beschweren sich über die katastrophale Erreichbarkeit der Verwaltung. Unbeantwortete Mails, das Telefon nehme sowieso niemand ab, ja sogar auf Einschreiben soll Wincasa nicht reagieren.

Was läuft da bei der Hausverwaltung?

Simon Roth, Co-Geschäftsleiter beim Mieterverband Baselland, kennt die Kommunikationsverweigerung. Er vermutet aber weniger böse Absicht als Überforderung: «Die haben viel zu wenig Personal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Spass macht, da zu arbeiten.»

Und was meint die Verwaltung? Diese sagt, sie könne sich aufgrund des laufenden Verfahrens zum konkreten Fall nicht äussern. Wincasa stellt sich zudem auf den Standpunkt, dass sie bloss der Immobiliendienstleister sei. Ob eine Mieterhöhung aufgrund der Referenzzinssatzanpassung erfolge, entscheide der Eigentümer. In diesem Fall ein Immobilienfonds der Credit Suisse.

Verfahren weiter hängig

Trotzdem gibt Wincasa gegenüber der Zeitung eine generelle Stellungnahme ab: «Leider ist es in der jüngsten Vergangenheit vorgekommen, dass in Einzelfällen fälschlicherweise Mahnungen und Kündigungsandrohungen versendet wurden.» Man habe die Mietenden entsprechend informiert und sich entschuldigt.

Die Bewohner, mit denen CH Media gesprochen hat, sagen jedoch, sie hätten nie eine Entschuldigung erhalten. Bis Ruhe in die Bruderholzstrasse einkehrt, müssen sich die Bewohner also noch gedulden. Oder die Wohnung räumen. Gemäss einem Mieter sind bereits zehn Parteien ausgezogen. (wgr)

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